Hommage ans Theater

oder «Warum ich es vermisse ins Theater zu gehen.»

Hommage ans Theater

Seit einem Jahr sind die Theater mehrheitlich geschlossen. Theater wird online gezeigt und es ist eigentlich gut gemacht und gut gemeint, aber es ist einfach nicht dasselbe. Ich vermisse Theater. Theater in Ko-Präsenz, Theater mit Menschen in einem Raum, Theater mit Schauspielenden und Publikum. Ich vermisse dieses Ereignis, welches wir Theater nennen. Hier schreibe ich nur über die Guckkastenbühne, aber eigentlich vermisse ich jede Form von Theater. Und ich sage dir warum.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 17. März 2021.

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1. Warum Theater Online keine Lösung ist

Ich habe es wirklich versucht, ich habe mir ein Ticket zu Maria Stuart beim deutschen Theater Berlin gekauft und mich gefreut Theater zu schauen. Aber es ist einfach nicht dasselbe. Die Kameras waren irgendwie alle zu weit weg, die Kameraeinstellung unpassend. Und zu allem Übel hat mein Papa noch mitten in der Life-Übertragung angerufen. Ich Idiot bin rangegangen und habe den Höhepunkt verpasst. Im Theater denke ich immer daran, mein Mobiltelefon auszuschalten. Leider kam bei mir die Stimmung nicht wirklich auf, das abgefilmte Stück hat sich einfach nur wie ein schlechter Film angefühlt.

Um einiges besser kam die Produktion «Das Glashaus» vom Jungen DT bei mir an. Da war die Kameraführung genügend Nahe und echt gut. Einen positiven Aspekt hat die Pandemie, ohne sie, könnte ich gar keine Produktionen vom DT schauen, weil ich ganz wo anders wohne. In Bezug auf Theater fehlt mir trotzdem etwas.

2. Die leibliche Ko-Präsenz

Mir fehlte die Energie der Schauspielenden. Diese Energie, mit der Sie den Raum erfüllen. Der Energiewechsel, welcher mit jedem neuen Auftritt und jedem neuen Abgang und jeder noch so kleinen Veränderung gleich den ganzen Saal beeinflusst. Mir fehlte es, in der ersten Reihe zu sitzen und das Handwerk der Schauspielenden zu sehen, wie sie die Emotionen produzieren, wie sie ihre Haltung verändern, wie sie bewusst sprechen. Mir fehlte der Anblick ihrer Spucke, die, durch die saubere Artikulation herausgeschleudert, auf die Bühne fällt.

3. Die Freiheit das anzuschauen was ich will

Weiter störte mich, dass die Kamera mir vorgab, was ich zu schauen hatte. Vielleicht hätte ich lieber gesehen wie der Schauspielende von gerade eben reagiert, wenn das Licht bei ihm ausgeht. Ich hätte gerne gesehen, wie die Schauspielenden aufeinander reagieren, wenn sie sich nur hören können, aber das kam bei mir nicht an. Mir fehlte was bei dieser Online-Theater-Aufführung. Meine Freiheit das anzuschauen und dort den Fokus zu setzten, wo ich will.

4. Die Stimmung im Saal

Mir fehlte die Energie der Zuschauenden, wie der Raum unter dem Einfluss des Spiels manchmal vibriert. Mir fehlten die Seufzer, die Lacher, das Raunen der Zuschauenden. Mein Zimmer war leider menschenleer. Da waren keine gespannten Gesichter im Raum und da waren keine Schauspielenden, welche die Zuschauenden beeinflussten. Die Energie, auch wenn gut gespielt, kam bei mir nicht an. Vielleicht muss ich beim nächsten Mal meine Freunde einladen, damit wenigsten etwas an dieser Situation stimmt.

5. Nach dem Stück zusammensitzen

Ich vermisse es, nach dem Sehen des Theaterstücks mit meinen Freunden oder den Schauspielenden oder beiden an einem Tisch zu sitzen und über Theater zu sprechen. Mich auszutauschen, über Patzer zu lachen oder zu fragen, wie sie diese oder jene Szene gemeistert haben. Die Freude über eine gelungene Aufführung mit den Beteiligten zu teilen. Oder zuzuhören, was besser oder anders laufen sollte. Ich vermisse es über Handwerk, Stücke, Autoren oder über andere künstlerische Einflüsse aufs Theater zu sprechen. Neues über das Theater zu lernen. Neue Erfahrungen mit Theater zu machen. 


Ich vermisse Theater. Sehr sogar.

Vermisst du Theater so sehr wie ich? Wie gehst du mit den Restriktionen der Covid-19 Pandemie um? Wird es dir manchmal auch zu viel immer nur Theater online schauen zu können?

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.



Von Herzen,

Isabel

Nachtrag vom 11. November 2021
Heute ging ich im Rahmen einer Aufführung, bei welcher wir für INTRIGE – Magazin für junges Theater schreiben, born to shine im Schauspielhaus schauen. Es war eine gelungene Inszenierung und eine Wohltat Theater in seiner natürlichen Umgebung zu erleben. 

 

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