Proben und Aufführungen

In dieser Kategorie findest du Tipps und Tricks zu Proben und Aufführungen, welche ich über die Jahre entdeckt und mir angeeignet habe.

5 Aufwärmübungen vor Aufführungen

5 Aufwärmübungen vor Aufführungen

Wenn ich mich vor eine Aufführung aufwärme und meinen Körper und meinen Geist darauf einstimme, spiele ich viel besser Theater, als wenn ich kalt auf die Bühne gehe. Deshalb teile ich mit dir meine fünf liebsten Aufwärmübungen, mit denen ich mich auf die Bühne vorbereite. Sie bereiten deinen Körper, deine Stimme und deine Emotionen für den bevorstehenden Auftritt vor.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 23. März 2021.

1. Ausklopfen

Alleine macht diese Übung weniger Spass als zu zweit. Zu zweit beugt sich der zu ausklopfende vorn über und der klopfende klopft erst sanft den Rücken neben der Wirbelsäule ab. Dann die Arme und Hände, später die Beine. Wenn man mag, kann man noch die Schultern und den Nacken massieren. Wenn ausgeklopft ist, werden alle Körperteile in derselben Reihenfolge ausgestrichen.

Dann läuft der klopfende langsam Wirbel für Wirbel vom Gesäss her die Wirbelsäule hoch und der ausgeklopfte richtet sich sehr bewusst Wirbel für Wirbel wieder auf. Danach fühlt man sich meistens sehr viel leichter, energetisch und wach. Im besten Fall etwas schwebend. Damit der ausgeklopfte wieder Bodenhaftung kriegt, stützt sich der ausklopfende mit den Händen in der Yoga-Pose des herabschauenden Hundes auf die Füsse des ausklopfenden und sagt: «Kamelfüsse». Ich mag Kamele nicht so sehr, deshalb sage ich Elefantenfüsse.

Danach werden die Positionen gewechselt und der ausklopfende wird ausgeklopft. Diese Übung führe ich an einem bestimmten Punkt immer ein, wenn ich Regie führe und die Schauspielenden mögen diese Übung sehr, weil sie löst und erdet. Deshalb fühlen sie ich oft weniger nervös, bevor sie auf die Bühne gehen und spielen entspannter.

2. Lax Vox

Diese Übung habe ich schon in meinem Artikel über die «nützlichsten 55 Dinge für Proben und Aufführungen» geschrieben. Lax Vox ist meine liebste Art meine Stimme auf eine Aufführung vorzubereiten. Dabei benutze ich einen Lax Vox Schlauch und eine Flasche aus Pet, welche etwas mit Wasser gefüllt ist.

Dann nimmt man den Schlauch in den Mund, und bläst mit entspannten backen hinein. Dabei singt man verschiedene Gesangsübungen. Das coole ist, dass man dabei die Stimmbänder aufwärmt und gleichzeitig entspannt, man kann Lax Vox also auch gut nach einer Aufführung benutzen. Während der Übung wärmt man zwar die Stimme auf, aber man beschädigt nichts und die Stimme ist oft besser aufgewärmt als mit herkömmlichen Methoden.

3. Franklin Bälle

Im Method Acting Kurs von Herbert Fischer haben wir etwa dreiviertel der Zeit unseren Körper entspannt. Deshalb massiere ich meine verspannten Körperstellen vor einer Aufführung, um diese zu entspannen. Üblicherweise lege ich mich mit dem Rücken auf den Boden und entspanne meinen Rücken, weil dieser oft am meisten verspannt ist. Dabei lege ich oft einen Ball unter meine Schulter und atme dann in den Schmerz.



Danach lege ich einen solchen Ball oft unter meine Hüfte und atme ebenfalls bewusst dahin, bis sich meine unteren Rückenmuskeln entspannt haben. Zuletzt massiere ich meine Fusssohlen mit dem Ball, weil viele Nervenenden in die Füsse gehen und dann gleich der ganze Körper entspannt und aufgewärmt ist. 



Du kannst mit Franklin Bällen massieren und entspannen, wie du dich gerade lustig fühlst. Dein Körper wird dir schon sagen, was er gerade an Entspannung braucht. Mir hilft dieses Aufwärmen oft, um durchlässiger und damit authentischer auf der Bühne zu sein.

4. Die Stimme mit Sprüchen aufwärmen

Um mich einfach klassischer Weise einzusingen, verwende ich oft ein Lied, welches ich in der Schauspielschule gelernt habe. Ich singe es dir in meinem Video zu diesem Blogartikel vor. Der Text geht wie folgt:

«Memmingen, Memmingen, Memmingen, Memmingen, nono, nono, nono, nono, nono, nono, nono, nono, pla, ple, pli, plo, plu.»

Das singe ich einfach in verschiedenen Tonlagen meist von tiefen Tonarten zu höhen Tonarten vor mich hin, um meine Stimme aufzuwärmen. Danach wärme ich meinen Mund mit einer Konsonantenübung weiter auf. Dazu nehme ich irgendeinen Konsonanten und hänge Vokale und Umlaute an diese an. Diese Übung kenne ich ebenfalls aus der Schauspielschule. Sie klingt, mit dem Konsonanten M, wie folgt:

«Ma, Me, Mi, Mo, Mu, Mä, Mö, Mü, Mau, Mei, Meu.»

Im Prinzip kannst du mit dieser Übung da ganze Alphabet durchsprechen, ohne die Vokale versteht sich. Dann habe ich auch meine Zunge, meinen Mund aufgewärmt und kann eine gute Aussprache und Betonung garantieren.

5. Sich das Spiel vorstellen

Wenn es möglich ist, setze ich mich irgendwo hin, wo ich etwas Ruhe haben kann und stelle mir vor, was ich spielen soll und wie ich es spielen will. Diese Übung habe ich ebenfalls in der Schauspielschule gelernt und kommt anscheinend von einem Tänzer, welcher sich jeweils nur vorstellte, wie er tanzen würde, aber seine körperlichen Energien für die Aufführung sparte, statt wie seine Kollegen die Tänze vor der Aufführung nochmals wirklich zu üben.

Während dem ich mir vorstelle, was und wie ich etwas spielen soll und will, gehe ich den Text und die gewünschten Emotionen durch. Dann prüfe ich nochmals meine inneren Bilder, welche die Emotionen auslösen sollen. Manchmal arbeite ich über den Körper, dann stelle ich mir vor, wie die Energie in meinem Körper sich anfühlen muss bzw. mit welchen Bewegungen ich mir selbst helfen kann.

Wenn ich mit dem ganzen Stück durch bin, bin ich bereit auf die Bühne zu gehen.

Vielleicht magst du mir erzählen, wie du dich auf eine Aufführung einstimmst? Kennst du eine Übung, welche so gut ist, dass sie die ganze Welt kennen sollte? Bist du sehr nervös vor einer Aufführung oder ist es sogar ein Anzeiger, dass du bereit bist Theater zu spielen?

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel

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Schauspielmethoden für deine Rollenarbeit

10 Schauspielmethoden für deine Rollenarbeit

Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 10. Februar 2021

Für die erarbeitung deiner Schauspielrolle habe ich hier 10 der Methoden aufgelistet, welche ich am meisten gebrauche und mir am geläufigsten sind. Du findest kurze Beschreibungen zu «Method Acting», «Meisner Technik», Biomechanik, Tier-Übungen, Rollenbiografie, Rolleninterview, Inspiration durch Adjektive, eigene Erfahrungen sammeln, Sprechtraining und Improvisation. Viel Spass und Erfolg bei der erarbeitung deiner nächsten Schauspielrolle.

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1. «Method Acting»

«Method Acting» ist wohl die bekannteste Schauspieltechnik unserer Zeit. Sie wurde von Konstantin S. Stanislawskis als Theorie niedergeschrieben. Den Durchbruch fand diese Theorie in der Schule von Lee Strasberg, welcher diese zu einer Methode für Filmschauspiel gewandelt hatte. Das Ziel dieser Methode ist es die Rolle möglichst glaubwürdig (Theaterjargon: authentisch) zu verkörpern. Dabei werden oft Erinnerungen und Erfahrungen aus dem eigenen Leben verwendet.

Die Schauspielerin oder der Schauspieler nimmt für eine bestimmte Szene eine passende Erinnerung aus ihrem oder seinem Leben und lässt diese Erinnerung während ihrem oder seinem Spiel als inneren Film ablaufen. Dabei löst die Erinnerung im besten Fall dieselben Emotionen aus, welche der Schauspieler oder die Schauspielerin im echten Leben erfahren hatte. Der Schauspieler oder die Schauspielerin reagiert dabei auf eine gemachte Erfahrung erneut und gibt dadurch seine oder ihre damals erlebten Gefühle wieder.

Schauspiel hat auf Basis dieser Methode viel mit der natürlichen Reaktion auf eine innere Vorstellung zu tun. Die Kunst ist es, sich das richtige für die Szene auszusuchen und die Durchlässigkeit, für die Reaktion darauf, zu trainieren.

2. «Meisner Technik»

Die «Meisner Technik» ist eine Weiterentwicklung des «Method Acting» von Standford Meisner. Standford Meisner war ein Schüler von Lee Strasberg. Vertreter der Meisner Technik sehen das Verwenden von echten Erinnerungen und Erfahrungen als zu gefährlich für die Schauspielenden an.

Die Gefahr für die Schauspielenden unverarbeitete Erfahrungen zu verwenden und sich dabei selbst zu verlieren ist ihrer Meinung nach zu hoch. Sie glauben, dass die reine Fantasie, die reine Vorstellung der Situation ausreicht, um eine Rolle glaubwürdig zu verkörpern. Dabei verwenden die Schauspielerinnen oder die Schauspieler möglicherweise Personen aus ihrem echten Leben, um eine fiktive, aber passende Geschichte zur Situation zu finden. Manchmal ist auch eine rein fiktive Person am besten geeignet, wie zum Beispiel den absoluten Traummann. 

Ein Beispiel aus dem Sommerkurs 2014 am Bill Esper Studio, welchen ich im Sommer besuchte, um «Meisner Technik» zu erlernen. Wir hatten die Aufgabe eine Geschichte zu einer Tätigkeit vorzubereiten, welche uns emotional berühren würde. Nach einigen gescheiterten Versuchen stellte ich mir folgendes Szenario vor. 

Da ich in New York war, stellte ich mir vor, dass meinem Vater seine Frau angerufen hätte und mir gesagt hätte, dass mein Vater einen Herzinfakt gehabt hätte und man noch nicht wisse, wie es ausgehen würde. Er werde im Spital behandelt und wir müssten warten. Diese Unsicherheit, ob er überleben oder sterben würde und die tiefe liebe zu ihm, machen mich sehr emotional (gerade sind die Tränen bei der Vorstellung davon bis zu den Augenrändern gekommen). 

Da wir zu jener Zeit einmal im Jahr eine kleine Reise machten, wollte ich ihm eine Karte mit jener Stadt basteln, zu der wir als nächstes fahren würden und ihm damit gute Besserung wünschen. Während man jetzt diese Aufgabe macht und sich diese Geschichte vorstellt, kommt der Spielpartner und fragt einen irgendwelche Fragen, welche man, soweit ich mich erinnern kann wiederholen muss. Die Übung heisst auch «Repetition».

Mich hat diese ganze Situation so sehr geärgert und aufgewühlt, dass ich zu weinen anfing. In einem schauspielerischen Sinne eine Topleistung, Susanne Esper war begeistert. Als Lektüre zur Meisner Technik kann ich das Buch «The Actor’s Art and Craft», von William Esper und Damon DiMarco sehr empfehlen.

3. Biomechanik

Die Biomechanik wurde von Konstantin S. Stanislawskis Schüler Wsewolod E. Meyerhold um 1922 entwickelt und geht in seiner Theorie und Methode vom Körper der Schauspielerinnen und Schauspieler aus. Bei dieser konstruktivistischen Schauspieltechnik erarbeiten die Schauspielenden ihre Rolle von aussen nach innen, also vom Körper zu den Emotionen. Dies ist die umgekehrte Vorgehensweise zum «Method Acting».

Da der Körper im Fokus steht, ist das Kennenlernen und das Bewusstsein für das Arbeitsinstrument für die Schauspielerinnen und Schauspieler grundlegend. «Ein solches Schauspielkonzept der Biomechanik setzt auf Sport, Akrobatik, Tanz, Rhythmik, Boxen, Fechten» [1]. Der Körper bildet die schauspielerische Grundlage und Ausgangslage.

Im Improvisationstheater arbeite ich oft vom Körper zur Szene. Es ist für mich einfacher eine Bewegung zu machen und daraus die Szene zu entwickeln. Meistens ist es eine Tätigkeit, welche durch die Eingabe des Publikums inspiriert wurde.

[1] Kotte, Andreas: Theaterwissenschaft. Eine Einführung. Köln, Weimar, Wien 2012. S. 179.

4. Tier-Übungen

Diese Übung hat Lee Strasberg von seiner Schauspiellehrerin Maria Ouspenskaya [2] erlernt und in seine Methode einfliessen lassen. Es bedeutet, dass die Schauspielerin oder der Schauspieler sich ein Tier, welches zu ihrer Rolle passt, aussucht und dessen Verhalten danach genau analysiert.

Wenn die Analyse abgeschlossen ist, spielt die Schauspielerin oder der Schauspieler das Tier nach und versetzt sich so gut er kann in sein Wesen und seine Energie. Wenn die Schauspielerin oder der Schauspieler genügend in der Energie des Tieres ist, kann er diese Stufenweise mit menschlichem Verhalten vermengen, bis nur noch ganz spezifische Verhaltensmuster des Tiers im Spiel der Schauspielenden durchscheinen.

Diese Übung gibt den Schauspielenden die Erfahrung, dass sie sich auch in Lebewesen und Energien versetzen können, welche sie selbst nicht sind. Gibt ihnen also die Erkenntnis, dass auch das Fremde spielbar ist.

[2] Wulf, Julia: Is Method Acting still the basis of successful acting in the USA? Hamburg 2014. S. 26

5. Rollenbiografie

In einer Rollenbiografie beschreibt man verschiedene Aspekte, einer zu erarbeitenden Rolle. Am einfachsten ist es mit den Fakten zu beginnen, was Merkmale wie Namen, Alter, Geschlecht, Herkunft, sozialer Status und Beruf beinhalten. Als zweites kommen dann die äusseren Eigenschaften der Figur zum Tragen, also Kleidung und aussehen. 

Als drittes die inneren Werte und Moralvorstellungen. Dann solltest du unbedingt eine Biografie deiner Figur schreiben. Diese beinhaltet zum Beispiel wo sie geboren wurde, was für eine Kindheit sie hatte, wie sie gross geworden ist, und so weiter. Weiter kann eine Rollenbiografie in der Ich-Form, also aus der Sicht der Rolle über sich selbst, hilfreich für dein besseres Verständnis sein. Zusätzlich dazu kann die Sichtweise von aussen ebenfalls hilfreich sein. Frage dich dabei wie der Lesende die Figur sieht?

Für einen detaillierten Leitfaden zur Rollenbeschreibung empfehle ich diesen von Wortwuchs.

6. Rolleninterview

Manchmal ist es einfacher ein Rolleninterview zu machen. Dabei steht der zu interviewende auf die Bühne oder in die Mitte eines Kreises und die anderen Schauspielenden fragen die zu interviewende Person zu ihrer Rolle aus. 

Dabei kann man als befragte Person in der Rolle sein oder auch nicht. Wenn man dies als Schauspielerin oder Schauspieler macht, lernt man rational etwas über seine Rolle. Wenn du dich auf das Wesen deiner Rolle einlässt und die Fragen aus deiner Rolle heraus beantwortest, entdeckst du vielleicht auch noch Gefühle oder Bewegungen, welche zuvor verborgen waren. Ich bevorzuge die zweite Variante.

Für einen detaillierten Leitfaden zu Rolleninterviews empfehle ich diesen von Sprachfoerderung.

7. Inspiration durch Adjektive

Manchmal hilft es mir auch, wenn ich bei der Rollenarbeit bestimmte Adjektive für meine Rolle heraussuche und diese in meiner Rolle ausprobiere. Diese Methode gibt mir neue Eindrücke von der Rolle und hilft mir neue Fassetten zu entdecken. Dabei kann ich auch gleich herausfinden, ob diese Fassetten passen könnten. Durch diese Methode erhalte ich mehr Klarheit über die wichtigsten Charaktereigenschaften meiner Rolle und kann diese im Spiel besser hevorheben.
 

Eine Liste von Adjektiven findest du hier bei Wortwuchs.

8. Erfahrungen sammeln

In Hollywood gehen Schauspielende manchmal soweit, dass sie sich den Erfahrungsschatz für eine Rolle, welche sie durch «Method Acting» spielen wollen, erarbeiten. Angeblich lebte Daniel Day-Lewis in der Vorbereitung auf den Film «Der letzte Mohikaner» mehrere Monate in der freien Wildnis und ass nur das Fleisch von Tieren, welche er selbst erlegt hatte. 

Für eine Rolle, in welcher ich sehr aggressiv sein musste, hatte ich den Text mehrere Male beim Boxen geübt, damit ich diese agressivität erfahren hatte und somit spielen konnte. Man kann seine Erfahrungen sehr kreativ sammlen, wichtig ist, dass es für dich stimmt.

9. Sprechtraining und Akzente

Je nach Rolle kann es passend sein, einen besonderen Akzent zu erlernen. Manchmal ist das auch eine Bedingung für eine Rolle. Da mir das erlernen eines Akzents sehr leicht fällt, findest du hier meine Strategie dazu: 

Ich suche mir eine Person, welche diesen Akzent spricht. Meistens finde ich diese auf Youtube. Dann höre ich mir den Akzent solange an, bis ich ihn nachsprechen kann. Sobald dies geht, spreche ich das was ich höre nach. Mit der Zeit kriege ich ein Gefühl für die Laute des Akzents und kann diesen auch bei anderen Worten, als den gehörten nachsprechen.

Für ein sauberes Hochdeutsch, kannst du auch bei Google das Wort, welches du lernen willst eingeben und dazu «aussprache» schreiben. Meistens kommt gleich ein Beispiel dazu, welches du dir anhören und mit dem du trainieren kannst.

Aussprache und Akzent

10. Improvisation

Die letzte Technik um eine Schauspielrolle zu erarbeiten ist die Improvisation. Dies ist ein induktive Erarbeitung einer Rolle, welche von innen nach aussen geht. In der Improvisation verwendet man die Eckdaten seiner Rolle und geht dann vom inneren Gefühl, einer inneren Inspiration oder einer Idee zur Rolle aus. 

Wenn du eine Inspiration aus dir heraus gefunden hast probierst du diese aus und schaust, wie sich diese weiterentwickelt. Deine Inspiration ist also dein Startpunkt und dann schaust du wo es dich hinzieht. Wichtig ist, dass du offen bleibst für was immer aus dir herauskommt und einfach machst, was sich richtig anfühlt, ohne dies zu überdenken.

Die Reflexion zum Geschehenen kommt nach dem du verschiedene Inspirationen ausprobiert hast und dabei herausgefunden hast, welche Ergebnisse, die du erforscht hast, sich am besten anfühlen. Wenn du dich bei den Improvisationen gefilmt hast, kannst du auch deine Aufzeichnungen ansehen und die Ergebnisse auswerten.

 
 
 

Das sind die 10 Schauspielmethoden für deine Rollenarbeit. Meine liebste Methode ist die «Meisner Technik», aber ich gebrauche auch andere Methoden von dieser Liste. Oft sind meine Rollen bei der Aufführung aus eine Mischung von mehreren dieser Methoden. Fallen dir noch mehr Schauspieltechniken ein oder hast du mit einer der Methoden besonders gute Erfahrungen gemacht? Schreibe es mir in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu hören.

Vielleicht magst du mir deine liebste Schauspielmethode vorstellen? Dass würde mich sehr freuen. Habe ich eine vergessen, die du besonders wichtig findest? Hast du schon Erfahrungen mit gewissen Methoden gemacht, welche du mit mir teilen magst?

Ich freue mich sehr über deinen Bericht.

Von Herzen,
Isabel

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Wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest

Wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest

Wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest

Um eine Schauspielrolle glaubwürdig zu verkörpern, brauchst du ein grundlegendes Verständnis für das Stück und seinen historischen Kontext. Dass bedeutet, du musst die Lebensumstände der damaligen Zeit und die gesellschaftlichen Umstände verstehen. Aufbauend auf diesem Hintergrundwissen, untersuchst du die Umstände deiner Rolle. Dann lernst du den Text auswendig und probierst danach mit dem Text, deiner Stimme und deinem Körper aus, was am besten zu deiner Rolle passt. Hier findest du eine Anleitung, wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest.

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Das Vorgehen, welches ich beschreibe, wird als deduktiver Rollenaufbau[1] bezeichnet. Wir arbeiten uns von aussen nach innen vor, oder anders formuliert, von der zur Verfügung stehenden Information zur Rolle. Das Gegenteil ist ein induktiver Rollenaufbau, was bedeutet, dass nur die Eckdaten als Information verwendet werden und durch Improvisation zur Rolle gefunden wird.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 5. Januar 2021.

1. Das Stück lesen

Dieser Schritt bildet die Grundlage für die gesamte Rollenarbeit. Schreibe dir eine Zusammenfassung der Handlung auf. Damit stellst du sicher, dass du diese verstanden hast. Weiter kannst du Handlungen deiner Figur heraussuchen, welche für diese bezeichnend sind. Damit meine ich Handlungen, welche die Gefühle und dadurch das Verhalten deiner Rolle grundlegend verändern. Im Theaterjargon wird von einem Drehpunkt gesprochen. Wenn ein Drehpunkt die ganze Handlung des Stücks verändert, sprechen wir von einem Fabeldrehpunkt. 

Fragen, die du dir dazu stellen kannst, sind: Welche Persönlichkeit hat deine Rolle? Wo findest du Drehpunkte für deine Rolle? Von welchem Gefühl zu welchem neuen Gefühl wechselt sie?

2. Die Situation deiner Rolle analysieren

Um die Situation der Rolle zu erfassen benutze ich die Methode, welche «Die Situation»[2] genannt wird. Dabei werden 6 W-Fragen an die Situation beantwortet, welche dir ein vertieftes Verständnis für die Situation deiner Rolle geben.

«Woher komme ich?»

Die erste dieser Fragen, erörtert die Vorgeschichte der Situation, also auch die emotionale Haltung, mit der die Figur in die Situation eintritt. Überlege dir, was vor der Szene passiert ist und wo deine Figur war.

«Wo befinde ich mich?»

Die zweite dieser Fragen, fragt nach dem Ort, an dem sich die Figur befindet und was dieser Ort mit ihr macht. Überlege dir wie deine Figur zu dem Ort steht, in welchem sie sich befindet und was er ihr bedeutet.

«Wozu komme ich?»

Die dritte dieser Fragen, erörtert die Absicht, mit welcher die Figur in die Situation eintritt. Überlege dir, was das Ziel deiner Figur ist. Mit welcher Absicht sie in die Szene eintritt und ob diese Absicht sich während der Szene verändert.

«Wer ist da?»

Die vierte dieser Fragen, untersucht die Beziehungen zwischen den anwesenden Figuren. Überlege dir wie deine Figur zu den anderen Figuren steht, welchen sie vertraut und welchen sie misstraut. Möglicherweise gibt es eine Vorgeschichte, welche durch das Verhalten der Figuren zum Vorschein kommt.

«Wohin gehe ich?»

Die fünfte dieser Fragen, beschäftigt sich mit der Nachgeschichte. Dabei ist wichtig, ob die Nachgeschichte durch die Situation hervorgerufen wird oder ob diese schon vor dem Eintreten in die Situation geplant war. Überlege dir, wie und warum deine Figur den Ort bzw. Raum wieder verlässt und was ihr dazu Anlass gibt.

«Was ist wichtig?»

Die sechste dieser Fragen, untersucht das besondere und einzigartige an der Situation. Überlege dir, was dir besonders aufgefallen ist. Möglicherweise hat dich etwas beim Lesen überrascht.

Wenn du alle diese Fragen eindeutig beantworten konntest, stellt sich noch die grundlegende Frage, wie du das erarbeitete Zeigen willst und wieviel von deinen erarbeiteten Haltungen zu sehen sein soll. Besonders wichtig sind die Diskrepanzen einer Figur. Wo sind das Gesprochene und das Verhalten der Figur gegenläufig? Ist die Figur irgendwo zerrissen? Die Konflikte einer Figur sind spannende Ansätze, um eine Rolle zu erarbeiten.

3. Hintergrundinformationen sammeln

Gerade bei klassischen Texten, versuche ich den historischen Kontext zu erfassen. Dabei hilft mir in erster Linie Erläuterungs-Literatur. Dabei stelle ich mir weitere Fragen. «Wie haben diese Menschen gelebt?», «Was waren ihre gesellschaftlichen Normen?», «Was war das Besondere an dieser Geschichte für die damalige Zeit?».

Weiter schaue ich mir Interviews von Schauspielern an, welche diese Rolle schon einmal gespielt hatten und über diese reden. Manchmal schaue ich mir auch Aufnahmen von Theateraufführungen an oder frage Berufskollegen, wie sie die Rolle und das Stück sehen.

4. Bedeutung des Textes erfassen

Um die Bedeutung des Textes zu erfassen gibt es in der Schauspielerei eine Übung, in welcher der Subtext einer Figur untersucht wird. Dabei ist es wichtig, dass du erfasst, was die Figur mit dem was sie sagt meint. Es geht darum, das was zwischen den Zeilen steht herauszulesen und aufzuschreiben.

Ich schreibe mir jeweils den effektiven Text auf ein Blatt Papier und schreibe die Gedanken der Figur (Subtext) darunter. Je besser du den Subtext erarbeitest, umso mehr können dir auch Konflikte deiner Figur auffallen und umso vielschichtiger kannst du deine Figur begreifen.

5. Den Text Auswendiglernen

Wenn du die Vorarbeit zu diesem Punkt seriös gemacht hast, sollte dir das Text Auswendiglernen etwas leichter fallen. Wichtig ist, dass der Text wirklich gut verinnerlicht und jeder Zeit abrufbar ist, egal was um dich herum passiert. Ich beginne immer damit, den Text abzudecken und den genauen Wortlaut mehrmals hintereinander zu repetieren. Bis ich den Satz verinnerlicht habe.

6. Die passende Stimme finden

Mit all deinem Vorwissen und dem gelernten Text, kannst du jetzt anfangen die passende Stimme für deine Figur zu suchen. Wie spricht deine Figur? Hat sie einen Akzent? Ist ein Vokal langgezogen oder betont sie eine Konsonante in gewisser Weise auffällig? Gerade bei klassischen Texten ist es manchmal schwierig diese natürlich zu sprechen. Solltest du Mühe haben, probiere ihn mal in deinem Dialekt zu sprechen. Das kann helfen einen natürlicheren Zugang zu finden. Probiere herum, bis du eine Art des Sprechens gefunden hast, welche für dich stimmig ist.

7. Den passenden Körper finden

Jetzt wo du den Text und die Stimme kannst, versuche herauszufinden, wie deine Figur sich bewegt. Ist sie Stolz und läuft mit hervorgehobener Brust herum oder ist sie eine graue Maus und lässt deshalb das Brustbein einsinken? Wie geht sie dribbelnd oder in langgezogenem Schreiten? Was macht sie mit den Armen? Hat deine Figur einen Tick, den sie ausmacht? Alle diese Fragen und noch viele mehr kannst du erforschen. Fühl dich frei, probiere herum und behalte was sich stimmig anfühlt.

8. Die passenden Emotionen finden

Auch hier kannst du mit der Stimme und dem Körper verschiedene Emotionen ausprobieren. Frage dich, wie sich deine Figur fühlt. Was sie bewegt und wie sich das ausdrückt. Auf Youtube gibt es verschiedene Schauspielcoachs, welche Filmszenen untersuchen. Schaue dir ein paar passende davon an, um dir ein Bild von den Möglichkeiten zu machen und dann auszuprobieren, was für dich stimmt.

9. Das angeeignete Verinnerlichen

Wenn du bei all diesen Punkten eine stimmige Ausdrucksart gefunden hast und dich mit dem erarbeiteten Wohl fühlst. Dann geht es daran, dies zu üben. Da Schauspieler ohnehin 4–8 Stunden am Tag proben, üben sie dann. Manchmal üben sie auch noch vor, nach und zwischen den Proben. Dir empfehle ich eine Stunde am Tag zu investieren.

Wenn du mit einem Regisseur zusammenarbeitest, würde ich erst noch mit ihm Absprechen ob eure Vorstellungen zur Figur ähnlich sind. Du kannst ihm aber auf jeden Fall mehrere Angebote zeigen, sollte dein erstes Angebot nicht bei ihm ankommen. Wenn du einfach für dich übst Zeige deine Arbeit einem Vertrauten, oder einem Schauspielcoach. Damit kannst du überprüfen, ob das was du beabsichtigst auch bei den Zuschauenden ankommt. Mehrere Meinungen geben möglicherweise eine tiefere Einsicht, darüber wie deine Rolle beim Publikum ankommt.

10. Auf die Bühne stehen und spielen

Wenn es dann zur Aufführung oder dem Vorsprechen kommt, steh auf die Bühne und mach. Suzanne Esper vom Bill Esper Studio NYC hat mal in einer Probe gesagt, dass man all diese Arbeit in eine Rolle steckt, um am Ende auf der Bühne, alles wieder zu vergessen. Damit meint sie nicht, dass du vergessen sollst, was du geübt hast, sondern dass du auf das, was du geübt hast vertrauen sollst. Lasse das geübte in gewisser Weise los und steige zu 100% in den Moment ein. Wenn du dich selbst während dem Vorspiel überraschst, ist das super. Mach einfach weiter.

Zum Abschluss

Ich wünsche mir, dass dir diese Anleitung geholfen hat und dass du dich nun bereit fühlst mit deiner Rolle auf die Bühne zu gehen und Theater zu spielen. Toi, toi, toi, und viel Spass wünsche ich dir dabei. Lass mich doch wissen, ob dir das beschriebene Vorgehen geholfen hat und wie es dir in deinem Rollenprozess erging.

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel


Quellenverzeichnis

[1] Deduktiver bzw. induktiver Rollenaufbau: (Vom Suchen und Finden der eigenen Rolle(n), Anja Grimbichler, September 2006, S. 16;
in Simhandl zitiert in Weintz 2003, S 193).

[2] «Die Situation» Schauspiel Schule Zürich (SSZ), 2011, Christian Seiler

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