Deine Karriereplanung zur Schauspieler:in

Schauspielerin werden – Deine Karriereplanung

Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 27. August 2020

Wie wirst du Schauspieler:in? Kannst du deine Karriere als Schauspieler:in planen? Auf was kommt es an? Wie bei den meisten Berufen gibt es verschiedene Möglichkeiten, um ans Ziel zu kommen. Anders als bei üblichen Karrieren, ist es allerdings bei den darstellenden Künsten wichtig, möglichst jung, möglichst viel Potential auszuschöpfen. Ich habe alles, was ich weiss, für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in in diesen Artikel gepackt.

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Möglichst jung anfangen und eine staatliche Schule besuchen

Damit meine ich, dass man möglichst jung entweder schon in Filmen mitspielt, so wie dies Joel Basman gemacht hat, und/oder in Theaterstücken an Schauspielhäusern, als Statist, mitwirkt. Auch die freie Szene kann in jungen Jahren schon ein Weg sein, ein Netzwerk und einen Ruf aufzubauen. Auf jeden Fall empfiehlt sich nach einer Lehre mit einer Berufsmaturität oder einem Fachabitur oder einem Abitur oder einer Matura an allen staatlich anerkannten Schauspielschulen vorsprechen zu gehen. Um deine Karriere als Schauspieler:in möglichst gut zu starten.

Eine Berufsmaturität empfehle ich dir, weil die staatlich geförderten Schauspielinstitutionen im deutschsprachigen Raum Fachhochschulen sind. Es ist möglich, dass du das unglaubliche Talent und das unglaubliche Glück hast, Surdossier, also ohne Berufsmaturität aufgenommen zu werden. Nur betrifft dies pro Jahrgang und Klasse vielleicht eine Person.

Aufgenommen werden oft maximal 24 Personen. Du erhöhst deine Chance also um einiges, wenn du mit Berufsmaturität und allen gefragten Papieren an den Start gehst. Für Deutschland brauchst du eine BMS (Berufsmaturitätsschule), weil deine Konkurrenz die 50 Prozent der deutschen Bevölkerung darstellt, die ein Abitur abgelegt hat. Solltest du eine FMS (Fachmittelschule) besuchen, wähle doch eine mit dem Profil Theater. Ein solches FMS Angebot führt zum Beispiel die Kantonsschule Rychenberg in Winterthur. Ob es auch in deinem Kanton eine FMS mit Ausrichtung Theater gibt, musst du selbst abklären. Frage beim Kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamt –  Abteilung Mittelschulen oder bei den Fachmittelschulen Schweiz nach. 

Für Vorsprechen musst du Durchhaltevermögen beweisen. Ich empfehle bei Frauen zwischen 18 und 24 Jahren, jährlich bei allen Schauspielschulen Vorsprechen zu gehen. Dabei musst du, soweit ich gehört habe, auch schwieriges Verhalten durch die Prüfungskommission wegstecken können. Sehr wahrscheinlich wirst du bei jeder Schule maximal zweimal Vorsprechen können. Das sind meine ersten Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

 

Halbstaatliche Schauspielschulen

Möglicherweise kannst du auch halbstaatliche Schulen in Betracht ziehen, deren Abschluss ist zwar vom Staat anerkannt, aber diese Institutionen kosten einiges mehr, da sie nicht vom Staat, sondern privat durch die Studierenden finanziert werden. Ganz private Schauspielschulen würde ich dir erst Empfehlen, wenn alle Vorsprechen an staatlichen Schulen bis zu deinem 24 Lebensjahr für Frauen und bis zum 27 Lebensjahr für Männer erfolglos waren*.

Für beide halbstaatliche und private Schauspielschulen gilt, dass du dich selbst bei der Künstlervermittlung melden musst, um dort deinen Abschluss vom deutschen Staat anerkennen zu lassen. Bei staatlichen Schulen kommen die Vertreter zur Abschlusswerkschau, bei privaten Schulen muss man selbst hingehen. Die Altersbeschränkung für eine Aufnahme bei der Künstlervermittlung ist, dem hören sagen nach, 26 Jahre. Für deine Karriereplanung als Schauspieler:in sollte dieses Weg Plan B sein.

Was du auch vor dem Vorsprechen an Schauspielschulen tun kannst, ist dich bei verschiedenen Casting Agenturen melden. Das kann dir als Kind oder Jugendliche schon gewisse Filmrollen und somit Erfahrung verschaffen. Dann helfen aber auch Erfahrungen bei Amateurtheatern. Dort kannst du dir Grundlagen und ein gewisses Netzwerk aneignen. Empfehlen würde ich mit möglichst vielen verschiedenen Regisseuren zusammen zu arbeiten. Dabei lernst du die Bandbreite des Theaterschaffens kennen und bist bei Vorsprechen flexibler, wenn dir Aufgaben gestellt werden. Das sind meine zweiten Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

 

Warum ich dir eine staatliche Ausbildung empfehle

Mit der Verschulung der Gesellschaft hat es sich in den letzten 30 Jahren dahin entwickelt, dass Schauspielhäuser mit den staatlichen Fachhochschulen zusammenarbeiten. Dies bedeutet, wenn du an ein Schauspielhaus willst, was eine Festanstellung für eine bestimmte Anzahl Jahre garantiert und eine gute Referenz auf deinem Lebenslauf ist, brauchst du einen staatlichen Abschluss. Aus meiner Sicht verarschen die privaten Schauspielschulen ihre Studierenden bis zu einem gewissen Grad.

Ich hatte an meiner Schauspielschule aber auch Kollegen, welche unsere Schule als Grundlagentraining für ihre staatlichen Vorsprechen benutzten. Prüfe dazu den Lebenslauf von Raphael Muff. Er hat übrigens jahrelang Musical in einem Amateurverein gemacht, bevor er erst die Schauspiel Schule Zürich (SSZ) und dann die Hochschule der Künste Bern (HKB) besuchte. Er arbeitet jetzt am Schauspielhaus in Graz.

Mit einem staatlichen Abschluss in Schauspiel sind folgende Karrieren möglich: Mit gewissem Aussehen und Talent, ist im deutschen Sprachraum eine Karriere im Film möglich. Prüfe dazu die Lebensläufe von Alexander Fehling und Morgane Ferru. Beide sind an den zwei renommiertesten Fachhochschulen ausgebildet worden, der Ernst Busch in Berlin und der Otto Falkenberg in München.

Weiter ist eine Festanstellung an einem Haus mit Film als Ergänzung möglich. Lebensläufe, die du dazu anschauen kannst, sind jene von Yohanna Schwertfeger (Max Reinhart Seminar, Wien) und Elisa Plüss (Mozarteum, Salzburg). Florentine Krafft spielt vor allem an Schauspielhäusern und hat bis jetzt nur zwei Kurzfilme gedreht. Deshalb nenne ich Sie hier mal als Beispiel für eine Karriere an Schauspielhäusern.

Gewisse Schauspieler:innen wagen es, nach ein paar Jahren ein Schauspielhaus zu verlassen und in der freien Szene zu arbeiten. In gewissen Fällen treten Sie dann als Gast an Schauspielhäusern auf, wie beispielsweise Yohanna Schwertfeger dies zurzeit (2020) tut. Vielleicht müssen Sie aber auch freischaffend Arbeiten, obwohl sie dies gar nicht wollen. Zurzeit habe ich zu wenig Einsicht in diese Liga der Schauspielerei. Einen staatlichen Abschluss ermöglicht es auch eher an einer Fachhochschule zu unterrichten. Oliver Mannel ist hierzu ein Beispiel, welches du anschauen kannst. Das sind meine dritten Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

 

Wie du die richtige Ausbildung findest

Soweit ich das sehe, findet die richtige Ausbildung dich. Schauspielschulen suchen nicht nur Talent, sondern, wenn sie Talent gefunden haben, immer auch die richtige Mischung an Studierenden, um deren Entwicklung optimal zu fördern. Dies kann bedeuten, dass du es bis in die letzte Runde schaffst, also Talent hast, aber gerade nicht in die Gruppe passt.

Es kann auch sein, dass die Schule gerade einen dir ähnlichen Typ schon ausbildet und ihm die Chance auf dem Markt lassen will. Aber zwei Jahre später ist der raus und du kommst vielleicht rein. Es gibt bestimmt auch jene Vorsprechenden, die einfach so gut sind, dass die Schulen sie aufnehmen müssen.

Die Entscheidung, die du fällen kannst, ist ob du reines Schauspiel lernen willst oder ob du lieber Musical machen willst. Musical hat die grössere Popularität, dir muss einfach Tanzen, Singen und Schauspiel liegen. Nach dem Abschluss kannst du dich immer noch auf eine Sparte spezialisieren und dich darauf weiterbilden. Vielleicht ist es für dich auch eine Möglichkeit, für Musical und Schauspiel vorzusprechen und zu sehen, wo du reinkommst. 

Ein Beispiel dazu könnte Jeannine Michèle Wacker sein, sie hat aber ihre Ausbildung in den USA, an der AMDA, gemacht, da es wenige staatlich anerkannte Ausbildungen für Musical in Deutschland gibt. Die zwei besten Musical Ausbildungen sind, nach professioneller Quelle, die Laine Academy in Epsom und die Urdang Academy in London. Das sind meine vierten Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

 

Wie du dich auf den Vorsprech-Marathon vorbereiten kannst

Neben den oben genannten Möglichkeiten des Amateurtheater und einer privaten Schauspielschule, kannst du auch deine Monologe mit einem privaten Coach vorbereiten. Dabei würde ich aber beachten, dass dein Coach eine staatliche Schule besucht hat, weil dein Coach dann Erfahrung mit staatlichen Schulen hat und weiss auf was diese achten.

Weiter gibt es gibt ein paar gute Filme, mit denen du dich auf das Vorsprechen und eine Schauspielausbildung vorzubereiten kannst. Diese sind: Das Vorsprechen, die Spielsüchtigen und eine Dokumentation vom Max-Reinhardt-Institut, welche auf YouTube zu finden ist. Prüfe die Voraussetzungen jeder Schule, bevor du dort vorsprichst. Das sind meine fünften Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

 

Karrieren mit privaten Ausbildungen

In diesem Bereich kann ich nur die Situation in der Schweiz beschreiben. Es ist möglich einen Lebensunterhalt zu verdienen. Meistens in der freien Szene. Interessanterweise gibt es auch hier Ligen. Studierende der ZHdK spielen in der Schweiz am Theater Kanton Zürich, Theater Marie oder in deren freien Szene. Eine freie Szene, in welche ich null Einblick und Berührungspunkte habe. Meine Szene bewegt sich wo anders, bei Denlo Productions (Nils Habermacher), The Same Productions (Christian Ohmann) und Florian Rexer (Mischa Löwenberg).

Im Bereich Musical schaffen es manche von der SAMTS zu Erich Vock und zum Märlimusical.ch. In Deutschland kann man sich via Stagepool auf Jobs bewerben und Uwe Peter ein Freund von mir findet dort Engagements auch ohne Ausbildung zum Schauspieler. Simon Fleischhacker hat die Akademie für darstellende Kunst (adk) in Ulm besucht, eine staatlich anerkannte, aber private Ausbildung, erst hat er im Stückvertrag gearbeitet, jetzt scheint er bei der Monbijou Theater GmbH im Engagement zu sein. Ich denke es braucht mehr Durchhaltevermögen für eine Karriere als Schauspieler:in mit privater Ausbildung. Das sind meine sechsten Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

 

Semi-Professionelle Schauspieler:innen

In der Schweiz kenne ich auch einige Schauspieler:innen, die Semi-Professionell arbeiten. Also einer Teilzeitanstellung in der Privatwirtschaft nachgehen und daneben mit Theater einen Zusatzverdienst erwerben. Dazu könntest du Manuel Zubers Lebenslauf anschauen. Wenn alle Stricke reissen und keiner dieser Pläne aufgeht, kannst du auch einem guten Beruf nachgehen und daneben Amateurtheater spielen. Überhaupt würde ich dir Schauspieler als Beruf nur empfehlen, wenn du dir wirklich keinen anderen Beruf vorstellen kannst und dich nur Theaterspielen glücklich macht. Dann bist du dazu berufen Schauspieler zu sein.

Schade finde ich es, wenn eine Person an eine staatliche Schule kommt und einige Jahre nach der Ausbildung die Schauspielerei aufgibt. Dann hast du möglicherweise jemandem, der wirklich wollte und drangeblieben wäre, den Platz weggenommen. Deshalb empfehle ich dir, dich im Vorfeld intensiv mit diesem Beruf auseinanderzusetzen. Beispielsweise könntest du eine Hospitanz (Praktikum) an einem Stadttheater in deiner Nähe machen, um Erfahrungen im Theateralltag zu sammeln. Das sind meine siebten Tipps für deine Karriereplanung zur Schauspieler:in.

Vielleicht magst du mir Erzählen, wie du die Welt der darstellenden Künste im deutschen Sprachraum erlebst. Liege ich mit meinen Aussagen richtig oder sind diese total falsch? Wie stehst du dazu, dass es wie Ligen in unserer Branche gibt?

Über deine Ansicht freue ich mich sehr.

Von Herzen,
Isabel

PS: Ich schreibe diesen Artikel, weil ich es sehr bereue, dass ich nicht an alle Fachhochschulen vorsprechen ging. Ich habe dies versäumt, weil ich nicht wusste, dass dies mein Weg gewesen wäre.

*Diese Altersangaben berufen sich auf die Aufnahmekriterien der ZHdK, welche bis 2017 Voraussetzung waren.

Zur Vertiefung

1. Liste der Schauspielschulen auf Wikipedia
2. Traumberuf Schauspieler – Der Wegweiser zum Erfolg, Ulrike Boldt
3. Beruf: Schauspieler, Ulrich Kuhon
4. AUDITION – Erfolgreich Vorsprechen, Michael Shurtleff
5. Video Aufnahmeprüfung Max-Reinhardt-Seminar
6. Video von Joyce darüber, wie Sie Schauspielerin geworden ist
7. Resmüee zu Schauspielkarrieren 40 Jahre nach der Aufnahmeprüfung

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