Theorie

In diese Kategorie fallen Artikel, die sich mit unterschiedlichen Theorien befassen.

Bertolt Brecht Statue

Zusammenfassung von Bertolt Brechts Kleinem Organon für das Theater

Diese Zusammenfassung des Kleinen Organons für das Theater kann sich in keiner Weise auf Vollständigkeit berufen, weil die Theatertheorie von Bertolt Brecht schlicht zu komplex ausgeführt ist. Die wichtigsten Aussagen der 77 Paragraphen des Organons, sind aber so gut als möglich zusammengefasst worden. 

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 10. April 2024.

Vorrede

Bertolt Brecht will eine Ästhetik auf eine Theaterpraxis untersuchen, die seit einigen Jahrzehnten entwickelt wird. Angestrebt wurde ein Theater des wissenschaftlichen Zeitalters, welches nun auf seine Stellung in der Ästhetik geprüft oder zumindest angedacht werden soll. Brecht will das Theater als eine Stätte der Unterhaltung untersuchen, um herauszufinden, welche Ästhetik uns (ihm) zusagt:

  1. Brecht definiert Theater als etwas, das darin besteht, dass es lebende Abbildungen von überlieferten oder erdachten Geschehnissen zwischen Menschen herstellt, und zwar zur Unterhaltung. Dies gilt sowohl für neues als auch altes Theater.
  2. Brecht erweitert auf Geschehnisse zwischen Menschen und Göttern, um diese sogleich zu widerlegen und sich auf das Minimum zu beschränken. Theater muss allerdings eine Vergnügung blieben, da dies die «nobelste Funktion» ist, welche für Theater gefunden wurde.
  3. Theater müssen der Unterhaltung, dem Spass dienen und dürfe auf keinen Fall zur «einem Markt der Moral» werden. Es sollte sein Publikum auch nicht lehren wollen, ausser wenn man sich darin genussvoll in körperlicher und geistiger Hinsicht bewegt. Es soll etwas überflüssiges bleiben, was bedeutet, dass man für den Überfluss lebt, denn weniger als alles andere bräuchten Vergnügungen eine Verteidigung.
  4. Selbst Aristoteles Tragödientheorie sei nichts weiter, als zur Unterhaltung gedacht und Theater sei nicht aus den kultischen Mysterien und den daraus resultierenden Auszügen entstanden sei, sondern rein aus dem Vergnügen dieser Kulte entstanden.
  5. Der Kunst ist es egal, ob sie niedrig- oder hochstehen ist, solange sie damit die Leute vergnügt.
  6. Dagegen gibt es nach Bertolt Brecht schwache (einfache) und starke (zusammengesetzte) Vergnügungen, wobei er die Zusammengesetzten (komplexen) als Teil der grossen Dramatik sieht. Diese sind verzweigter, reicher, widersprüchlicher und folgenreicher in ihren Vermittlungen. (grosse Dramatik verstehe ich als die grossen Dramen der Literatur)
  7. Die Vergnügungen unterscheiden sich, je nach Zeit in welchen sie existierten. Die attische Demokratie wollte anders Unterhalten werden als König Ludwig der vierzehnte. Je nachdem musste Theater andere Abbildungen des menschlichen Zusammenlebens und in anderer Art zeigen.
  8. Brecht fügt an dieser Stelle Beispiele für die unterschiedlichen Situationen der Unterhaltung an, welche von den Hellenen und ihrer Unentrinnbarkeit göttlicher Gesetzlichkeiten, deren Unkenntnis nicht vor Strafe schützt, über die Franzosen mit Ihrer graziösen Selbstüberwindung zu den Engländern der elisabethanischen Ära und ihrer Selbstbespiegelung des sich frei austobenden neuen Individuums führt.
  9. Brecht sagt, dass die Vergnügungen an den unterschiedlichen Abbildungen kaum von dem Grad von der Ähnlichkeit des Abbilds mit dem Abgebildeten abhingen, sondern, dass Unkorrektheit, selbst starke Unwahrscheinlichkeit wenig bis gar nicht störte, solange diese eine gewisse Konsistenz hatte und die Unwahrscheinlichkeit von derselben Art blieb.
  10. Wenn man alle Abbildungen, welche seit der Antike im Theater gemacht wurden, berücksichtigt und dabei davon ausgeht, dass sie trotz ihrer Unkorrektheit und Unwahrscheinlichkeit unterhalten haben, stellen wir fest, dass diese uns auch heute noch unterhalten.
  11. Wenn wir uns an Abbildungen aus so verschiedenen Zeitaltern ergötzen können, was die Lebenden der damaligen Zeiten nicht tun konnten, müssen wir dann doch den Verdacht schöpfen, dass wir die Unterhaltung unseres eigenen Zeitalters noch gar nicht entdeckt haben.
  12. Brecht meint, dass wir die klassischen Werke mit einer neuen Methode, jener der Einfühlung interpretieren. Diese wären aber damals weniger wichtig gewesen. Wir speisen einen Grossteil unseres Genusses aus anderen Quellen als jene, welche von unseren Vorfahren verwendet wurden. Das Theater zeige immer primitivere und sorglosere Abbildungen menschlichen Zusammenlebens und unsere Art zu geniessen sei dabei unzeitgemäss zu werden.
  13. Da wir anders zu dem Abgebildeten stehen als unsere Vorfahren, sind es die Unstimmigkeiten in den Abbildungen der Geschehnisse, was unseren Genuss im Theater schmälern würde.
  14. Wenn wir nach einer unmittelbaren Unterhaltung suchen, nach einem umfassenden Vergnügen, dann müssen wir an uns als eine Gesellschaft (Brecht sagt Kinder) des wissenschaftlichen Zeitalters denken. Unser Leben sei von einem (ganz) neuen Umfang durch die Wissenschaft bestimmt.
  15. Brecht beschreibt in einer sehr poetischen Art und Weise die Industrialisierung und deren Massenproduktion in Grossfabriken.
  16. Brecht beschreibt poetisch, wie die Geschwindigkeit der Industrialisierung über die Generationen von seinem Grossvater bis zu seinem Sohn zunimmt. Er beschreibt die Zeitabschnitte von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, von Jahr zu Jahr und dann beinahe von Tag zu Tag. Er verwendet die Schreibmaschine, die bei seiner Geburt noch inexistent war, die Fahrzeuge, welche ihn in einer Geschwindigkeit bewegen würden, die sein Grossvater sich nicht vorstellen konnte, er fliege, was sein Vater nicht konnte, er telefonierte (sprach) mit seinem Vater über Kontinente hinweg und mit seinem Sohn habe er die bewegten Bilder (Fernsehen) der Explosion in Hiroshima gesehen.
  17. Die Wissenschaft habe zwar die Natur und die Umwelt stark geprägt, aber die Denk- und Fühlweise der Gesellschaft sei noch nicht berücksichtigt worden. Diese müsse von der wissenschaftlichen Denk- und Fühlweise noch durchdrungen werden.
  18. Aus Brechts Sicht wird Wissenschaft von einigen wenigen verwendet, um die Natur und andere Menschen auszubeuten und sich zu bereichern. Weiter wird ein immer grösserer Teil, von dem was der Fortschritt aller sein könnte, als Mittel für der Destruktion, nämlich für gewaltige Kriege verwendet (Brecht schrieb die meisten seiner theoretischen Schriften im Exil in den USA während des zweiten Weltkriegs. Quelle: VL Theatergeschichte des 20. Jh. Uni Bern HE 2021).
  19. Die neue Wissenschaft, die vor etwa hundert Jahren begründet worden sei, befasse sich mit dem Wesen der menschlichen Gesellschaft und entspringe aus dem Kampf der Beherrschten mit den Herrschenden. Seitdem sei etwas vom Wissenschaftlichen in der Arbeiterklasse vorhanden.
  20. Da sich nun aber sowohl Wissenschaft als auch Kunst das Leben der Menschen erleichtern sollen, das eine ist für den Unterhalt gedacht, das andere für die Unterhaltung. Hier verknüpft Brecht Kunst mit Wissenschaft, auf eine metaphorische Weise.
  21. Brecht stellt die Frage nach der Unterhaltung, die wir als Gesellschaft eines wissenschaftlichen Zeitalters in unserem Theater vergnüglich einnehmen wollen. Dabei spielen die Aspekte der produktiven Haltung gegenüber der Natur und gegenüber der Gesellschaft.
  22. Die Haltung, welche wir einnehmen wollen, sei eine kritische. Sie muss was immer Sie in Angriff nimmt Kultivieren, in unserem Fall muss sie die Gesellschaft Umwälzen. Brecht will seine (unsere) Abbildungen der Gesellschaft dem Theaterpublikum in ihre Herzen und Gehirne übermitteln, auf dass sie ihre Interessen, während dem Theaterschauen im Hinterkopf behalten, um sie danach nach ihrem Gutdünken in die Welt zu tragen und zu verändern.
  23. Theater muss zu den Arbeitern und Armen Leuten in die Vorstädte gehen und da gespielt werden, damit diese ihren Unterhalt ergattern (künstlerisch), unterhalten zu werden und selber (daraus) zu unterhalten (wirtschaftlich, wie ich das verstehe). Das Theater muss sich in der Wirklichkeit engagieren, um wirkungsvolle Abbilder der Wirklichkeit herstellen zu können und zu dürfen.
  24. Theater soll sich mit dem beschäftigen, was die Arbeiterklasse erfreut. Mit der Weisheit, welche von der Lösung der Probleme kommt, mit dem Zorn, in dem das Mitleid mit den Unterdrückten sich nützlich zeigen kann, mit dem Respekt vor der Respektierung des Menschlichen, das heisst dem Menschenfreundlichen.
  25. Daraus fliesst die Art und Weise wie Theater in seinem jeweiligen Kontext gemacht wird, was für die Zuschauenden erneut einen Genuss darstellen soll. Um dabei auch Kritik zu üben, muss das Theater nichts machen, kann aber viel tun. Selbst schwierige Themen (asozial) können der Gesellschaft Genuss bereiten, sofern sie lebendig und überzeugend (mit Grösse) auftritt.
  26. Die Zuschauenden in den gegenwärtigen Theatern seien reine Konsumenten, die zwar sehr wohl Vergnügen empfinden könnten, aber von jeglicher Tätigkeit entbunden seien. Dies sei ein unerwünschter Zustand.
  27. Brecht findet, dass man die Schauspielenden bewundern müsse, da sie mit einem dürftigen Abklatsch der Welt die Gefühle ihrer Zuschauenden so viel stärker bewegen könnten, als die Welt selbst es vermochte.
  28. Dabei sollten die Schauspielenden entschuldigt werden, sie können weder genauere Abbildungen der Welt noch ungenauere Abbildungen davon auf weniger magische Weise zeigen. Ausserdem ist den Zuschauenden vor allem wichtig, dass sie eine widerspruchsvolle Welt mit einer harmonischen vertauschen können, eine nicht besonders gut gekannte, mit einer die man träumen kann.
  29. In dieser Art sei das gegenwärtige Theater und es vermöge dadurch die wissenschaftliche Gesellschaft in eine eingeschüchterte, gläubige und gebannte Menge zu verwandeln.
  30. Brecht gesteht dem Theater ein, dass es seit etwa 50 Jahren etwas genauere Darstellungen der Gesellschaft zeigt, in dem es Figuren zeigte, die gewisse Übelstände aufwiesen oder sogar gegen die Gesamtstruktur der Gesellschaft rebellierten. Das Feld der menschlichen Beziehungen wurde sichtbar, aber nicht durchschaubar (sichtig) und die Empfindungen wurden auf die alte magische Art erzeugt, was Brecht kritisiert.
  31. Der wissenschaftliche Geist würde in den (Natur)wissenschaft festgehalten ohne auf die Geisteswissenschaft (menschliche Beziehungen) übertragen zu werden, was dadurch auch das Theater betrifft.
  32. Da wir herausgefunden haben, dass uns etwas vorenthalten wird, sollten wir den Vorhang dafür aufziehen.
  33. Das Theater wie es vorgefunden wird, zeigt die gegenwärtige Struktur der Gesellschaft auf der Bühne, die nicht beeinflussbar ist durch die Zuschauenden als Repräsentanten der Gesellschaft. Die überall Menschenopfer zeigt. Das Barbarische hat eine Kunst erschaffen. Machen wir eine andere.
  34. Brecht hat mit der Einfühlung in die Figuren auf der Bühne mühe. Er findet, dass die Zuschauenden dadurch nur das Milieu erfahren, was gezeigt wird, aber keine weitere Erkenntnis in Bezug auf die Gesellschaft erlangen.
  35. «Wir brauchen Theater, das nicht nur Empfindungen, Einblicke und Impulse ermöglicht, die das jeweilige historische Feld der menschlichen Beziehungen erlaubt, auf dem die Handlungen jeweils stattfinden, sondern das Gedanken und Gefühle verwendet und erzeugt, die bei der Veränderung des Feldes selbst eine Rolle spielen.» (Wörtliche Zitierung)
  36. Das Feld muss in seiner historischen Relativität gezeigt werden können. Dies bedeutet, dass die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen in ihrer Eigenheit gezeigt werden müssen und ihre Vergänglichkeit im Auge behalten, so dass auch unsere Zeit schon als vergänglich eingesehen werden kann.
  37. Wenn die Figuren auf der Bühne durch gesellschaftliche und je nach Epoche unterschiedliche Triebkräfte bewegt werden, dann erschweren wir dem Zuschauenden sich einzuleben. Die Zuschauenden können nicht bloss fühlen, sondern können höchstens zur Erkenntnis kommen, dass die Umstände, unter denen die Figuren handeln sonderbar sind und daraus erkennen, dass auch ihre Umstände, unter denen sie handeln, ebenfalls sonderbar sind und dies ist der Beginn der Kritik.
  38. Die «historischen Bedingungen» müssen als von Menschen gemacht erachtet werden (und auch, dass sie von ihnen geändert werden).
  39. Erst fragt sich Brecht, ob eine Person, die ihrer Epoche entsprechend spricht (antwortet) und in anderen Epochen dies ebenfalls tut, einfach alle darstellt. Daraus leitet er ab, dass jeder aus seiner Lage (Klasse) und seiner Zeit sprechen (antworten) würde. Darin sieht Brecht, dass der Zeitgeist im Sprechen mitschwingt.
  40. Dieser Zeitgeist im Sprechen erfordert eine Spielweise, die den Geist der Zuschauenden frei und beweglich hält. Der Geist muss, während dem Zuschauen laufend fiktive Montagen vornehmen können, durch welche die gesellschaftlichen Strukturen (Triebkräfte) in Gedanken abgeschaltet oder ersetzt werden. Durch dieses Verfahren bekommt das Bühnengeschehen etwas Unnatürliches wodurch die gesellschaftliche Struktur ebenfalls unnatürlich wird und handelbar wird. (Ich würde für die heutige Zeit das Wort «verhandelbar» verwenden.)
  41. Aus diesem unnatürlichen Bühnengeschehen sollten neue Arten von Gesprächen zwischen den Darstellenden des Proletariats (Landarbeiter) auf der Bühne geschehen. Die Zuschauenden sollten dadurch eine Idee für einen neuen Zeitgeist erhalten.
  42. Brecht referenziert auf die Spielweise am Schiffbauerdammtheater in Berlin zwischen den beiden Weltkriegen, die durch den «Verfremdungseffekt» (V-Effekt) ein Bühnengeschehen erschuf, dass seinem Konzept entspricht. (Die Bühne wahr zuerst, Brecht hat das Konzept nur verschriftlicht.) Die Effekte verhindern die Einfühlung, allerdings bezwecken sie etwas anderes als die Verfremdungseffekte aus der Antike (Masken).
  43. Die alten Verfremdungseffekte hätten etwas bizarres im Gegensatz zu den neuen Effekten, die weil sie wissenschaftlich betrachtet werden und dadurch das Fremde annehmen können. Die neuen Verfremdungseffekte sollen den beeinflussbaren Vorgängen den Stempel des vertraut sein wegnehmen, um die Zuschauenden vor dem Einfühlen (Eingriff) zu bewahren.
  44. Brecht sieht den Menschen als Gewohnheitstier, denn was immer dem Menschen vertraut ist, hinterfragt er nicht. Deshalb braucht das Theater die Verfremdungseffekte, denn durch sie bringt es das Publikum zum Wundern und daraus zum Denken, deshalb muss das Vertraute verfremdet werden.
  45. Die Methode, um diese Verfremdung zu erreichen, behandelt die gesellschaftlichen Zustände als Prozesse und verfolgt diese in Ihrer Widersprüchlichkeit. Für sie existiert alles nur, indem es sich wandelt und darum in Uneinigkeit mit sich selbst ist. Diese Uneinigkeit gilt auch für die Gefühle, Meinungen und Haltungen der Menschen, durch die ihre Art des gesellschaftlichen Zusammenlebens sich ausdrückt.
  46. Unser Zeitalter hat die Lust einzugreifen, denn es könne viel aus dem Menschen gemacht werden. Er muss von aussen verändert werden, deshalb muss man sich ihm, uns alle vertretend, gegenübersetzen. Darum muss Theater, das was es zeigt verfremden.
  47. Die Schauspielenden dürfen sich nicht in Trance versetzen, damit sie das Publikum nicht in Trance versetzen. Sie müssen locker bleiben und nüchtern sprechen (nicht einlullen).
  48. Die Schauspielenden dürfen sich niemals restlos Verwandeln, sondern ihre Figur lediglich zeigen. Seine Gefühle muss er von der Figur fernhalten, damit auch das Publikum seine Gefühle nicht projiziert. Es muss völlige emotionale Freiheit haben.
  49. Die Schauspielenden sind immer zwei Identitäten auf der Bühne, die beide ersichtlich sein müssen. Zum einen müssen sie sich selbst sein und zum anderen die Figur zeigen. Dieser Vorgang ist «die epische» Spielweise, da der profane Vorgang gezeigt wird.
  50. Die Schauspielenden sollen ruhig zeigen, dass sie den Verlauf des Stücks kennen und dieses schon zuvor gespielt haben. Sie dürfen dieses «mehr wissen als die Figur» zeigen.
  51. Dies ist besonders bei Massenereignissen, welche die Umwelt stark verändern besonders wichtig, also bei der Darstellung von Kriegen und Revolutionen. Weiter soll das Gesprochene beim Zuschauenden sowohl als effektive Stimme aber auch in neuer Form gedacht werden können.
  52. Bertolt wünscht sich Widersprüchlichkeit und Experimentierbedingungen, damit die Widersprüche von Taten und Charakter wirklicher Menschen aufgezeigt werden können. Denn im Theater soll die Gesellschaft grundsätzlich als ein Experiment betrachtet werden.
  53. Als Methode der Beobachtung darf Einfühlung, während der Proben verwendet werden, doch muss sie von realen Beispielen, also echten dem Schauspielenden bekannten Menschen abgeleitet werden, denn die Einheit der Figur entsteht aus den einzelnen Eigenschaften, die sich widersprechen.
  54. Die Beobachtung sieht Brecht als Hauptteil der Schauspielkunst an, denn die Schauspielenden beobachten ihre Mitmenschen mit all ihren Eigenschaften (Muskeln und Nerven), in einem Akt der Mimesis (Nachahmung), der zugleich ein Denkprozess ist. Denn die Schauspielenden müssen ihr tun jeweils reflektieren (bedenken).
  55. Wenn die Schauspielenden nicht nachplapperer (Papagei) oder Nachmacher (Affe) sein wollen, müssen sie Erfahrungen in der Gesellschaft sammeln (Kämpfe der Klassen mitkämpfen). Denn die Welt wird auf der Erde verändert nicht in schöngeistigen Gedanken. Dazu kommt, dass die Gesellschaft kein gemeinsames Sprachrohr hat, solange sie in Klassen gespalten ist, weshalb für die Kunst «unparteiisch zu sein» einfach bedeutet «zur herrschenden» Partei zu gehören.
  56. Die Wahl des Standpunktes ist ein weiterer Hauptteil der Schauspielkunst, der aber ausserhalb des Theaters gewählt werden muss (eben in der Gesellschaft). Die Umgestaltung der Gesellschaft ist ein Befreiungsakt und es ist die Freiheit, die ein Theater des wissenschaftlichen Zeitalters vermitteln sollte.
  57. Aus dem gewählten politischen Standpunkt haben die Schauspielenden die Rolle zu lesen. Dabei sollen sie eben nicht das natürliche, das menschliche Wählen, sondern das «Nicht-Sondern», das Ungemässe, das Spezielle einbringen, damit das Publikum die beeinflussbare Seite der Rolle sieht. Die Figur muss dem Publikum weniger eingehen, sondern auffallen.
  58. Figuren müssen gemeinsam von allen Schauspielenden erarbeitet werden. Damit die kleinste gesellschaftliche Einheit von zwei Menschen in der Arbeit gewährleistet ist. Bertolt schreibt hier noch dazu: «Auch im Leben bauen wir uns gegenseitig auf.»
  59. Bertolt wünscht sich diese gemeinsame Erarbeitung der Figuren auch, damit Stars sich mehr ins Ensemble eingliedern und die Verhältnisse der Rollen zueinander ausgelotet werden können. Weiter sieht er in der Besetzung von Männerfiguren durch Frauen oder umgekehrt eine Verdeutlichung des Figurengeschlechts und wenn sie von einer komischen Person gespielt wird, dass sie neue Aspekte gewinnen kann.
  60. Durch die gemeinsame Erarbeitung der Rollen erfahren die Schauspielenden mehr darüber, wie sie von den anderen Figuren behandelt werden und somit mehr über ihre eigene Figur.
  61. Bei den mimischen und gestischen Bewegungen ist darauf zu achten, dass diese trotz der notwendigen Verstärkung nichts von ihrer Aussage verlieren, sondern die ganze Aussage nur verstärken.
  62. Die Schauspielenden sollen kritisch den vielfältigen Aussagen ihrer Figuren und den Aussagen ihrer Gegenfiguren, sowie den Aussagen aller anderen Figuren folgen.
  63. Am Beispiel seiner Hauptfigur im gleichnamigen Stück «Galilei» zeigt Brecht, wie eine Figur im eignen Widerspruch steht.
  64. Über Gesten erfahren die Schauspielenden die Figur, weil sie sich durch sie der gesamten «Fabel» bemächtigen. Erst durch das Erfassen des Ganzen, kommt er zur ganzheitlichen Figur. Wenn die Schauspielenden alle Wiedersprüche ihrer Figur erforscht haben können sie durch die Fabel die Widersprüche zusammenfügen und auch das Publikum über die Widersprüche wundern lassen.
  65. Die «Fabel» ist mitunter das wichtigste an der theatralen Aufführung, denn sie ist die Gesamtkomposition aller gestischen Vorgänge, welche die Mitteilung und Impulse beinhaltet, die das Vergnügen des Publikums ausmachen.
  66. Jedes Einzelereignis hat seinen Grundgestus. Die Schönheit der Gesten muss aber vor allem durch die Eleganz gewonnen werden, in der sie vorgeführt werden.
  67. Die Geschehnisse einer Fabel sind so zu verknüpfen, dass die Knoten auffällig werden. Das Publikum muss darüber Urteilen können. An dieser Stelle ist die Verfremdung gefragt. Dabei soll die Struktur der Fabel ein Stückchen im Stück sein, (also Nummerndramaturgie) welches durch Titel angekündigt wird. Auf diesen Titeln muss die Pointe der Szene und die wünschenswerte Art der Darstellung erfasst sein. Dann versucht Brecht unterschiedliche Erzählarten zu erläutern, die er dann aber wie folgt zusammenfasst: «es sind viele Erzählungsarten denkbar, bekannte und noch zu erfindende.»
  68. Die Verfremdung soll vom Stück und den Interessen seiner Zeit abhängen. Auf Grundlage des Stücks Hamlet von William Shakespeare versucht Brecht zu erläutern, wie dieser an der Vernunft, welche er an der Universität gelernt hat, in seinem unvernünftigen Umfeld, scheitert. Seine theoretische Vernunft nützt ihm in der Praxis nichts. Das wäre eine Leseart, die nach Brecht umgesetzt werden könnte. Er geht davon aus, dass diese auch seinem Publikum entsprechen würde.
  69. Brecht sieht in allen Vormärschen der Emanzipation, also im gesellschaftlichen Wandel, die Möglichkeit das Los der Menschheit zu bessern. Sie verschaffen ein Gefühl des Triumphs und des Zutrauens und einen Genuss am Wandel der Dinge.
  70. Die Interpretation der Fabel und ihre Vermittlung durch die Verfremdung ist die Hauptaufgabe des Theaters. (Ja, wir haben es verstanden Bertolt!) Alle sind an dieser Auslegung der Fabel beteiligt, Schauspielende, Bühnenbildende, Maskenbildende, Kostümbildende, Musizierende und Choreografierende. In der Zusammenarbeit bewahren sie aber ihre Selbständigkeit.
  71. Der Gestus des Zeigens wird durch die Lieder im Stück betont. Deshalb sollen die Schauspielenden während der Lieder nicht singen, sondern möglichst davon absetzen (also Sprechgesang oder Sprechen). Am besten werden dazu noch theatralische Massnahmen, wie Beleuchtungswechsel oder Betitelung eingesetzt. Die Musik sollte mehr stören als einlullen. Er nennt als gutes Beispiel Eislers Musik zur Fastnachtsszene im Stück «Galilei».
  72. Der Musizierenden erhalten Freiheit dadurch, dass sie das Publikum nicht mehr einlullen müssen. Gleichermassen kriegen die Bühnenbildenden eine Freiheit, weil sie keine illusorischen, realistischen Bühnenbilder mehr bauen müssen. Sie sollen nur Andeutungen machen, die aber geschichtlich oder gesellschaftlich interessanteres aussagen als ihre Gegenwart. Das Piscatortheater wird hier erwähnt.
  73. Die Choreografierenden sollen die Stilisierung des Natürlichen nicht aufheben, sondern steigern. Denn in einem Theater, welches aus der Geste aufgebaut ist, kann eine Choreografie nur gelingen. Schon die Eleganz einer Bewegung und die Anmut einer Aufstellung verfremdet und die Pantomime ist der Fabel dienlich.
  74. Die Beteiligten Abteilungen und Berufe einer Produktion, sollen in gemeinsamer Zusammenarbeit sich gegenseitig verfremden.
  75. Sie alle sollen das Publikum des wissenschaftlichen Zeitalters unterhalten und das sinnlich und heiter. Den dies fehlt der Deutschen Kultur im Besonderen (stark zusammengefasst).
  76. Die fertiggestellten Abbildungen müssen in völliger Wachheit abgeliefert werden, damit sie in Wachheit empfangen werden können. (Herbert Fischer würde hier von gesunder Konzentration sprechen.) Das Spiel muss die Energie von etwas Fertigem haben, das dem Publikum ausgehändigt wird.
  77. Das gespielte (Abbildungen) muss vor dem gezeigten (Abgebildeten) zurücktreten. Dadurch lässt das Theater den Zuschauenden über das (Zu)schauen hinaus produktiv sein (also während dem Stück nachdenken). Der Arbeiter soll im Theater seine eigene Arbeit als Unterhaltung geniessen und zugleich an seiner unaufhörlichen Verwandlung erschrecken. Im Theater soll er sich in der leichtesten Weise produzieren, denn die leichteste Weise der Existenz ist in der Kunst.
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Beste Grüsse,
Isabel

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Komplette Zusammenfassung der Poetik von Aristoteles

Die komplette Zusammenfassung der Poetik von Aristoteles

Die Poetik von Aristoteles ist uns leider nur fragmentarisch überliefert worden und deshalb etwas sperrig zu lesen. Einige Teile fehlen und der vermutete zweite Teil, den über die Komödie, ging ganz verloren. Trotzdem habe ich versucht seine Dichtungstheorie so gut als möglich zu verstehen und so sinnvoll, wie es mir möglich war, zusammenzufassen.

Möglicherweise hilft dir auch dieser Artikel zu den 10 wichtigsten Konzepten aus der Poetik von Aristoteles. Übrigens war sein Text zur Poetik nicht zur Veröffentlichung gedacht, sondern mehr als ein Text für eine Vorlesung vorgesehen. Dies ist deshalb eindeutig, weil der Text nicht in Dialogform, sondern in Aufsatzform geschrieben wurde.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 12. März 2021, letzte Aktualisierung: 7. Juli 2023.

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Kapitel 1: Das erste Unterscheidungsmerkmal

Die Poetik von Aristoteles handelt von der Dichtkunst selbst, von ihren Gattungen, deren Wirkungen und wie die Handlungen zusammengefügt werden muss, damit eine gute Dichtung entsteht.

Alle Formen der Darstellung, egal ob Epik, Tragödie, Komödie, Dithyrambendichtung (Art der Chorlyrik für den Gott Dionysos), Flöten- und Zitherspiel sind Arten der Nachahmung. Allerdings unterscheiden sich diese Gattungen durch jeweils drei Faktoren: entweder dadurch, dass sie verschiedene Mittel verwenden oder dadurch, dass sie je verschiedene Gegenstände behandeln oder dadurch, dass sie auf unterschiedliche Weise nachahmen.

Drei Mittel sind für die Gattungen der Nachahmung grundlegend: Rhythmus, Sprache und Melodie. Einige Gattungen benötigen nur eines dieser Mittel, andere benötigen mehrere davon.

Kapitel 2: Das zweite Unterscheidungsmerkmal

In den verschiedenen Gattungen werden handelnde Menschen nachgeahmt. Diese sind in erster Linie gut oder schlecht, da ihr Charakter entweder in Schlechtigkeit oder Güte überwiegt. Demnach werden Handelnde nachgeahmt, die entweder besser oder schlechter sind als wir oder uns ähnlich sind. Zur Veranschaulichung nennt Aristoteles je drei Beispiele aus der Malerei und der Dichtkunst. Der erste grosse Unterschied zwischen Tragödie und Komödie ist für Aristoteles, dass die Komödie schlechtere Menschen und die Tragödie bessere Menschen nachahmen, als diese in der Wirklichkeit vorkommen. Uns ähnliche Menschen fallen in diesen Gattungen anscheinend weg.

Kapitel 3: Das dritte Unterscheidungsmerkmal

Das dritte Unterscheidungsmerkmal ist die Art und Weise, wie eine Nachahmung von statten geht. Dabei bezieht sich Aristoteles eigentlich nur auf die Dichtung im engeren Sinne, versucht dieses Konzept auf alle nachahmenden Gattungen auszuweiten. Aristoteles bezeichnet die Werke von Homer und Aristophanes als «Dramen», da sie «sich Betätigende» nachahmen. Dann stellt Aristoteles noch einige Vermutungen zu der Wortherkunft für den Begriff der Komödie an, von welchen jene der Dorer vom Wort «komai», was Vorort bedeutet, als richtig vermutet wird. Diese beinhaltet einen Festzug für den Gott Dionysios (wahrscheinlich durch Vororte).

Kapitel 4: Entstehung der Dichtkunst

Nach Aristoteles haben zwei natürliche Ursachen die Dichtkunst hervorgebracht: Zum einen die Nachahmung (Mimesis), welche dem Menschen von der Kindheit an gegeben sei und zum anderen den Rhythmus und die Melodie, welche zu Versen als Einheiten von Rhythmen geführt haben. Jene Personen, welche nun besonders begabt in Rhythmus und Melodie waren, haben aus der Improvisation die Dichtkunst hervorgebracht. 

Dann geht Aristoteles auf die Geschichte der Tragödie und Komödie ein. Er glaubt, dass edlere Dichter Preislieder und Hymnen, also Handlungen von guten Menschen hervorgebracht haben und dass die gewöhnlichen Dichter Handlungen von Schlechteren, also Rügelieder, gedichtet haben.

Aristoteles verknüpft die jambische Dichtung mit der Komödie, da diese ursprünglich aus dem Spottvers stamme. Der Tragik schreibt er die heroische Dichtung zu, welche er als Epik bezeichnet. Die epische Dichtform findet man also, nach Aristoteles, in der Tragödie wieder.

Die Tragödie entstand aus der Improvisation während des Dithyrambus, machte dann einen ausgiebigen Entwicklungsprozess durch bis schliesslich die uns bekannte Form der Tragödie entstanden war. Den Entwicklungsprozess gliedert Aristoteles wie folgt:

Vom Chor zur Tragödie
1. Nur Chor und ein Schauspieler
2. Aischylos: weniger Chorpassagen und zwei Schauspieler
3. Sophokles: weniger Chorpassagen, drei Schauspieler und das Bühnenbild

Der Prozess der Dichtform
1. Dithyrambus: Chorlyrik (Kultlied zu Ehren des Dionysos)
2. Satyrisch: Ein Satyrspiel ähnliche Vorstufe mit drei Merkmalen:

  1.  Kurze Handlung
  2. Auf Lachen zielende Diktion
  3. Trochäische Tetrameter als geeignetes Versmass (da tänzerische Wiedergabe)

3. Das Satyrische wurde bereits abgestreift. Die Dichtform hat sich zum Jambus gewandelt, da der Dialog eingebaut wurde und der Jambus für Dialoge am geeignetsten war. Aristoteles beweist dies daran, dass der Jambus in der Alltagssprache des antiken Griechenlands natürlicherweise verwendet wurde. 

Kapitel 5: Unterschiede zwischen der Tragödie und der Komödie

Die Komödie ahmt schlechte Menschen nach. Allerdings ist diese Schlechtigkeit auf das lächerliche im Hässlichen zu beziehen. Die Lächerlichkeit ist nach Aristoteles ein mit Hässlichkeit verbundener Fehler, welcher aber keinen Schmerz und kein Verderben verursacht (im Gegensatz zur Tragödie). Komödien etablierten sich etwa 50 Jahre nach der Tragödie, weshalb ihre Geschichte nach Aristoteles unklarer (im Dunkeln) ist.

Die Epik ist der Tragödie darin ähnlich, dass beide von guten Menschen handeln, wobei die Epik nur ein einziges Versmass verwendet und den Text berichtend überliefert wird. Ein weiterer Unterschied bilden die Zeiträume, in denen die Handlungen spielen. Während bei der Epik Jahrzehnte erzählt werden können (Odyssee) werden bei der Tragödie meist Handlungen von 24 Stunden (eines einzigen Sonnenumlaufs) wiedergegeben.

Alle Teile der Epik sind auch in der Tragödie vorhanden, aber nicht alle Teile der Tragödie sind in der Epik vorhanden. Daher kann ein geschultes Auge für Tragödien sowohl bei derselben als auch bei den Epen die Qualität der Handlung beurteilen.

Kapitel 6: Bestimmung der Tragödie

Die Bestimmung der Tragödie ist es, im Zuschauenden Jammern und Schaudern auszulösen und so den Zuschauenden vom Übermass dieser Emotionen, welche in ihm schlummern, zu «reinigen».
In der Tragödie werden die Dialoge in Versen und Rhythmen gesprochen, die Chorlieder aber durch Melodie vertont. Nach Aristoteles vollführen handelnde Personen eine Nachahmung, welche durch Charakter und Erkenntnisfähigkeit bestimmt wird. Er meint damit die Rolle, welche durch ihr Handeln ihren Charakter zeigt und durch diesen ihr Glück oder Unglück bestimmt.

Weiter teilt Aristoteles eine Tragödie in sechs qualitative Teile ein, welche er in drei Kategorien gliedert

  1. Eine Art: Die Inszenierung
  2. Zwei Mittel: Melodik und Sprache
  3. Drei Gegenstände: Mythos, Charaktere, Erkenntnisfähigkeit

Aristoteles definiert weiter, dass nur eine Zusammenfügung von Geschehnissen, also mehrere verwobene Handlungsstränge zu einer echten Tragödie führen können.

Die Nachahmung von Handlung ist der Mythos. Unter dem Mythos versteht Aristoteles die Zusammensetzung der Geschehnisse (welche eben aus ihnen selbst heraus entstehen sollen).
Die Charaktere sind die Wertung der Handlung des Nachahmenden (gut/schlecht).
Die Erkenntnisfähigkeit ist das, was sie in ihren Reden aussagen oder wodurch sie urteilen.
Der wichtigste Teil ist die Zusammenfügung der Geschehnisse (und auch der schwerste).

Um den Charakter zu spielen, fügt sich der Schauspielende der Handlung des Stücks, deshalb bestimmt die Handlung das Glück oder Unglück der Figur und bestimmt auch die Beschaffenheit ihres Charakters. Ohne Handlung wäre keine Tragödie möglich, sehr wohl aber ohne Charakter einer Figur.

Jedenfalls definiert und kategorisiert Aristoteles folgende vier Punkte in genannter Reihenfolge als wichtig für die Tragödie

  1. Mythos: als Fundament für die Tragödie
  2. Charaktere: als spezifisch Handelnde
  3. Erkenntnisfähigkeit: als Neigung und Beschaffenheit der Figur/Rolle
  4. Sprache: zur Verständigung im Allgemeinen

Kapitel 7: Länge der Tragödie

Da die Zusammenfügung der Geschehnisse grundlegend ist, behandelt Aristoteles diese im Kapitel sieben ausführlich. Die Handlung muss in sich geschlossen und ganzheitlich sein und einer bestimmten Länge entsprechen (24h). Als ganzes wird etwas mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende bezeichnet. Aristoteles definiert also die Dreiteilung der Tragödie in Anfang, Mitte und Ende. Er bestimmt diese Begriffe Anfang, Ende und Mitte so, wie sie dem heutigen Verständnis entsprechen (S.25).

Wichtig bei der Zusammenfügung der Geschehnisse ist die Berücksichtigung der Länge und der Anordnung. Die Handlungen einer Tragödie bedürfen einer bestimmten Länge und Anordnung, damit sich diese beim Publikum einprägen. Wenn dies nicht der Fall ist, tritt die eigentliche Wirkung der Tragödie, welche durch Jammern und Schaudern zur «Reinigung» (Katharsis) führt, nicht ein.

Die Länge des Stücks muss, so Aristoteles, durch die Handlung bestimmt werden. Die Handlung muss so lange sein, dass der Glücksumschwung des Helden erzählt werden kann. Die Geschichte des Helden ist also so lange zu erzählen, bis jener sich durch einen selbst verursachten Fehler (hamartía) ins Unglück bringt.

Kapitel 8: Anordnung der Geschichte

Der Held alleine bestimmt nicht die Einheit des Stücks, sondern die Anordnung der Geschehnisse in der Handlung bestimmen diese Einheit. Als Beispiel bringt Aristoteles die Odyssee von Homer, in welcher gewisse Elemente der Erzählung bewusst ausgelassen werden oder als Rückblenden zum richtigen Zeitpunkt, von anderen Personen als dem Helden, eingeflochten werden. Aristoteles befürwortet eine anachronische (Erzählung mit vor- und rückblenden) Erzählweise, welche Ellipsen enthält. Erzähltes darf nur in der Geschichte vorhanden sein, wenn es diese massgeblich beeinflusst.

Kapitel 9: Unterschied zwischen Geschichtsschreibenden und Dichtenden

Aristoteles unterscheidet Geschichtsschreibende und Dichtende wie folgt: Der Erste beschreibt, was wirklich geschehen ist. Der Zweite beschreibt, was geschehen sein könnte. Dies macht, nach Aristoteles, die Dichtung zu einem philosophischen Gegenstand.

Dichtung: behandelt Allgemeines
Geschichtsschreibung: behandelt Spezifisches

Dichtung will das allgemeine Wesen des Menschen einfangen.

Komödien seien, nach Aristoteles, nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit aufgebaut. Die Dichter der Komödien erstellen zuerst das Stück und die Handlung(en) und geben den Figuren erst zum Ende Namen. Tragödien handeln von Personen, welche wirklich gelebt haben. Aristoteles begründet dies damit, dass wirklich geschehenes glaubwürdig ist.

Man darf Tragödien aber auch erfinden, so wie dies «Agathon» im Stück «Antheus» tat. Es bereite trotzdem vergnügen. Daraus schliesst Aristoteles, dass Dichter mehr mit Fabeln zu tun haben als mit Versen: Denn Dichter beschreiben Handlungen und Handlungen dürfen erfunden sein, solange sie mit gewisser Wahrscheinlichkeit hätten geschehen können.

Die Schauspieler der attischen Antike mochten Theaterstücke mit Deklamationen lieber, da sie mit diesen ihre rhetorischen Fähigkeiten zur Schau stellen konnten. Nach Aristoteles ziehen diese das Stück aber unnötigerweise in die Länge und würden den Zusammenhang der Handlung zerreissen. Eine Nachahmung bedingt eine geschlossene Handlung, aber auch Schaudererregendes und Jammervolles.

Kapitel 10: Einfache und komplizierte Handlungen

Jammern und Schaudern entstehen vor allem dann, wenn die Ereignisse überraschend eintreten und trotzdem auseinander hervorgehen. Dabei unterscheidet Aristoteles zwei Arten der Handlungen, die Einfachen und die Komplizierten. Einfache Handlungen bilden eine Einheit, vollziehen aber ihre Wende (Glücksumschwung) ohne Wiedererkennung. Im Gegensatz dazu vollzieht eine komplizierte Handlung eine Einheit und eine Wende mit Wiedererkennung. (Eine Wende, in der sich Personen wiedererkennen.)

Dies geht daraus hervor, ob ein Ereignis infolge eines anderen entsteht oder ob ein Ereignis nach dem anderen geschieht. Die Wende definiert Aristoteles als den Umschlag von dem was erreicht werden soll, in das Gegenteil davon. Die Wende untersteht dabei den Gesetzmässigkeiten von Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit.

Kapitel 11: Definition der Wiedererkennung

Die Wiedererkennung definiert Aristoteles als den Umschlag von Unkenntnis in (Er-)Kenntnis. Am besten sollte die Wiedererkennung mit der Wende (Peripetie) eintreten. Die Wiedererkennung kann auch Gegenstände und Taten beinhalten, allerdings distanziert sich Aristoteles von diesen beiden Möglichkeiten und fokussiert auf die Wiedererkennung von Personen, da diese am besten zur Fabel und zur Handlung passt.

Dies begründet Aristoteles dadurch, dass nur die Wiedererkennung von Personen mit einer zusammenfallenden Peripetie «Jammer und Schauder» hervorruft und dies ist, durch die daraus folgende Katharsis, der Sinn einer Tragödie. Weiter entsteht aus diesem Zusammenfallen das Glück oder das Unglück (im Fall der Tragödie eher das Unglück) der Personen.

Deshalb fokussiert Aristoteles auf die Wiedererkennung von Personen, in welchem die eine Person im Verhältnis zur anderen Person steht und sich bald beide gegenseitig wiedererkennen.
Die Peripetie und die Wiedererkennung sind zwei Teile der Fabel einer Tragödie, der dritte Teil ist das Leid. Leid bedeuten in der aristotelischen Tragödie Todesfälle auf offener Bühne, heftige Schmerzen, Verwundungen und dergleichen mehr.

Kapitel 12: Teile einer Tragödie

Eine Tragödie besteht ausfolgenden Teilen
Prolog: Ganzer Teil der Tragödie vor dem Einzug des Chors
Parodos: Der erste ganze Teil, den der Chor vorträgt
Episode: Der ganze Teil der Tragödie zwischen ganzen Chorliedern
Stasimon: Standlied des Chors (zu Aristoteles Zeiten ohne Anapäst und Trochäus)
Exodos: Der ganze Teil der Tragödie nach dem letzten Chorlied

Eine Besonderheit gibt es nur in der Tragödie: Den Kommos; ein vom Chor und vom Solosänger gemeinsam gesungenes Klagelied.

Kapitel 13: Definition des tragischen Helden

Keine tragischen Helden sind

1. Makellose Männer im tragischen Glücksumschwung, dies wäre nach Aristoteles abscheulich, da der Glaube an eine sinnvolle Weltordnung zerstört würde.

2. Der Schuft, welcher vom Unglück ins Glück findet. Dieses Szenario ist zu untragisch, da es weder menschenfreundlich (natürlich) noch schaudererregend oder jammervoll sei.

3. Der ganz schlechte Mensch, welcher einen Umschlag vom Glück ins Unglück erlebt. Dieses Szenario ist zwar menschenfreundlich, aber ohne Jammer noch Schauder. Denn der Jammer stellt sich beim Publikum nur ein, wenn dies einem Menschen passiert, der sein Unglück nicht verdient hat und ein schlechter Mensch verdient dies. Zum anderen stellt sich der Schauder nur bei Publikum ein, wenn der tragische Held dem Publikum in gewisser Weise ähnelt, was ein ganz schlechter Mensch nicht tut. Deshalb ist der Glücksumschwung eines ganz schlechten Menschen weder jammervoll noch schaudererregend.

Ein tragischer Held ist

4. Übrig bleibt der Held, der zwischen den genannten Möglichkeiten steht. Dies ist bei jemandem der Fall, der nicht trotz seiner sittlichen Grösse und seines Gerechtigkeitsstrebens, aber auch nicht wegen seiner Schlechtigkeit und Gemeinheit einen Umschlag ins Unglück erlebt, sondern wegen eines Fehlers. (Dieser soll durch mangelnde Einsicht entstehen.)

Eine Tragödie muss vom Glück ins Unglück führen, weil nur die tragischste Tragödie Jammern und Schaudern auslöst. Dies bedeutet dann auch die beste Tragödie zu sein.

Kapitel 14: Die pathosträchtige Konfliktsituation

Hier beginnt Aristoteles mit einem neuen Thema, nämlich der pathosträchtigen Konfliktsituation.

Erstens beinhaltet diese, dass der innere Zusammenhang wichtiger ist als die szenische Darbietung. (Wie beim Film, nur ein gutes Script ergibt einen guten Film.) Dabei soll sich die tragische Wirkung schon aus dem inneren Zusammenhang ergeben.

Zweitens beinhaltet diese, eine intensive Wirkung, in dem ein leidvolles Geschehen unter sich nahestehenden Personen geschieht.

Drittens entscheidet das Wissen oder Nichtwissen der Figuren, über diese nahestehende Beziehung zwischen ihnen, darüber ob eine Tat/Handlung vollzogen oder verhindert wird.
Ein Beispiel: Ödipus der seinen Vater tötet und seine Mutter heiratet, weil er eben nicht weiss, dass dieses Paar seine Eltern sind und nach dem er es erfährt den Freitod wählt.

Eine Tragödie darf nach Aristoteles schauderhaft sein, aber niemals grauenhaft. Was Aristoteles unter Grauenhaft versteht, ist für mich unklar.

Jedenfalls müssen folgende Begebenheiten gegeben sein, um in einer Tragödie furchtbare oder bejammernswerte Ereignisse zu erzeugen:

Notwendigerweise geschehen solche Handlungen zwischen sich nahestehenden Personen, Feinden oder Personen, die sich nicht nahestehen.

  1. Wenn ein Feind einem Feind etwas antut, entsteht kein Jammer nur Leid. Dasselbe gilt für sich nicht nahestehende Personen.
  2. Als nahestehende Personen werden von Aristoteles immer Familienmitglieder genannt (Vater – Sohn, Sohn – Mutter, Mutter – Vater)

Der Dichter hat in der Handlung keinen Spielraum, wenn Orestes seine Mutter tötet, muss diese Handlung in jeder Adaption bleiben. Allerdings kann der Dichter die Motivation der Figuren beeinflussen.

Aristoteles nennt vier Motivationen für eine Figur

  1. (Vermutete Variante, die im Text selbst fehlt) Die Tat wird mit voller Absicht geplant, aber nicht ausgeführt. Enthält Abscheu, aber nicht tragisches und bildet deshalb die schlechteste Variante.
  2. Die handelnde Figur vollzieht die Tat in vollem Wissen. (z.B. Medea) Bildet nach Aristoteles die zweit schlechteste Variante.
  3. Die Furchtbarkeit der Handlung bleibt der handelnden Figur erst unbekannt. Erst nachdem die Handlung ausgeführt wurde, erkennt die Figur deren Tragweite. (z.B. Ödipus) Diese Art der Motivation enthält nichts abscheuliches, aber dafür als zweites eine tiefe Erschütterung. Diese Variante findet Aristoteles die zweitbeste Variante.
  4. Die Figur hegt die Absicht aus Unkenntnis etwas Unheilbares (unverzeihliches) zu tun, erlangt kurz davor aber die Einsicht über deren Tragweite und führt die Tat nicht aus. Diese Variante findet Aristoteles die beste Variante.

Kapitel 15: Eigenschaften von glaubwürdigen Charakteren

Charaktere beinhalten nach Aristoteles vier Merkmale

  1. Tüchtigkeit: Der tragische Held muss tüchtig sein. Das bedeutet, bestimmte Neigungen müssten tüchtig sein. Beherrschte gelten als weniger tüchtig als herrschende.
  2. Angemessenheit: Eine Frau kann tapfer sein, aber nicht in derselben Weise wie ein Mann dies ist. Aristoteles erwartet vom Dichter eine Differenzierung, welche erkennbar ist.
  3. Ähnliches: Ist aber anders als tüchtig und angemessen.
  4. Gleichmässigkeit: Wenn eine Figur einen ungleichmässigen Charakter hat, muss dieser immerhin auf gleichmässige Weise ungleichmässig sein.

Als Beispiel für einen in unnötiger Weise schlechten Charakter nennt Aristoteles Menelaos aus dem Stück Orestes. Als weiteres Beispiel für einen unangepassten und nicht angemessenen Charakter nennt er das Klagelied des Odysseus in der «Skylla». Zuletzt nennt Aristoteles die «Iphigenie auf Aulis» als Beispiel, für einen ungleichmässigen Charakter, da sie erst um Gnade für ihre Opferung bittet und danach sich freudig willig Opfern lassen will.

Weiter muss ein Dichter sowohl bei den Charakteren als auch bei der Zusammenfügung der Geschehnisse stets auf die Notwendigkeit oder Wahrscheinlichkeit bedacht sein. Eine Handlung sollte aus sich selbst entstehen und nicht durch den Eingriff eines Gottes herbeigeführt werden (Deus ex Machina). Götter dürfen von einem Dichter nur verwendet werden, wenn sie ausserhalb der Bühnenhandlung eingeflochten werden (Vorgeschichte & Voraussagen). In den Geschehnissen einer Handlung muss alles aufgehen. Es sollte keine «Deus ex Machina» nötig sein. 

Individuelle Züge der Charaktere müssen wiedergegeben werden. Dabei verwendet Aristoteles immer zwei Komponenten, davon ist eine positiv und eine negativ. Als Beispiel nennt er Achilleus, welcher schroff und tüchtig ist.

Kapitel 16: Arten der Wiedererkennung

1. Wiedererkennung durch Zeichen
Diese Art wird von Aristoteles als die schwächste Art der Wiedererkennung bezeichnet und gleichzeitig als jene, welche am häufigsten verwendet wird. Zeichen sind dabei angeboren oder erworben, also beispielsweise Geburtsmale oder Narben.

2. Vom Dichter erdachte Wiedererkennung
Diese Art der Wiedererkennung findet Aristoteles ebenfalls kunstlos, da sie zu direkt und einfach sei. Als Beispiel nennt Aristoteles Orestes, der von sich aussagt, dass er Orestes ist und sich einfach zu erkennen gibt. Orestes sagt folglich von sich aus, was der Dichter für die Handlung braucht.

3. Wiedererkennung auf Grund der Erinnerung
Bei dieser Form der Wiedererkennung, löst ein Umstand eine Erinnerung und dadurch eine Emotion beim Protagonisten aus. Als Beispiel nennt Aristoteles unter anderen Odysseus, welcher zu Weinen beginnt, nachdem er ein Heldenlied über seine Taten bei der Schlacht zu Troja hört. Daraufhin fragt ihn der Rhapsode, wer er sei.

4. Wiedererkennung durch Schlussfolgerung oder Fehlschluss
Schlussfolgerung: Die Figuren leiten aus Zeichen, welche sie finden, logische Ereignisse ab. Als ein Beispiel wird Elektra genannt, welche auf dem Grab ihres Vaters eine Haarlocke findet, die ihrem eigenen Haar ähnelt. Da sie aber keine solche Locke dorthin tat, schlussfolgert sie, dass ihr Bruder Orestes zurückgekehrt ist, denn er hat ähnliches Haar wie sie.

Fehlschluss: Odysseus ist der Einzige, der seinen Bogen spannen kann. Diese Voraussetzung etabliert der Dichter. Doch selbst als Odysseus sagt, er werde «den Bogen» also seinen Bogen erkennen, ohne ihn gesehen zu haben, verrät er dabei nicht, wer er wirklich ist.

Die beste Variante der Wiedererkennung ist jene, welche sich aus den Geschehnissen selbst ergibt. Jene die in der Überraschung aus Wahrscheinlichem hervorgeht. Als Beispiel nennt Aristoteles die Iphigenie, bei der es Wahrscheinlich ist, dass sie den Fremden einen Brief zu übergeben wünscht, welche diese ihrer Familie übergeben sollen.

Als zweitbeste Variante nennt Aristoteles die Wiedererkennung aus den Schlussfolgerungen.

Kapitel 17: Schlüssigkeit der Handlung

Die Handlung in einer Tragödie muss aufgehen, sonst nimmt das Publikum dies übel.
Schauspieler seien dann gut, wenn sie entweder wandlungsfähig oder stark erregbar seien.

Stoffe Bearbeiten
Der erste Schritt nach Aristoteles ist es, die Handlung erst einmal allgemein zu skizzieren: Handlung ohne Namen zusammenfassen (Fabel). Beispiel: Iphigenie auf Tauris

Der zweite Schritt nach Aristoteles ist es, die Handlung szenisch auszuarbeiten: Namen einsetzen und das Werk szenisch ausarbeiten. Szenen müssen auf Figuren/Personen zugeschnitten sein.

Beispiel: Orestes Wahnsinnsanfall und Reinigung davon, was beides von Iphigenie in Szene gesetzt wurde, um die Flucht von ihr und ihrem Bruder zu ermöglichen.

Kapitel 18: Die Arten der Tragödie

Jede Tragödie besteht aus Verknüpfung und Lösung. Verknüpfung beinhaltet, so Aristoteles, die Vorgeschichte und den einen (ersten) Teil der Bühnenhandlung. Unter dem ersten Teil versteht Aristoteles von Anfang bis kurz vor der Wende (Glücksumschwung).

Unter der Lösung versteht Aristoteles den Rest der Handlung. Also vom Anfang der Wende bis hin zum Schluss. 

Es gibt vier Arten von Tragödien

  1. Die Komplizierte: Die aus Peripetie und Wiedererkennung besteht
  2. Die mit schwerem Leid erfüllte: Beispiele sind; Aias- & Ixion-Tragödien (keine erhalten)
  3. Die Charakter darstellt: Beispiel; «Peleus» ein Stück von Sophokles (weiss man sehr wenig darüber)
  4. Unterwelttragödien: War anscheinend ein eigenes Genre von dem kein Paradigma (Muster, Stück) erhalten blieb. Beispiel: «Phorkides» Satyrspiel von Aischylos

Der Tragödiendichter muss alle (qualitativen) Teile zu handhaben verstehen, egal zu welcher Art sein Stück gehört.

Man soll nur Stücke vergleichen, die derselben Art angehören. Viele Dichter würden die Problematik (Knoten) gut aufbauen, aber schlecht auflösen. Es sollten aber beide Aspekte übereinstimmend vorhanden sein.

Epische Handlungsgefüge dürfen nicht zu Tragödien gemacht werden, dazu darf nur die Haupthandlung (evtl. ähnlich dem Fabelbeispiel Iphigenies) verwendet werden. Hier meint Aristoteles, dass alle Episoden zusammen, nicht für eine Tragödie geeignet sind. Die Episoden seien für einen Epos richtig lang, aber epische Handlungsvielfalt habe in Dramen (Tragödien) keinen Platz.

Einen Beweis dafür findet Aristoteles darin, dass jene Dichter, welche versuchten ganze Epen in Tragödien zu verwandeln, bei den Wettbewerben gescheitert sind. Stücke, welche eine epische Handlungsvielfalt meiden und sich auf einfache Ereignisfolgen beschränken seien in erheblichem Masse erfolgreicher, da sie das tragische und menschenfreundliche erreichen (Jammer und Schauder).

Dies wird zum Beispiel bewirkt, wenn jemand der klug, aber schlecht ist, betrogen wird. Ein Beispiel dafür wäre Sisyphos. Als zweites Beispiel nennt Aristoteles eine Figur die Tapfer aber ungerecht ist und unterliegt. 

Der Chor muss gleich stark ins Stück miteinbezogen werden, wie dies die Schauspielenden werden. Er muss Teil des Ganzen sein und an der Handlung beteiligt sein, wie dies Sophokles tat.

Kapitel 19: Geschehnisse einer Tragödie

Die Gedankenführung gehört nach Aristoteles in die Rhetorik. Zu ihr gehört aber, was mit Hilfe von Worten entstehen soll. Dazu gehört das Hervorrufen von Erregungszuständen und das Verfahren einem Gegenstand grössere oder geringere Bedeutung zu verleihen.

Dasselbe Verfahren gilt für die Geschehnisse einer Tragödie. Vor allem wenn es darum geht, dass die Geschehnisse als emotional, gross oder wahrscheinlich dargestellt werden. Dabei gibt es zwei Arten von Geschehnissen zum einen jene, welche ohne lenkende Hinweise passieren müssen und jene, welche durch die Rede erzeugt werden.

Die sprachliche Form gehört, nach Aristoteles, nicht zur Dichtkunst, weil die Intonation (Art und Weise der Aussage) die Gefühle einer Rede hervorruft. Nicht die Art und Weise, wie eine Text geschrieben sei.

Kapitel 20: Analyse der Sprache

Sprache gliedert sich in folgende Elemente: Buchstabe, Silbe, Konjunktion, Artikel, Nomen, Verb, Kasus, Satz.

Definition von Buchstaben: Unteilbarer Laut, aus dem sich eine Silbe oder ein Wort bilden lässt.

Arten von Buchstaben: Vokal, Halbvokal, Konsonant

Vokal: Einen hörbaren Laut, welcher sich ohne Gegenwirkung von Zunge oder Lippen ergibt. (Ich nehme an A, E, I, O, U)

Halbvokal: Einen hörbaren Laut, welcher sich mit der Gegenwirkung von Zunge oder Lippen ergibt. Beispiel: S & R

Konsonant: Keinen hörbaren Laut, welcher sich mit der Gegenwirkung von Zunge oder Lippen ergibt. Diese Laute sind in Verbindung mit Buchstaben hörbar. Beispiel: G & D

Silbe: Laut ohne Bedeutung, zusammengesetzt aus Konsonanten und Buchstaben sowohl GR als auch GRA. (Aristoteles definiert Silben anders als wir dies tun.)

Konjunktion: Laut ohne Bedeutung, kann an den Anfang, das Ende oder in die Mitte eines Satzes gestellt werden. Es kann aber auch ein Laut ohne Bedeutung sein, der aus zwei bedeutungshaften Lauten einen einzigen bedeutungshaften laut herstellt. Beispiel: amphi, peri

Artikel: (das habe ich leider nicht verstanden)

Nomen: Zusammengesetzter, bedeutungshafter Laut ohne Zeitbestimmung, von dem kein Teil an sich eine Bedeutung hat.
Beispiel: Theodoros als Name beinhaltet «doron» was Geschenk bedeutet, aber im Wort Theodoros keine Bedeutung hat.

Verb: Zusammengesetzter, bedeutungshafter Laut mit Zeitbestimmung, von dem kein Teil für sich etwas bedeutet.
Beispiel: «Er geht», «Er ist gegangen»

Kasus: findet sich beim Nomen oder beim Verb.
Beispiele: Bezeichnet Beziehungen (dieses, diesem), bezeichnet Einheit und Vielheit (Mensch, Menschen), bezeichnet Frage und Gebot (Ging er?, geh!),
Der Kasus umfasst bei Aristoteles sämtliche Flexionsformen.

Satz: Zusammengesetzter, bedeutungshafter Laut von dem einige Teile an sich etwas bedeuten. Ein Satz hat zwei Bedeutungsebenen, da er entweder einen Gegenstand bezeichnet oder aus Verknüpfungen mehrerer Teile besteht.
Beispiel: «Ilias» ist durch Verknüpfung eine Einheit. Dies umfasst Texte, deren Elemente durch Paratexte miteinander verknüpft sind.

Kapitel 21: Die Kategorien der Worte

Es gibt einfache Worte und zweifache Worte. Die zweifachen Worte sind aus einem bedeutungshaften Teil und aus einem Teil ohne Bedeutung. Es gibt aber auch Wörter, welche aus vielen Teilen bestehen. Der bedeutungshafte Teil beinhaltet die Substantive und der bedeutungslose Teil beinhaltet die Präpositionen.

Kategorien der Worte nach Aristoteles:

Üblicher Ausdruck: jeder gebraucht das Wort (Kulturübergreifend)
Glosse: andere gebrauchen das Wort
Dasselbe Wort kann sowohl einen üblichen Ausdruck als auch eine Glosse sein. Aber nicht in derselben Kultur, da dort Unterschiede bestehen.

Metapher: Übertragung eines Wortes (wird in uneigentlicher Bedeutung verwendet)

  1. Gattung auf Art = Mein Schiff steht still. (Meint: vor Anker liegend)
  2. Art auf die Gattung = wahrhaftig 10’000 gute Dinge hat Odysseus schon vollbracht. (10’000 steht für «viele»)
  3. Von einer Art auf die andere = Bildliche Veränderungen, anstelle von abschneidend wird abschöpfend verwendet.
  4. Regeln der Analogie = Das Alter steht zum Leben wie der Abend zum Tag. Daraus folgt: Abend des Lebens, Lebensabend.

Ausserdem besteht eine Analogie zwischen dem 2 Punkt zum 1 Punkt und zwischen dem 4 Punkt zum 3 Punkt.

Neubildung: Wortneuschöpfung des Dichters. Das Wort wird im Text des Dichters zum ersten Mal verwendet.

Erweiterung: Längerer Vokal als üblich oder eine eingeschobene Silbe.

Verkürzung: Wenn etwas vom Wort weggenommen wird.

Nomina sind männlich oder weiblich und die dritten stehen zwischen beidem. (bei uns heute: sächlich)

Im griechischen verhält sich dies nach Aristoteles wie folgt:
Männlich: Worte enden auf N, R, S und PS, X
Weiblich: Worte enden auf lange Vokale E & O und den kurzen oder langen Vokal A

Kein Nomen endet auf einen Konsonanten und auch nicht auf einen kurzen Vokal. Auf I enden nur drei Worte nämlich meli, kommi, péperi und auf Y enden nur 5 Worte. Die sächlichen Nomina (Nomen) enden auf N und S.

Kapitel 22: Verwendung der Sprache

Vollkommene Sprache ist für Aristoteles eine klare Sprache, welche aber nicht banal ist. Die klarste sprachliche Form wäre die reine Verwendung von üblichen Worten, was aber den Text banal machen würde. Eine sprachliche Form ist dann erhaben, wenn fremdartige Ausdrücke verwendet werden. Unter fremdartigen Ausdrücken versteht Aristoteles die Glosse, die Metapher, die Erweiterung und alle unüblichen Ausdrücke.

Wenn nur unübliche Ausdrücke in einem Text verwendet würden, wäre das Ergebnis ein Rätsel oder ein Barbarismus. (Also ein Text, bei dem man den Kontext erraten muss oder unleserlich ist.) Wenn Metaphern verwendet werden wird der Text zum Rätsel. Wenn Glossen verwendet werden wird er zum Barbarismus. Die unterschiedlichen Arten von Worten müssen gemischt werden, damit ein guter Text entsteht. Folgende Bezeichnungen machen einen Text nach Aristoteles wertvoll: Die Metapher und das Schmuckwort.

Erweiterungen, Verkürzungen und Abwandlungen tragen sowohl zur Klarheit als auch zur Ungewöhnlichkeit eines Textes bei. Denn diese Arten von Worten stehen dem Gewohnten nahe und schaffen Klarheit, sind aber dennoch etwas anders als die üblichen Ausdrücke. Allgemein muss ein Text massvoll und mit passenden Worten gestaltet werden.

Dabei sind die Metaphern nach Aristoteles am wichtigsten, denn in diesen kann ein Dichter nur durch Begabung gut sein. Erlernen kann er sie nicht. Eine gute Verwendung von Metaphern zeugt davon, dass ein Dichter Ähnlichkeiten zu erkennen vermag.

Zweifache Wörter ordnet Aristoteles dem Dithyrambus zu. Die Glossen ordnet er als heroisch ein, was ein daktylischer Hexameter bedeutet. Im daktylischen Hexameter sind alle behandelten Wortarten verwendbar. Die Metapher gehört nach Aristoteles zu den jambischen Versen, was soviel wie den Dialog im Drama bedeutet. Da jambische Verse die Umgangssprache nachahmen, sind sämtliche Alltagsworte angebracht. Diese beinhalten die üblichen Ausdrücke, die Metapher und die Schmuckworte. Abschliessend findet Aristoteles, dass er nun genügend über die Tragödie und die Nachahmung durch Handlung gesagt hätte.

Kapitel 23: Gutes versus schlechtes Epos

Was das Epos angeht, so muss man dessen Fabel wie in der Tragödie so zusammenfügen, dass sie dramatisch ist und auf eine einzige, in sich geschlossene, Handlung mit Anfang, Mitte und Ende bezieht.

Das Epos ist im Gegensatz zur Tragödie ausgedehnter und ahmt durch Erzählen, nicht Handeln, nach. Sie beinhaltet nur Verse ohne Melodik und verwendet nur ein Versmass (oft Jambus). Es wird vermutet, dass das Vergnügen eines Epos ähnlich dem der Tragödie durch Jammer und Schauder erzeugt wird.

Homer ist nach Aristoteles ein grossartiger Dichter, weil er Kriegsgeschehnisse in epischen Episoden erzählt und dadurch die Handlung übersichtlich gestaltet. Dabei hat er den «ganzen Krieg» (Die Ilias stellt 51 Tage aus dem letzten Jahr des trojanischen Krieges dar) in Abschnitte unterteilt, welche auch Nebenhandlungen behandeln. Allerdings sind diese Abschnitte, welche Episoden genannt werden, nicht in sich geschlossen und entsprechen deshalb nicht dem Verständnis des heutigen Episodenbegriffs.

Aus einem guten Epos können eine bis maximal zwei Tragödien abgeleitet werden. Aus einem schlechten Epos können unzählige Tragödien abgeleitet werden.

Kapitel 24: Homer als Maßstab

Das Epos verhält sich in Einfachheit, Kompliziertheit, in Bezug auf Charakterdarstellung und schwerem Leid wie die Tragödie. Die qualitativen Teile von einem Epos sind dieselben wie bei der Tragödie. Ausgenommen davon sind lediglich die Melodik und die Inszenierung. Das Epos braucht, wie die Tragödie, Peripetien, Wiedererkennung, schwere Unglücksfälle. Zusätzlich benötigt das Epos aber auch eine gute Beschaffenheit von Gedankenführung und Sprache. 

Die Paare «einfach – kompliziert» und «Charakter – schweres Leid» können kombiniert werden. Als Beispiel gibt Aristoteles folgende an: 

Ilias: einfach und schweres Leid
Odyssee: kompliziert und Charakter

Homer übertrifft nach Aristoteles alle anderen Dichter in Sprache und Gedankenführung. Am Epos findet er dessen Fähigkeit Handlung auszudehnen, dem Lesenden Abwechslung zu bieten und verschiedenartige Episoden einzubinden, grossartig. Aristoteles findet, dass ein Epos dadurch Grossartigkeit erlangt. Dies im Gegensatz zur Tragödie, welche in ihrer Gleichförmigkeit rasch zur Übersättigung des Publikums führt und deshalb kurzgehalten werden muss, beziehungsweise in den Wettbewerben wegen ihrer Länge oft durchfallen.

Der Jambus und der Tetrameter sind bewegte Masse, der Tetrameter für den Tanz und der Jambus für die Handlung. Das heroische Versmass ist am besten für handelnde Erzählung, damit ist erneut der daktylische Hexameter gemeint. 

Homer sei auch deshalb ein grosser Dichter, weil er viel direkte Rede verwende. Dies im Gegensatz zu den anderen Dichtern. Das Wunderbare im Epos bereitet Vergnügen (dachte jammern und schauern, aber vielleicht geht beides), Aristoteles’ Beweis dafür ist, dass jedermann in den Erzählungen übertreibt, in der Annahme dem Zuhörenden einen Gefallen zu tun.

Homer sei auch sehr gut mit Täuschungen und Fehlschlüssen umgegangen. Das unmögliche, was Wahrscheinlich ist, soll dem Möglichen das unglaubwürdig ist vorgezogen werden. Die Fabel muss in sich aufgehen, wenn diese nicht aufgeht sollen Ungereimtheiten nur in der Nebenhandlung stattfinden. Wenn ein Dichter trotzdem Ungereimtheiten in die Fabel einbaut, dann bitte einigermassen glaubwürdig.

Aristoteles bemerkt auch, dass Homer in der Odyssee unglaubwürdig erzählt, dies aber mit sonstiger guter Qualität kaschieren kann. Sprache sei besonders wichtig bei Abschnitten, die ohne Handlung sind und weder Charaktere noch eine Gedankenführung enthalten.

 

Kapitel 25: Unterschiedliche Lösungsansätze für Probleme in der Dichtkunst

Fehler Homers werden durch Kriterien von Aristoteles gerechtfertigt. Es macht den Anschein, als würde er diese schönreden.

Die Homerprobleme werden durch folgende Ansätze gelöst

  1. Prüfung der Darstellungsabsicht
  2. Rekurs auf rein sprachliche Gesichtspunkte
  3. Argumentation, welche Fehler sich aus ästhetischer Sicht als unerheblich erweisen

Ein Dichter erzählt in vier Arten von Dingen: wie sie waren oder sind, wie sie seien, wie sie zu sein scheinen oder wie sie sein sollten. Zusammengefasst, aus der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft oder aus der Fantasie.

Die Richtigkeit kann in der Dichtkunst variieren. Dies im Gegensatz zur Staatskunst. Wenn ein Dichter wissentlich falsch erzählt, ist es ein Fehler. Wenn er dies im Unwissen tut, ist es kein Fehler.

Die Darstellung des Textes, die dazugehörige Haltung, die Gestik sowie die Art der Rede sind ebenfalls zu berücksichtigen, wenn es um Ungereimtheiten geht.

Folgende Lösungsansätze beschreibt Aristoteles für die Sprache

  1. Betonung und Pausen
  2. Doppeldeutigkeit
  3. Sprachgebrauch
  4. Metaphern

Anzahl der Bedeutungen, welche Worte haben, müssen geprüft werden. Aristoteles löst viele Probleme durch schönredende Argumentation. Erneut muss das Unmögliche, was glaubwürdig ist, das Mögliche was unglaubwürdig ist übertreffen. Das Beispielhafte muss die Wirklichkeit übertreffen.

Man kann ferner zeigen, dass das Ungereimte bisweilen nicht ungereimt ist, es ist ja wahrscheinlich, dass sich manches gegen die Wahrscheinlichkeit abspielt. Der Vorwurf der Ungereimtheit ist berechtigt, wenn der Dichter ohne zwingenden Grund davon Gebrauch macht.

Fünf Kategorien der Vorwürfe

  1. Das etwas unmöglich sei
  2. Das etwas ungereimt sei
  3. Das etwas sittlich schlecht sei
  4. Das etwas widersinnig sei
  5. Das etwas den Erfordernissen einer Disziplin (Tragödie oder Epos) entgegengesetzt sei

Kapitel 26: Die Tragödie gewinnt

Man kann die Frage stellen, welche Art der Nachahmung die bessere sei, die Epische oder die Tragische. Konservative Adelskreise geben dem Epos den Vorrang. Nach diesen Kreisen wendet sich das Epos an ein gebildetes Publikum und die Tragödie an ein ungebildetes Publikum.

Aristoteles argumentiert mit folgenden Punkten für die Tragödie

  1. Die Tragödie wirkt auch durch die blosse Lektüre davon
  2. Die Tragödie enthält alles, was das Epos enthält
  3. Das Merkmal der Eindringlichkeit ist bei der Tragödie durch Lektüre und Aufführung gegeben
  4. Die straffere Handlung in der Tragödie erreicht auch ihr Ziel der Nachahmung
  5. Die Tragödie bildet eine eindeutige Einheit

Die Tragödie ist, nach Aristoteles, dem Epos überlegen, da sie die Wirkung von Jammer & Schauder effizienter erreicht. Dies, weil die Affekte auch beim Lesen der Tragödie hervorgerufen werden. Da Tragödien aber kürzer sind als Epen, tritt die Reinigung der Emotionen schneller ein. Mit diesem Fazit schliesst Aristoteles seine Erläuterungen zur Poetik.

Wie hat dir die Poetik von Aristoteles gefallen? Welche Punkte haben dich besonders inspiriert?
Bist du mit allen Punkten einverstanden oder findest du einige sind einfach nur überholt und veraltet?

Ich freue mich sehr auf deine Anmerkungen.



Beste Grüsse,
Isabel

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10 Konzepte Poetik Aristoteles

10 wichtige Konzepte aus der Poetik von Aristoteles

Die Poetik von Aristoteles ist uns leider nur fragmentarisch überliefert worden und deshalb etwas sperrig zu lesen. Einige Teile fehlen und der vermutete zweite Teil, über die Komödie, ging ganz verloren. Trotzdem habe ich versucht seine Dichtungstheorie so gut als möglich zu verstehen und die wichtigsten Konzepte herauszufiltern.

Möglicherweise hilft dir auch dieser Artikel mit der kompletten Zusammenfassung zur Poetik. Übrigens war dieser Text von Aristoteles niemals zur Veröffentlichung gedacht, sondern mehr für eine Vorlesung. Es könnten aber auch einfach Notizen des grossen Gelehrten gewesen sein. Dies weiss man, weil der Text nicht in Dialogform sondern in Aufsatzform geschrieben wurde.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 11. März 2021.

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1. Die Handlung muss schlüssig sein

Die Handlung in einer Tragödie muss aufgehen, sonst nimmt das Publikum dies übel. Dabei sollte sie aus sich selbst entstehen und nicht durch den Eingriff eines Gottes herbeigeführt werden (Deus ex Machina). Götter dürfen von einem Dichter nur verwendet werden, wenn sie ausserhalb der Bühnenhandlung eingeflochten werden (Vorgeschichte & Voraussagen). In den Geschehnissen einer Handlung muss alles aufgehen. Es sollte keine «Deus ex Machina» nötig sein.

Aristoteles definiert weiter, dass nur eine Zusammenfügung von Geschehnissen, also mehrere verwobene Handlungsstränge zu einer echten Tragödie führen können. Allerdings müssen diese eine Einheit bilden diese Einheit wird nicht durch den Helden bestimmt, sondern durch die Anordnung der Geschehnisse in der Handlung. Als Beispiel nennt Aristoteles die Odyssee von Homer, in welcher gewisse Elemente der Erzählung bewusst ausgelassen werden oder als Rückblenden zum richtigen Zeitpunkt, von anderen Personen als dem Helden, eingeflochten werden. Aristoteles befürwortet eine anachronische (Erzählung mit vor- und rückblenden) Erzählweise, welche Ellipsen enthält. Erzähltes darf nur in der Geschichte vorhanden sein, wenn es diese massgeblich beeinflusst.

Um die Bestimmung der Tragödie erfüllen zu können, müssen Ereignisse überraschend eintreten und trotzdem auseinander hervorgehen. Dabei unterscheidet Aristoteles zwei Arten der Handlungen, die Einfachen und die Komplizierten. Einfache Handlungen bilden eine Einheit, vollziehen aber ihre Wende (Glücksumschwung) ohne Wiedererkennung. Im Gegensatz dazu vollzieht eine komplizierte Handlung eine Einheit und eine Wende mit Wiedererkennung. Dies bedeutet eine Wende, in der sich Personen wiedererkennen. Aristoteles definiert diesen Umstand damit, ob ein Ereignis infolge eines anderen entsteht oder ob ein Ereignis nach dem anderen geschieht. Also ob diese in einem Zusammenhang mit einerander verknüpft sind oder einfach nach einander aufgereiht wurden.

2. Die qualitativen Teile der Tragödie

Aristoteles teilt eine Tragödie in sechs qualitative Teile ein, welche er in drei Kategorien gliedert

  1. Eine Art: Die Inszenierung
  2. Zwei Mittel: Melodik und Sprache
  3. Drei Gegenstände: Mythos, Charaktere, Erkenntnisfähigkeit

Die Nachahmung von Handlung ist der Mythos. Unter dem Mythos versteht Aristoteles die Zusammensetzung der Geschehnisse, welche eben aus ihnen selbst heraus entstehen sollen. Die Charaktere bedeuten die Bewertung der Handlung des Nachahmenden. Der Schauspielende handelt gut oder schlecht. Die Erkenntnisfähigkeit ist das, was die Schauspielenden in ihren Reden über ihre Figuren aussagen oder wodurch ihre Figuren über andere Figuren urteilen. Der wichtigste Teil ist die Zusammenfügung der Geschehnisse.

Um den Charakter zu spielen, fügt sich der Schauspielende der Handlung des Stücks, deshalb bestimmt die Handlung das Glück oder Unglück der Figur und bestimmt auch die Beschaffenheit ihres Charakters. Ohne Handlung wäre keine Tragödie möglich, sehr wohl aber ohne Charakter einer Figur.

Die oben erläuterten Kategorien definiert und kategorisiert Aristoteles, in genannter Reihenfolge

  1. Mythos: als Fundament für die Tragödie
  2. Charaktere: als spezifisch Handelnde
  3. Erkenntnisfähigkeit: als Neigung und Beschaffenheit der Figur
  4. Sprache: zur Verständigung im Allgemeinen

3. Entstehung der Tragödie

Nach Aristoteles haben zwei natürliche Ursachen die Dichtkunst hervorgebracht: Zum einen die Nachahmung (Mimesis), welche dem Menschen von der Kindheit an gegeben sei und zum anderen den Rhythmus und die Melodie, welche zu Versen als Einheiten von Rhythmen geführt haben. Jene Personen, welche nun besonders begabt in Rhythmus und Melodie waren, haben aus der Improvisation die Dichtkunst hervorgebracht.

Dann geht Aristoteles auf die Geschichte der Tragödie und Komödie ein. Er glaubt, dass edlere Dichter Preislieder und Hymnen, also Handlungen von guten Menschen hervorgebracht haben. Der Tragik schreibt er die heroische Dichtung zu, welche er als Epik bezeichnet. Die epische Dichtform findet man also, nach Aristoteles, in der Tragödie wieder.

Die Tragödie entstand aus der Improvisation während des Dithyrambos, machte dann einen ausgiebigen Entwicklungsprozess durch bis schliesslich die uns bekannte Form der Tragödie entstanden war. Den Entwicklungsprozess gliedert Aristoteles wie folgt:

Vom Chor zur Tragödie
1. Nur Chor und ein Schauspieler
2. Aischylos: weniger Chorpassagen und zwei Schauspieler
3. Sophokles: weniger Chorpassagen, drei Schauspieler und das Bühnenbild

Der Prozess der Dichtform
1. Dithyrambos: Chrolyrik (Kultlied zu Ehren des Dionysos)
2. Satyrisch: Eine Satyrspiel ähnliche Vorstufe mit drei Merkmalen:
1. Kurze Handlung
2. Auf Lachen zielende Diktion
3. Trochäische Tetrameter als geeignetes Versmass, da es tänzerisch Wiedergegeben wird
4. Das Satyrische wurde bereits abgestreift. Die Dichtform hat sich zum Jambus gewandelt, da der Dialog eingebaut wurde und der Jambus für Dialoge am geeignetsten war. Aristoteles Beweisführung für diese Aussage begründet er damit, dass der Jambus in der Alltagssprache des antiken Griechenlands natürlicherweise verwendet wurde.

4. Bestimmung der Tragödie

Die Bestimmung der Tragödie ist es, im Zuschauenden Jammern (eleos) und Schaudern (phobos) auszulösen und so den Zuschauenden vom Übermass dieser Emotionen, welche in ihm schlummern, zu «reinigen» (katharsis).
In der Tragödie werden die Dialoge in Versen und Rhythmen gesprochen, die Chorlieder aber durch Melodie vertont. Nach Aristoteles vollführen handelnde Personen eine Nachahmung, welche durch Charakter und Erkenntnisfähigkeit bestimmt wird. Er meint damit die Rolle, welche durch ihr Handeln ihren Charakter zeigt und dadurch ihr Glück oder Unglück bestimmt.

5. Aufbau der Tragödie

Da die Zusammenfügung der Geschehnisse grundlegend ist, behandelt Aristoteles diese im Kapitel sieben ausführlich. Die Handlung muss in sich geschlossen und ganzheitlich sein und einer bestimmten Länge entsprechen (24h). Als ganzes wird etwas mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende bezeichnet. Aristoteles definiert also die Dreiteilung der Tragödie in Anfang, Mitte und Ende. Er bestimmt diese Begriffe Anfang, Ende und Mitte so, wie sie dem heutigen Verständnis entsprechen (S.25).

Wichtig bei der Zusammenfügung der Geschehnisse ist die Berücksichtigung der Länge und der Anordnung. Die Handlungen einer Tragödie bedürfen einer bestimmten Länge und Anordnung, damit sich diese beim Publikum einprägen. Wenn dies nicht der Fall ist, tritt die eigentliche Wirkung der Tragödie, welche durch Jammern und Schaudern zur «Reinigung» (Katharsis) führt, nicht ein.

Die Länge des Stücks muss, so Aristoteles, durch die Handlung bestimmt werden. Die Handlung muss so lange sein, dass der Glücksumschwung des Helden erzählt werden kann. Die Geschichte des Helden ist also so lange zu erzählen, bis jener sich durch einen selbst verursachten Fehler (hamartía) ins Unglück bringt.

Eine Tragödie besteht aus folgenden Teilen
Prolog: Ganzer Teil der Tragödie vor dem Einzug des Chors
Parodos: Der erste ganze Teil, den der Chor vorträgt
Episode: Der ganze Teil der Tragödie zwischen ganzen Chorliedern
Stasimon: Standlied des Chors (zu Aristoteles Zeiten ohne Anapäst und Trochäus)
Exodos: Der ganze Teil der Tragödie nach dem letzten Chorlied

Eine Besonderheit gibt es nur in der Tragödie: Den Kommos; ein vom Chor und vom Solosänger gemeinsam gesungenes Klagelied.

6. Definition des tragischen Helden

Keine tragischen Helden sind

1. Makellose Männer im tragischen Glücksumschwung, dies wäre nach Aristoteles abscheulich, da der Glaube an eine sinnvolle Weltordnung zerstört würde.

2. Der Schuft, welcher vom Unglück ins Glück findet. Dieses Szenario ist zu untragisch, da es weder menschenfreundlich (natürlich) noch schaudererregend oder jammervoll sei.

3. Der ganz schlechte Mensch, welcher einen Umschlag vom Glück ins Unglück erlebt. Dieses Szenario ist zwar menschenfreundlich, aber ohne Jammer noch Schauder. Denn der Jammer stellt sich beim Publikum nur ein, wenn dies einem Menschen passiert, der sein Unglück nicht verdient hat und ein schlechter Mensch verdient dies. Zum anderen stellt sich der Schauder nur bei Publikum ein, wenn der tragische Held dem Publikum in gewisser Weise ähnelt, was ein ganz schlechter Mensch nicht tut. Deshalb ist der Glücksumschwung eines ganz schlechten Menschen weder jammervoll noch schaudererregend.

Ein tragischer Held ist

4. Übrig bleibt der Held, der zwischen den genannten Möglichkeiten steht. Dies ist bei jemandem der Fall, der nicht trotz seiner sittlichen Grösse und seines Gerechtigkeitsstrebens, aber auch nicht wegen seiner Schlechtigkeit und Gemeinheit einen Umschlag ins Unglück erlebt, sondern wegen eines Fehlers, der im Idealfall durch mangelnde Einsicht entsteht.

Eine Tragödie muss vom Glück ins Unglück führen, weil nur die tragischste Tragödie Jammern und Schaudern auslöst. Dies bedeutet dann auch, dass sie die beste Tragödie ist.

7. Wiedererkennung, Verknüpfung und Lösung in der Tragödie

Die Wiedererkennung definiert Aristoteles als den Umschlag von Unkenntnis in (Er-)Kenntnis. Am besten sollte die Wiedererkennung mit der Wende (Peripetie) eintreten. Die Wiedererkennung kann auch Gegenstände und Taten beinhalten, allerdings distanziert sich Aristoteles von diesen beiden Möglichkeiten und fokussiert auf die Wiedererkennung von Personen, da diese am besten zur Fabel und zur Handlung der Tragödie passt.

Dies begründet Aristoteles dadurch, dass nur die Wiedererkennung von Personen mit einer zusammenfallenden Peripetie «Jammer und Schauder» hervorruft und dies ist, durch die daraus folgende Katharsis, der Sinn einer Tragödie. Weiter entsteht aus diesem Zusammenfallen das Glück oder das Unglück (im Fall der Tragödie eher das Unglück) der Personen. 

Deshalb fokussiert Aristoteles auf die Wiedererkennung von Personen, in welcher zwei Personen in einem nahen Verhältnis stehen und sich bald beide gegenseitig wiedererkennen. Die Peripetie und die Wiedererkennung sind zwei Teile der Fabel einer Tragödie, der dritte Teil ist das Leid. Leid bedeuten in der aristotelischen Tragödie Todesfälle auf offener Bühne, heftige Schmerzen, Verwundungen und dergleichen mehr. Jede Tragödie besteht aus Verknüpfung und Lösung. Verknüpfung beinhaltet, so Aristoteles, die Vorgeschichte und den ersten Teil der Bühnenhandlung. Unter dem ersten Teil versteht Aristoteles von Anfang an bis kurz vor der Wende (Glücksumschwung).

Unter der Lösung versteht Aristoteles den Rest der Handlung. Also vom Anfang der Wende bis zum Schluss. 

Es gibt nach Aristoteles vier Arten von Tragödien

  1. Die Komplizierte: Die aus Peripetie und Wiedererkennung besteht
  2. Die mit schwerem Leid erfüllte: Beispiele sind; Aias- & Ixion-Tragödien (keine erhalten)
  3. Die Charakter darstellt: Beispiel; «Peleus» ein Stück von Sophokles (weiss man sehr wenig darüber)
  4. Unterwelttragödien: War anscheinend ein eigenes Genre von dem kein Paradigma (Muster, Stück) erhalten blieb.
    Beispiel; «Phorkides» Satyrspiel von Aischylos

Der Tragödiendichter muss alle (qualitativen) Teile zu handhaben verstehen, egal zu welcher Art sein Stück gehört.

8. Konzepte zur Komödie

Die Komödie ahmt schlechte Menschen nach. Allerdings ist diese Schlechtigkeit auf das lächerliche im Hässlichen zu beziehen. Die Lächerlichkeit ist nach Aristoteles ein mit Hässlichkeit verbundener Fehler, welcher aber keinen Schmerz und kein Verderben verursacht. Dies im Gegensatz zur Tragödie. Komödien etablierten sich etwa 50 Jahre nach der Tragödie, weshalb ihre Geschichte nach Aristoteles unklarer (im Dunkeln) ist.

Komödien seien, nach Aristoteles, nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit aufgebaut. Die Dichter der Komödien erstellen zuerst das Stück und die Handlung(en) und geben den Figuren erst zum Ende Namen. Weiter stellt Aristoteles noch einige Vermutungen zu der Wortherkunft für den Begriff der Komödie an, von welchen jene der Dorer vom Wort «komai», was «Vorort» bedeutet, als richtig vermutet wird. Diese beinhaltet einen Festzug für den Gott Dionysios (wahrscheinlich durch Vororte).

Bei der Geschichte der Komödie glaubt Aristoteles, dass die gewöhnlichen Dichter Handlungen von Schlechteren, also Rügelieder, gedichtet haben. Dabei verknüpft Aristoteles die jambische Dichtung mit der Komödie, da diese ursprünglich aus dem Spottvers stamme.

Anmerkung der Autorin: Unter einer Lächerlichkeit verbunden mit Hässlichkeit, welche aber keine Konsequenzen hat verstehe ich zum Beispiel eine inzenierte Verwechslung. Wenn zum Beispiel die Tochter den Freund als Starkoch in den elterlichen Haushalt einschleust, um diesen der Mutter «vorzustellen». Ihre Handlung ist lächerlich und hässlich, da sie fürs Publikum lustig ist und die Figur ihre Mutter anlügt, aber am Ende hat diese Tat keine Konsequenzen, weil die Mutter ihr vergibt und die Tochter den Freund heiraten darf. (Aus Männer sind auch bloss Menschen von Tilly Hütter und Konrad Hansen)

9. Das Epos und die Tragödie

Was das Epos angeht, so muss man dessen Fabel wie in der Tragödie so zusammenfügen, dass sie dramatisch ist und auf eine einzige, in sich geschlossene, Handlung mit Anfang, Mitte und Ende bezieht.

Das Epos ist im Gegensatz zur Tragödie ausgedehnter und ahmt durch Erzählen, nicht Handeln, nach. Sie beinhaltet nur Verse ohne Melodik und verwendet nur ein Versmass (oft Jambus). Es wird vermutet, dass das Vergnügen eines Epos ähnlich dem der Tragödie durch Jammer und Schauder erzeugt wird. 

Homer ist nach Aristoteles ein grossartiger Dichter, weil er Kriegsgeschehnisse in epischen Episoden erzählt und dadurch die Handlung übersichtlich gestaltet. Dabei hat er den «ganzen Krieg» – die Ilias stellt 51 Tage aus dem letzten Jahr des trojanischen Krieges dar – in Abschnitte unterteilt, welche auch Nebenhandlungen behandeln. Allerdings sind diese Abschnitte, welche Episoden genannt werden, nicht in sich geschlossen und entsprechen deshalb nicht dem Verständnis des heutigen Episodenbegriffs. 

Aus einem guten Epos können eine bis maximal zwei Tragödien abgeleitet werden. Aus einem schlechten Epos können unzählige Tragödien abgeleitet werden. 

 

10. Die Tragödie gewinnt

Aristoteles beantwortet die Frage, welche Art der Nachahmung die bessere sei, die Epische oder die Tragische. Konservative Adelskreise gaben im antiken Griechenland dem Epos den Vorrang. Da für die antike Elite sich das Epos an ein gebildetes Publikum und die Tragödie an ein ungebildetes Publikum wenden würden.

Aristoteles argumentiert mit folgenden Punkten für die Tragödie

  1. Die Tragödie wirkt auch durch die blosse Lektüre davon
  2. Die Tragödie enthält alles, was das Epos enthält
  3. Das Merkmal der Eindringlichkeit ist bei der Tragödie durch Lektüre und Aufführung gegeben
  4. Die straffere Handlung in der Tragödie erreicht auch ihr Ziel der Nachahmung
  5. Die Tragödie bildet eine eindeutige Einheit

Die Tragödie ist, nach Aristoteles, dem Epos überlegen, da diese ihre Wirkung (von Jammer & Schauder) besser erreicht. Mit diesem Fazit schliesst Aristoteles seine Erläuterungen zur Tragödie und dem Epos. Wie schon in der Einleitung erwähnt ging das zweite Buch in welcher vermutlich die Komödie behandelt worden wäre verloren. 

Habe ich alle wichtigen Konzepte in diesen Blogartikel eingefügt oder hat dir eines gefehlt? Die sprachliche Aufschlüsselung findest du in meine kompletten Zusammenfassung zur Poetik von Aristoteles. Lass mich wissen, was du aus der Lektüre dieses Buches mitgenommen und gelernt hast. Liest du lieber Theaterstücke oder Romane?

Ich freue mich sehr auf deine Anregungen und Ansichten.

Von Herzen,
Isabel

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