Schauspielerei

Alles was du über die Schauspielerei wissen musst und ich dir weitergeben kann.

phonetische Markierung

Bühnendeutsch lernen: ein Erfahrungsbericht

phonetische Markierung

Mein Schauspielkollege Uwe Peter holt nach vielen Jahren Berufspraxis seinen Abschluss in Schauspiel an der Film Schauspielschule Zürich (FilmZ) nach. Wenn alles gut geht, hat er im nächsten Oktober ein Schauspieldiplom in der Hand. Die grösste Herausforderung stellt allerdings die Sprache dar. Bühnendeutsch zu lernen erfordert viel Einsatz und Geduld. Warum erfährst du in diesem Interview.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 16. April 2021,  letzte Aktualisierung: 7. Juli 2023.

1. Uwe du bist jetzt seit Oktober 2020 an der Film Schauspielschule Zürich (FilmZ) im Schauspielunterricht. Wie viele Monate übst du nun Bühnendeutsch? Und wie viele Stunden pro Woche in etwa?

Ich übe täglich mit verschiedenen Übungen, sei es mit der Methode der Überartikulation, oder vor dem Spiegel, um nicht zu sehr in die Breite zu sprechen, sondern eher eine Schnute zu machen, oder generell mit den Lippen nach vorne zu sprechen.

Ausserdem habe ich mir Übungen aus dem Buch «Sprechtechnisches Übungsbuch» fotografiert, um mit ihnen zu arbeiten.

Am meisten hat mich bisher das Thema von «E/Ä» beschäftigt und das klappt schon viel besser als zu Beginn.

Ausserdem übe ich über das Gehör, indem ich auf Google mir die Worte vorsprechen lasse.

Was auch eine super Übung ist, ist dass ich mir die Lautschrift über die Worte oder einzelnen Buchstaben schreibe, und so auf dem ersten Blick sehe, ob es sich um ein offenes langes E oder ein kurz gesprochenes E handelt.

2. Was macht dir am meisten Spass daran Bühnendeutsch zu lernen?

Am meisten Spass macht mir, dass man auf diese Weise eine neue Art des Sprechens lernt und man von allen verstanden wird, da es hilft die Deutlichkeit und die Artikulation der Sprache zu verbessern.

Man kann durch die Methodenkompetenz, welche man sich in diesem Lernprozess aneignet, die Sprache verschiedener Figuren noch besser gestalten und mit der Sprache noch besser spielen und dadurch verändern.

3. Was bereitet dir am meisten Mühe am Erlernen von Bühnendeutsch?

Die phonetischen Regeln und die Zungenbeweglichkeit. Zu lernen, wie die Zunge bewegt werden muss damit man den richtigen Laut ausspricht und wie man die richtige Kombination von Bewegungen ausübt und damit die korrekte Aussprache kriegt.

4. Wie hast du dich mit der phonetischen Schrift auseinandergesetzt?

Ich habe in den bisherigen schauspielerischen Ausbildungen nie etwas von Phonetik, oder phonetischer Schrift gehört deshalb war das für mich etwas komplett Neues. Ich habe bis jetzt nicht die alle phonetischen Zeichen auswendig gelernt, aber ich habe einen Spick, um meine Texte mit ihnen zu beschriften, falls dies nötig ist. Diesen Spick habe ich auch, damit ich mich mit ihnen beschäftige und damit das Wort, durch seine Hilfe, von mir korrekt ausgesprochen wird.

5. Hast du irgendwelche Tipps und Tricks, welche du unserer Lesendenschaft weitergeben kannst?

Vor dem Spiegel üben und sich selbst und vor allem die eigenen Mundbewegungen und Lippenbewegungen beobachten. Um die Aussprache zu üben höre ich mir die Aussprache der Worte im Internet an. Dabei suche ich auf Google nach dem Wort und Aussprache.

6. Von deinem kulturellen Hintergrund hergesehen, ist Deutsch deine Muttersprache. Warum musst du nochmal Deutsch lernen?

Deutsch als Muttersprache ist nicht dasselbe wie Bühnendeutsch. Durch die Prägungen meines Elternhauses und meiner Umgebung, welche «Schweizerdeutsch» spricht, also einen Schweizer Dialekt, hat meine Aussprache eine dialektale Einfärbung erhalten. Im privaten Gebrauch spricht man meistens nicht Bühnendeutsch, sondern spricht in seinem Dialekt. Wenn man nun als schauspielende Person im privaten Rahmen spricht, also mit seiner Familie oder seinen Freunden, fällt man gerne in seinen angestammten Dialekt zurück.

7. Wozu brauchen Schauspieler*innen und Schauspieler Bühnendeutsch?

Man braucht es, weil es die Standardsprache der Bühnenschauspielenden ist. Dabei hilft es uns Schauspielenden in unsere Figuren und Charaktere zu schlüpfen und dadurch auch eine andere Aussprache oder Sprechart annehmen zu können, sollte mal etwas anderes als Bühnendeutsch gefragt sein. Man kann die Stimme viel mehr modulieren, bearbeiten, verstellen und man spricht deutlicher.

Bei einem Filmschauspielenden sieht das nochmals ganz anders aus. Es ist wichtig das auch Filmschauspielende eine gute Aussprache haben, aber dort sind öfters dialektale Einfärbungen gefragt oder teilweise sogar gewünscht.

8. Welches Ziel hast du dir gesetzt? Was willst du in Bezug auf die Sprache und Aussprache bis zu deinem Abschluss erreichen?

Mein Ziel ist es Bühnendeutsch so gut zu beherrschen das ich Texte korrekt sprechen kann. Weiter ist es mein Ziel, dass ich die Phonetik-Regeln so beherrsche, dass ich sie auf neue Texte anwenden kann und diese mit der Hilfe der Phonetik-Regeln erarbeiten kann.

Ausserdem habe ich als Abschlussprüfung die Aufgabe einen 40-minütiges Textprogramm zusammenzustellen, welches ich natürlich mit einwandfreiem Bühnendeutsch präsentieren möchte und soll. Dies dann auch mit Texten aus verschiedenen Epochen, welche alle natürlich klingen und sinngemäss interpretiert werden sollen, egal wie kompliziert und komplex die Texte geschrieben sind.

Dann möchte ich deutlicher sprechen, korrekt sprechen und beim Theaterspielen zwischen Bühnendeutsch und dialektalen Einfärbungen wechseln können.

9. Glaubst du mit dem Beherrschen von Bühnendeutsch Vorteile im Arbeitsmarkt zu haben?

Auf jeden Fall, gerade an staatlichen Theaterhäusern ist Bühnendeutsch erwünscht und eine Fertigkeit, welche man beherrschen muss. Wie ich oben schon betont habe fällt mir immer mehr auf, dass man die Schauspielenden und Darstellenden in Kinofilmen oder im Fernsehen nicht mehr gut versteht da die Sprache nur noch so dahin «geschludert» wird und kein grosses Augenmerk mehr auf die Aussprache gelegt wird. Im Film sind Dialekte immer mehr erwünscht, weil durch die dialektalen Färbungen die Szenen «authentischer» wirken.

Mir liegt die deutsche Sprache am Herzen und ich weiss, dass im Deutschenschauspielmarkt egal ob dies im Fernsehen, Filmgeschäft oder auf der Bühne ist, Bühnendeutsch immer noch sehr hoch gewertet und eine sehr wichtige Fertigkeit ist, um Vorteile auf dem Arbeitsmarkt zu haben.

Klar, es ist auch wichtig, um sich selbst besser verkaufen zu können, weil man eine zielsichere und überzeugende Bewerbung einreichen kann und es einem hilft, um überhaupt für ein Casting oder Vorsprechen eingeladen zu werden.

 

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5 Aufwärmübungen vor Aufführungen

5 Aufwärmübungen vor Aufführungen

Wenn ich mich vor eine Aufführung aufwärme und meinen Körper und meinen Geist darauf einstimme, spiele ich viel besser Theater, als wenn ich kalt auf die Bühne gehe. Deshalb teile ich mit dir meine fünf liebsten Aufwärmübungen, mit denen ich mich auf die Bühne vorbereite. Sie bereiten deinen Körper, deine Stimme und deine Emotionen für den bevorstehenden Auftritt vor.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 23. März 2021.

1. Ausklopfen

Alleine macht diese Übung weniger Spass als zu zweit. Zu zweit beugt sich der zu ausklopfende vorn über und der klopfende klopft erst sanft den Rücken neben der Wirbelsäule ab. Dann die Arme und Hände, später die Beine. Wenn man mag, kann man noch die Schultern und den Nacken massieren. Wenn ausgeklopft ist, werden alle Körperteile in derselben Reihenfolge ausgestrichen.

Dann läuft der klopfende langsam Wirbel für Wirbel vom Gesäss her die Wirbelsäule hoch und der ausgeklopfte richtet sich sehr bewusst Wirbel für Wirbel wieder auf. Danach fühlt man sich meistens sehr viel leichter, energetisch und wach. Im besten Fall etwas schwebend. Damit der ausgeklopfte wieder Bodenhaftung kriegt, stützt sich der ausklopfende mit den Händen in der Yoga-Pose des herabschauenden Hundes auf die Füsse des ausklopfenden und sagt: «Kamelfüsse». Ich mag Kamele nicht so sehr, deshalb sage ich Elefantenfüsse.

Danach werden die Positionen gewechselt und der ausklopfende wird ausgeklopft. Diese Übung führe ich an einem bestimmten Punkt immer ein, wenn ich Regie führe und die Schauspielenden mögen diese Übung sehr, weil sie löst und erdet. Deshalb fühlen sie ich oft weniger nervös, bevor sie auf die Bühne gehen und spielen entspannter.

2. Lax Vox

Diese Übung habe ich schon in meinem Artikel über die «nützlichsten 55 Dinge für Proben und Aufführungen» geschrieben. Lax Vox ist meine liebste Art meine Stimme auf eine Aufführung vorzubereiten. Dabei benutze ich einen Lax Vox Schlauch und eine Flasche aus Pet, welche etwas mit Wasser gefüllt ist.

Dann nimmt man den Schlauch in den Mund, und bläst mit entspannten backen hinein. Dabei singt man verschiedene Gesangsübungen. Das coole ist, dass man dabei die Stimmbänder aufwärmt und gleichzeitig entspannt, man kann Lax Vox also auch gut nach einer Aufführung benutzen. Während der Übung wärmt man zwar die Stimme auf, aber man beschädigt nichts und die Stimme ist oft besser aufgewärmt als mit herkömmlichen Methoden.

3. Franklin Bälle

Im Method Acting Kurs von Herbert Fischer haben wir etwa dreiviertel der Zeit unseren Körper entspannt. Deshalb massiere ich meine verspannten Körperstellen vor einer Aufführung, um diese zu entspannen. Üblicherweise lege ich mich mit dem Rücken auf den Boden und entspanne meinen Rücken, weil dieser oft am meisten verspannt ist. Dabei lege ich oft einen Ball unter meine Schulter und atme dann in den Schmerz.



Danach lege ich einen solchen Ball oft unter meine Hüfte und atme ebenfalls bewusst dahin, bis sich meine unteren Rückenmuskeln entspannt haben. Zuletzt massiere ich meine Fusssohlen mit dem Ball, weil viele Nervenenden in die Füsse gehen und dann gleich der ganze Körper entspannt und aufgewärmt ist. 



Du kannst mit Franklin Bällen massieren und entspannen, wie du dich gerade lustig fühlst. Dein Körper wird dir schon sagen, was er gerade an Entspannung braucht. Mir hilft dieses Aufwärmen oft, um durchlässiger und damit authentischer auf der Bühne zu sein.

4. Die Stimme mit Sprüchen aufwärmen

Um mich einfach klassischer Weise einzusingen, verwende ich oft ein Lied, welches ich in der Schauspielschule gelernt habe. Ich singe es dir in meinem Video zu diesem Blogartikel vor. Der Text geht wie folgt:

«Memmingen, Memmingen, Memmingen, Memmingen, nono, nono, nono, nono, nono, nono, nono, nono, pla, ple, pli, plo, plu.»

Das singe ich einfach in verschiedenen Tonlagen meist von tiefen Tonarten zu höhen Tonarten vor mich hin, um meine Stimme aufzuwärmen. Danach wärme ich meinen Mund mit einer Konsonantenübung weiter auf. Dazu nehme ich irgendeinen Konsonanten und hänge Vokale und Umlaute an diese an. Diese Übung kenne ich ebenfalls aus der Schauspielschule. Sie klingt, mit dem Konsonanten M, wie folgt:

«Ma, Me, Mi, Mo, Mu, Mä, Mö, Mü, Mau, Mei, Meu.»

Im Prinzip kannst du mit dieser Übung da ganze Alphabet durchsprechen, ohne die Vokale versteht sich. Dann habe ich auch meine Zunge, meinen Mund aufgewärmt und kann eine gute Aussprache und Betonung garantieren.

5. Sich das Spiel vorstellen

Wenn es möglich ist, setze ich mich irgendwo hin, wo ich etwas Ruhe haben kann und stelle mir vor, was ich spielen soll und wie ich es spielen will. Diese Übung habe ich ebenfalls in der Schauspielschule gelernt und kommt anscheinend von einem Tänzer, welcher sich jeweils nur vorstellte, wie er tanzen würde, aber seine körperlichen Energien für die Aufführung sparte, statt wie seine Kollegen die Tänze vor der Aufführung nochmals wirklich zu üben.

Während dem ich mir vorstelle, was und wie ich etwas spielen soll und will, gehe ich den Text und die gewünschten Emotionen durch. Dann prüfe ich nochmals meine inneren Bilder, welche die Emotionen auslösen sollen. Manchmal arbeite ich über den Körper, dann stelle ich mir vor, wie die Energie in meinem Körper sich anfühlen muss bzw. mit welchen Bewegungen ich mir selbst helfen kann.

Wenn ich mit dem ganzen Stück durch bin, bin ich bereit auf die Bühne zu gehen.

Vielleicht magst du mir erzählen, wie du dich auf eine Aufführung einstimmst? Kennst du eine Übung, welche so gut ist, dass sie die ganze Welt kennen sollte? Bist du sehr nervös vor einer Aufführung oder ist es sogar ein Anzeiger, dass du bereit bist Theater zu spielen?

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel

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Wieviel Schweizer Schauspielende schätzungsweise verdienen

Wieviel Schweizer Schauspielende schätzungsweise verdienen

Wieviel Schweizer Schauspielende schätzungsweise verdienen

Der Schweizer Volksmund sagt, dass Schauspiel ein brotloser Beruf sei. Gleichzeitig sehen wir Stars auf dem roten Teppich und festangestellte Schauspielende an Theaterhäusern. Weiter träumen viele junge Menschen davon diesen Beruf auszuüben. Aus Mangel an Zahlen, stelle ich hier eine erste Abschätzung auf. Im Minimum verdient eine Person, welche durch Aufführungen auf der Bühne ihren Lebensunterhalt verdient schätzungsweise 16.32 CHF brutto pro Stunde. Im Maximum, sofern die Richtgagen ausbezahlt werden, 60.53 CHF brutto pro Stunde.

Für diese Schätzung habe ich das Beispiel mit dem niedrigsten Lohnniveau, welches ich kenne als Grundlage verwendet und alle weiteren Berechnungen mit denselben Voraussetzungen gemacht. Für die Jahreseinkommen habe ich mich am Bundesamt für Statistik orientiert und die Zahlen aus dem Statistischen Lohnrechner 2018 entnommen. Dann habe ich noch berechnet, was ein Schauspieler tatsächlich auf die Stunde verdienen sollte, damit er sich alle Vorsorgebeiträge, Versicherungen und Lebenskosten leisten kann. Dies wären 56.08 CHF auf die Stunde, mit dem eigentlichen Mehrwert, den eine schauspielende Person in die Zusammenarbeit mitbringt, kommen wir auf 80 CHF die Stunde. Wie ich auf die Stundenansätze gekommen bin, erkläre ich dir im Artikel.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 22. März 2021.

Berechnung des Verdienstes auf die Stunde

Inhaltsverzeichnis

Die geringste Gage für ein Bühnenprojekt, von welcher ich jemals gehört habe, war 150 CHF pro Probewoche und 140 CHF pro Aufführung. Bei diesem Projekt wurde 4 Wochen an 40 Stunden, 8 Stunden an 5 Tagen, geprobt und danach 40 Aufführungen gespielt. 40 Aufführungen sind viele Aufführungen. Üblicherweise beläuft sich diese auf weniger. Diese 40 Aufführungen wurden, während 5 Monaten von November bis März gespielt und dies mit jeweils 2–3 Aufführungen die Woche. Wir rechnen in unsere Rechnung noch 20 Stunden dafür ein, dass der Text ausserhalb der Proben verinnerlicht werden muss. Allerdings variiert dieser Aufwand stark, je nach dem was für einen Text man verinnerlichen will. Die Spannweite kann sich nach dieser Umfrage, welche ich gerade mache von 5 Stunden bis auf 150 Stunden belaufen.

20 Stunden Textlernen plus 4 Probewochen mal 40 Stunden Proben ergeben 180 Stunden. Dazu kommen die 5 Stunden Anwesenheit bei den 40 Aufführungen, was 200 Stunden sind. Wir haben also ein Total von 380 Stunden Zeitaufwand für diese Produktion.

Dann berechnen wir die Einnahmen für die Proben. Das sind 150 CHF mal 4, da 4 Wochen geprobt werden. Dies ergibt ein Total von 600 CHF.

Dann berechnen wir die Einnahmen für die Aufführungen. Diese sind 140 CHF je Aufführung und insgesamt sind es 40 Aufführungen. 140 CHF mal 40 ergeben 5600 CHF.

Rechnen wir die Proben und Aufführungen zusammen ergeben das 6200 CHF.
Diese 6200 CHF durch die 380 Stunden Zeitaufwand ergeben 16.32 CHF pro Stunde.

Davon sind aber die AHV und BVG Beiträge noch nicht abgezogen. Zwar müssten die Firmen für ihre Schauspielenden BVG bezahlen, wenn diese bei der CAST angemeldet sind, aber unter einem Einkommen von 21’330 CHF ist dies hinfällig. Da die wenigsten darstellenden Künstler bei einem Arbeitgeber diesen Betrag verdienen, bezahlen diese Arbeitgeber ihren Anteil von 6% einfach nicht. Das bedeutet, der Künstler bezahlt volle 12% seines Gehalts selbst in die Pensionskasse ein.

Wir müssen also 5.3% für die Altersvorsorge (AHV) und 12% für die 2. Säule (BVG) vom Bruttoeinkommen abziehen. Dazu berechnen wir die 6200 CHF mal 0.053 (5.3/100), was 328.60 CHF an AHV-Abzügen ergeben. Uns bleiben 5871.40 CHF ohne BVG übrig. Für das BVG nehmen wir erneut unser Bruttoeinkommen von 6200 CHF und rechnen es mal 0.12, was 744 CHF ergibt. Nun rechnen wir die 6200 CHF minus 328.60 CHF und minus 744 CHF, was uns 5127.40 CHF an Einnahmen übriglässt.

Diese 5127.40 CHF an Nettoeinkommen rechnen wir erneut durch unsere 380 Stunden Aufwand und erhalten dann einen Stundenlohn von 13.49 CHF. Es versteht sich, Spesen werden von den Darstellenden selbst getragen, diese Abzüge müsste man noch einrechnen.

Der Minimallohn eines Schauspielenden stellt schätzungsweise 13.49 CHF auf die Stunde dar. Dies ist weniger, als ein ungelernter Studierender mit einem Nebenjob verdient. Der Stundenansatz für Studierende beträgt um die 20 CHF.

2. Freie Szene übliche Ansätze

Ein üblicherer Gagenansatz für ein Bühnenprojekt, sind 150 CHF pro Probewoche und 250 CHF pro Aufführung. Wir berechnen dieselben Voraussetzungen wie zuvor, 4 Wochen Proben an 40 Stunden, was 8 Stunden an jeweils 5 Tagen die Woche bedeuten. Wir nehmen wieder 40 Aufführungen, was viele Aufführungen sind. Diese 40 Aufführungen werden, während 5 Monaten gespielt. Wieder nehmen wir die 20 Stunden zur Verinnerlichung von Text ausserhalb der Proben dazu.

20 Stunden Textlernen plus 4 Probewochen mal 40 Stunden Proben ergeben 180 Stunden. Dazu kommen die 5 Stunden Anwesenheit bei den 40 Aufführungen, was 200 Stunden sind. Wir haben also ein Total von 380 Stunden Zeitaufwand für diese Produktion.

Dann berechnen wir die Einnahmen für die Proben. Das sind 150 CHF mal 4, da 4 Wochen geprobt werden. Dies ergibt ein Total von 600 CHF.

Dann berechnen wir die Einnahmen für die Aufführungen. Diese sind 250 CHF je Aufführung und insgesamt sind es 40 Aufführungen. 250 CHF mal 40 ergeben 10’000 CHF.

Rechnen wir die Proben und Aufführungen zusammen ergeben das 10’600 CHF.
Diese 10’600 CHF durch die 380 Stunden Zeitaufwand ergeben 27.89 CHF pro Stunde.

Nun ziehen wir erneut die 5.3% für die Altersvorsorge (AHV) und 12% für die 2. Säule (BVG) vom Bruttoeinkommen ab. Dazu berechnen wir die 10’600 CHF mal 0.053 (5.3/100), was 561.80 CHF an AHV-Abzügen ergeben. Uns bleiben noch 10’038.20 CHF ohne BVG übrig. Dann berechnen wir von den 10’600 CHF mal 0.012, was 1272 CHF ergibt. Nun rechnen wir die 10’600 CHF minus 561.80 CHF und minus 1272 CHF, was uns 8766.20 CHF an Einnahmen übriglässt.

Diese 8766.20 CHF an Nettoeinkommen rechnen wir erneut durch unsere 380 Stunden Aufwand und erhalten dann einen Nettostundenlohn von 23.07 CHF. Es versteht sich, Spesen werden von den Darstellenden selbst getragen, diese Abzüge müsste man noch einrechnen.

Dieser Ansatz ist etwa auf dem Niveau eines ungelernten Studierenden. Für eine Person mit Matura und einer Fachhochschule oder eine Person mit Lehre und Schauspieldiplom dazu, ist dieser Betrag immer noch wenig.

3. Richtgagen nach tPunkt

Die Richtgagen sehen folgende Beträge für ein Bühnenprojekt vor: 1250 CHF pro Probewoche und 400 CHF bis 500 CHF pro Aufführung. 400 CHF sind für mehrere Aufführungen am selben Ort vorgesehen und 500 CHF sind für einzelne Aufführungen vorgesehen. Für unsere Berechnung nehmen wir den Durchschnitt von 450 CHF. Wir berechnen dieselben Voraussetzungen wie zuvor, 4 Wochen Proben an 40 Stunden, was 8 Stunden an jeweils 5 Tagen die Woche bedeuten. Wir nehmen wieder 40 Aufführungen, was viele Aufführungen sind. Diese 40 Aufführungen werden, während 5 Monaten gespielt. Wieder nehmen wir die 20 Stunden zur Verinnerlichung von Text ausserhalb der Proben dazu.

20 Stunden Textlernen plus 4 Probewochen mal 40 Stunden Proben ergeben 180 Stunden. Dazu kommen die 5 Stunden Anwesenheit bei den 40 Aufführungen, was 200 Stunden sind. Wir haben also ein Total von 380 Stunden Zeitaufwand für diese Produktion.

Dann berechnen wir die Einnahmen für die Proben. Das sind 1250 CHF mal 4, da 4 Wochen geprobt werden. Dies ergibt ein Total von 5000 CHF.

Dann berechnen wir die Einnahmen für die Aufführungen. Diese sind 450 CHF je Aufführung und insgesamt sind es 40 Aufführungen. 450 CHF mal 40 ergeben 18’000 CHF.

Rechnen wir die Proben und Aufführungen zusammen ergeben das 23’000 CHF.
Diese 23’000 CHF durch die 380 Stunden Zeitaufwand ergeben 60.53 CHF pro Stunde.

Nun ziehen wir erneut die 5.3% für die Altersvorsorge (AHV) und 12% für die 2. Säule (BVG) vom Bruttoeinkommen ab. Dazu berechnen wir die 23’000 CHF mal 0.053 (5.3/100), was 1219 CHF an AHV-Abzügen ergeben. Uns bleiben 21’781 CHF ohne BVG-Abzüge übrig. Das Bruttoeinkommen berechnen wir mal 0.12%, was 2760 CHF ergibt. Nun rechnen wir die 23’000 CHF minus 1219 CHF und minus 2760 CHF, was uns 19’021 CHF an Einnahmen übriglässt.

Diese 19’021 CHF an Nettoeinkommen rechnen wir erneut durch unsere 380 Stunden Aufwand und erhalten dann einen Stundenlohn von 50.06 CHF. Es versteht sich, Spesen werden von den Darstellenden selbst getragen, diese Abzüge müsste man noch einrechnen.

Dieser Ansatz ist fair. Er mag auf den ersten Blick als viel erscheinen. Wenn man aber bedenkt, dass Schauspielende damit mehrere Tage über die Runden kommen müssen, weil sie zwischendurch immer mal wieder keine Aufträge haben oder solche Akquirieren müssen, ist ein Stundenansatz von 60.53 CHF nur fair.

4. Lohn in einer Festanstellung

Schauspielende sind an Häusern mit befristeten Verträgen von einem Jahr angestellt. Sie erhalten keine Kündigung in diesem Sinne, sondern werden einfach nicht verlängert. Das bedeutet, sie sind eigentlich nicht richtig festangestellt. Der Mindestansatz ist mehrheitlich ein Monatslohn von 4000 CHF. Wir berechnen den Stundenlohn auf 5 Monate, weil unser Beispielprojekt 5 Monate gedauert hat.

5 Monate beinhalten durchschnittlich 4 Wochen an 40 Arbeitsstunden pro Woche. Unsere Stundenzahl beträgt also 5 Monate mal 4 Wochen mal 40 Arbeitsstunden. Diese Rechnung ergibt ein Total von 800 Stunden. Wir nehmen die 20 Stunden fürs Text verinnerlichen dazu, sind uns aber bewusst, dass Schauspielende an Häusern mehrere Stücke gleichzeitig spielen. Deshalb müssten wir diesen Ansatz eigentlich erhöhen. Unser Total beträgt trotzdem 820 Stunden.

Nun berechnen wir unsere Einnahmen. 5 Monate mal 4000 CHF ergeben 20’000 CHF. Wenn wir nun die 20’000 CHF durch die 820 Stunden rechnen, kommen wir auf einen Stundenlohn von 24.39 CHF.

Die AHV Abzüge betragen weiterhin 5.3%, was einen Betrag von 1060 CHF macht. An dieser Stelle ziehen wir für das BVG nur 6% des AHV Lohnes ab, denn die anderen 6% bezahlt, in dieser Anstellung, der Arbeitgeber. 6% von 20’000 CHF sind 1200 CHF, womit 20’000 CHF minus 1060 CHF und minus 1200 CHF uns 17’740 CHF übriglassen.

Dieser Betrag, also die 17’740 CHF durch 820 Stunden für 5 Monate ergeben einen Nettostundenlohn von 21.63 CHF.

Das ist etwa genau der Stundenansatz eines Studentenjobs. Nur hat ein Angestellter dieses Jobs keine Mehraufwände, wie Textauswendiglernen und muss keine Zusatzstunden für Kostüm- und Make-up-Anprobe aufwenden. Zusätzlich hat er keinen Bachelor- oder Masterdiplom einer Fachhochschule, sondern ist eben noch in Ausbildung.

5. Jahreslohn in einer Festanstellung

Wenn man mit einem Jahreslohn von 4000 CHF ohne 13. Monatslohn rechnet, kommt man auf 48’000 CHF. Die Jahresstundenzahl beträgt 2080 Stunden, wenn man 52 Wochen mal 40 Stunden rechnet. 48’000 CHF durch 2080 Stunden ergeben einen Stundenlohn von 23.08 CHF Brutto.

Wenn man mit einem Jahreslohn von 4000 CHF mit 13. Monatslohn rechnet, kommt man auf 52’000 CHF. Die Jahresstundenzahl beträgt 2080 Stunden, wenn man 52 Wochen mal 40 Stunden rechnet. 52’000 CHF durch 2080 Stunden ergeben einen Stundenlohn von 25.00 CHF Brutto.

Wenn man mit einem Jahreslohn von 5000 CHF ohne 13. Monatslohn rechnet, kommt man auf 60’000 CHF. Die Jahresstundenzahl beträgt 2080 Stunden, wenn man 52 Wochen mal 40 Stunden rechnet. 60’000 CHF durch 2080 Stunden ergeben einen Stundenlohn von 28.85 CHF Brutto.

Wenn man mit einem Jahreslohn von 5000 CHF mit 13. Monatslohn rechnet, kommt man auf 65’000 CHF. Die Jahresstundenzahl beträgt 2080 Stunden, wenn man 52 Wochen mal 40 Stunden rechnet. 65’000 CHF durch 2080 Stunden ergeben einen Stundenlohn von 31.25 CHF Brutto.

Um ehrlich zu sein, verdienen Personen mit nur einer Berufslehre, also ohne Fachhochschule und sechs Jahren Arbeitserfahrung manchmal mehr als das, was eine Schauspielerin oder ein Schauspieler in unseren Schätzungen verdient.

6. Aussagen durch das Bundesamt für Statistik

Beim statistischen Lohnrechner 2018 ist es wichtig ist zu wissen, dass jeweils 50% der Schauspielenden zwischen den angegebenen minimalen und maximalen Beträgen verdienen. Weitere 25% verdienen weniger und weitere 25% verdienen mehr als die verwendeten Zahlen. Dazu kommt, dass in diese Statistik auch Tänzer:innen, Opernsänger:innen und Musicaldarstellende gerechnet werden, die Zahlen also vermischt sind.

Bei einer männlichen Person im 30 Lebensjahr, mit 6 Jahren Berufserfahrung, welche aus der Region Zürich kommt und eine abgeschlossene Berufsbildung als Schauspieler hat, verdient nach dem Bundesamt für Statistik im Maximum 5822 CHF und im Minimum 4399 CHF. Das Maximum 5822 CHF minus das Minimum 4399 CHF ergibt 1423 CHF unterschied. Das Maximum ergibt, mal zwölf gerechnet, einen Jahreslohn von 69’864 CHF und im Minimum ergibt dies einen Jahreslohn von 52’788 CHF. Der Mittelwert liegt bei 5093 CHF, was ein Jahreslohn von 61’116 ergibt.

Dieselben Voraussetzungen, aber mit einem Fachhochschulabschluss ergeben nach Bundesamt ein Einkommen im Maximum von 6657 CHF und im Minimum 5030 CHF. Das Maximum 6657 CHF minus das Minimum 5030 CHF ergibt 1627 CHF unterschied. Das Maximum ergibt, mal zwölf gerechnet, ein Jahreslohn von 79’884 CHF und im Minimum ergibt dies, ebenfalls mal zwölf gerechnet, ein Jahreslohn von 60’360 CHF. Der Mittelwert liegt bei 5823 CHF, was mal zwölf gerechnet einen Jahreslohn von 69’876 CHF ergibt.

Eine weibliche Person im 30 Lebensjahr, mit 6 Jahren Berufserfahrung, welche aus der Region Zürich kommt und eine abgeschlossene Berufsbildung als Schauspielerin hat, verdient nach dem Bundesamt für Statistik im Maximum 5267 CHF und im Minimum 3980 CHF. Das Maximum 5267 CHF minus das Minimum 3980 CHF ergibt 1287 CHF unterschied. Das Maximum ergibt, mal zwölf gerechnet, einen Jahreslohn von 63’204 CHF und im Minimum ergibt dies einen Jahreslohn von 47’760 CHF. Der Mittelwert liegt bei 4608 CHF monatlich, was ein Jahreslohn von 55’296 ergibt.

Dieselben Voraussetzungen, aber mit einem Fachhochschulabschluss ergeben nach Bundesamt ein monatliches Einkommen im Maximum von 6023 CHF und im Minimum 4550 CHF. Das Maximum 6023 CHF minus das Minimum 4550 CHF ergibt 1473 CHF unterschied. Das Maximum ergibt, mal zwölf gerechnet, ein Jahreslohn von 72’276 CHF und im Minimum ergibt dies, ebenfalls mal zwölf gerechnet, ein Jahreslohn von 54’600 CHF. Der Mittelwert liegt bei 5269 CHF, was mal zwölf gerechnet einen Jahreslohn von 63’228 CHF ergibt.

Darstellende Künstler:innen mit Fachhochschulabschluss verdienen also durchschnittlich mehr, als solche mit einer abgeschlossenen Berufsbildung. Für mich fallen unter abgeschlossene Berufsbildung die privaten Ausbildungsstätten. Nur schon das höhere Gehalt sollte eine Motivation darstellen, nach Möglichkeit eine staatliche Institution zu besuchen. Von den hohen Kosten für private Ausbildungsstätten einmal abgesehen.

Wer immer diese Saläre verdient, ich würde sie gerne kennenlernen, denn ich habe sicherlich noch nie mehr als knapp 20’000 CHF in dieser Branche pro Jahr verdient. Dazu kommt, dass meine Hochrechnung ein Maximum von 40’000 CHF war und dass wenn es ganz gut läuft ich 45’000 CHF im Jahr verdienen könnte. Diese Hochrechnung würde allerdings vier Regieanstellungen bei Amateurtheatern für 10’000 CHF pro Jahr beinhalteten. Ich würde mein Haupteinkommen als Regisseurin, nicht Schauspielerin verdienen und daneben noch als Schauspielerin tätig sein.

Meine Weiterbildungen (BMS, Matura, Studium) und seit neustem die Covid-19 Pandemie stehen diesem Vorhaben leider etwas im Weg. Vielleicht kann ich anders darüber berichten, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Es ist mir sehr bewusst, dass ich mich zurzeit in der untersten Liga der darstellenden Künste bewege.

7. Die Diskrepanz ist in diesem Beruf grösser

Diese Berechnung mache ich aus Sicht des weiblichen Geschlechts, weil Frauen noch immer mehr Mühe haben sich gut zu verkaufen und zu verhandeln. Dabei sei aber gleich angemerkt, dass die grösste Diskrepanz zwischen dem maximalen und dem minimalen Einkommen bei den Schweizer Schauspielern, also den Männern mit Fachhochschulabschluss liegt. Sie beträgt eine monatliche Summe von 1627 CHF. Das minimale Einkommen beläuft sich nach Bundesamt für Statistik auf 5030 CHF und das maximale Einkommen auf 6657 CHF. Diese Diskrepanz mal zwölf gerechnet macht einen Unterschied von 19’524 CHF im Jahr.

Weibliche Schauspielerinnen mit Fachhochschulabschluss kriegen nach den minimalen Zahlen 4550 CHF und nach den maximalen Zahlen 6023 CHF. Dies macht eine Diskrepanz von 1473 CHF. Diese Diskrepanz mal zwölf gerechnet macht einen Unterschied von 17’676 CHF im Jahr.

Bei den Damen mit abgeschlossener Berufsausbildung, also einem Diplom einer privaten Schauspielschule sind folgende Zahlen zu finden. Beim minimalen Einkommen stehen 3980 CHF und beim maximalen Einkommen 5267 CHF, die Differenz beträgt 1287 CHF. Diese Diskrepanz mal zwölf gerechnet macht einen Unterschied von 15’444 CHF im Jahr.

In anderen Berufen von stark umkämpften Märkten sind die Unterschiede kleiner. Bei den Polygrafinnen mit abgeschlossener Berufsausbildung, also einem Lehrabschluss, verdienen die Arbeitnehmerinnen im minimalen Einkommen 3815 CHF und im maximalen Einkommen 5091 CHF. Dies weist eine Differenz von 1276 CHF auf. Diese Diskrepanz mal zwölf gerechnet macht einen Unterschied von 15’312 CHF im Jahr. Sie kommen den Schauspielerinnen mit privatem Diplom in der Diskrepanz sehr nahe.

Eine Servicefachangestellte mit abgeschlossener Berufsausbildung, also einem Lehrabschluss, verdient als minimales Einkommen 3441 CHF und im maximalen Einkommen 4373 CHF. Dies ist eine Differenz von 932 CHF. Diese Diskrepanz mal zwölf gerechnet macht einen Unterschied von 11’184 CHF im Jahr. Weist also eine wesentlich kleinere Differenz auf.

Diese Zahlen zeigen mir, dass in der Schauspielerei die Minimaleinnahmen und Maximaleinnahmen weiter auseinanderliegen, als dies bei anderen Berufen üblich ist. Es verdienen also gewisse Schauspielende wesentlich mehr als andere Schauspielende.

Die Diskrepanz zwischen den Salären von Schauspielenden mit Fachhochschulabschluss und ohne Fachhochschulabschluss erkläre ich mir dadurch, dass Schauspielende mit Fachhochschulabschluss eher an Häusern arbeiten und quasi festangestellt sind und da sie durch diese Fachhochschulen ein besseres Netzwerk kriegen, auch eher von Schauspielagenturen vertreten werden und dadurch grössere und besser bezahlte Aufträge erhalten.

8. Was Schauspielende tatsächlich verdienen müssten

Nach all dieser Recherche über die möglichen Einkünfte der Schauspielenden, wollte ich wissen, wieviel eine Schauspielende Person, welche in der Stadt Zürich im Kreis 9 lebt, hypothetisch verdienen müsste, um den Lebensunterhalt zu bewerkstelligen.

Für die Versicherungssummen habe ich Angaben von der ETH genommen und Zahlen, welche ähnlich meiner Summen sind, da diese individuell berechnet werden und im Internet nicht verfügbar sind. Übrigens bin ich in meiner Erwerbsausfallversicherung nicht als Schauspielerin versichert, weil man da Angst hat, dass die Prämien nicht bezahlt werden können und weil der Beruf ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich bringt. Ich wurde auf meinen gelernten Beruf, als Polygrafin, versichert und wenn dies nicht möglich gewesen wäre, wäre ich als Mutter und Hausfrau versichert worden.

In die Versicherungen habe ich folgende fünf berechnet: Erwerbsausfallversicherung, Unfallversicherung, Taggeldversicherung, Krankenkasse, Privat- und Haftpflichtversicherung.

Bei der Privat- und Haftpflichtversicherung erübrigt sich wohl eine Erklärung. Die Unfallversicherung ist nötig, damit Unfall bei Nichterwerb gedeckt ist. Also dann, wenn man als Schauspielerin oder Schauspieler gerade kein Projekt hat, aber trotzdem wegen eines Unfalls oder einer Krankheit im Spital liegt. Die Taggeldversicherung ist dazu da, um die Kosten der ersten zwei Jahre nach dem Unfall oder der Krankheit zu denken und sollte man so schlimm beieinander sein, dass man gar nie mehr arbeiten kann, dann kommt die Erwerbsausfallentschädigung zum Zuge. Man versichert sich also eigentlich schon wie eine selbständigerwerbende Person. Alle drei Versicherungen werden bei einer üblichen Anstellung bis zu einem gewissen grad gedeckt. Nach meinem Versicherungsberater sind sie zwar gedeckt, meistens aber auf einem zu niedrigen Niveau. In meiner Berechnung bin ich auf einen monatlichen Betrag von 630.00 CHF gekommen.

Für die Lebenshaltungskosten habe ich mich an die monatliche Budgetierung der ETH gehalten. Nur die Wohnungskosten habe ich auf die durchschnittlichen Kosten einer 2 Zimmer Wohnung im Kreis 9 in Zürich angepasst. Die Aufstellung der ETH kannst du hier ansehen und die Kosten für eine Wohnung in Zürich hier herunterladen. Insgesamt bin ich auf 2425 CHF an Lebensunterhaltskosten gekommen.

Dann habe ich noch die ganzen beruflichen Auslagen berechnet, welche Schauspielende für die verschiedenen Filmplattformen, Theaterjobplattformen und Berufsverbände ausgeben. Dabei habe ich alle Filmplattformen und Theaterjobplattformen, welche aus meiner Sicht relevant sind, einbezogen. Zu den Filmplattformen gehören Filmmakers, Schauspielervideos, Castforward. Bei den Theaterplattformen wurden Theapolis und Stagepool berücksichtigt und bei den Berufsverbänden den SBKV mit der Plattform Schauspieler.ch. Weiter habe ich noch die Auslagen für das Marketing einberechnet. Dahinein fliessen die Kosten für eine Webseite, die Schauspielerfotos und ein Showreel, welche alle zwei Jahre neu erstellt werden müssen, damit sie für Casting-Agenturen brauchbar sind.

Auf das Total der gesamten Auslagen habe ich dann noch die berufliche Vorsorge gerechnet, und zwar jeweils für ein Angestelltenverhältnis, da ich diese Berechnung für freischaffende Schauspielende aufstelle. Allerdings habe ich das BVG wie schon zuvor voll zu Lasten des Arbeitnehmenden mit 12% berechnet. Die Steuern habe ich für eine ledige Person mit evangelischem Glauben und dem Grundsteuersatz ohne Vermögen berechnet. In Wirklichkeit wirst du sehr wohl etwas Vermögen haben, also werden deine Steuern auch höher sein.

Insgesamt komme ich mit all diesen Berechnungen auf ein minimales Jahreseinkommen von 55’177 CHF. Dieser Betrag ist aufgerundet. Angenommen, eine schauspielende Person würde nun immer 40 Stunden die Woche arbeiten können, so würde unsere Rechnung wie folgt aussehen. Wir nehmen die gehabten 5 Monate an je 40 Stunden Arbeit pro Woche. Wir rechnen also 5 Monate mal 4 Wochen mal 40 Stunden. Dies ergibt uns erneut 820 Stunden. Dann rechnen wir die 55’177 CHF durch 12 und erhalten 4’598.10 CHF diese rechnen wir mal 5 Monate. Unser Resultat sind 22’990.42 CHF. Diese 22’990.42 CHF rechnen wir nun durch 820 Stunden, was uns einen Stundensatz von 28.04 CHF ergibt. Damit haben wir aber nur die Lebenshaltungskosten gedeckt. Den eigentlichen Wert der Arbeit einer schauspielenden Person ist da noch nicht eingerechnet.

Wenn wir nun davon ausgehen, dass eine schauspielende Person viel Zeit für die Akquise von Aufträgen, nämlich in Vorsprechen und das Marketing aufwendet und deshalb sehr viel weniger als 40 Stunden die Woche arbeiten kann, müssen wir die Stundenzahl für die eigentliche Arbeit reduzieren. Rechnen wir also mit der Hälfte der Stunden für effektive Arbeit in einer Woche. Rechnen wir mit 20 Stunden effektiver Arbeit und die Zeit für die Auftragsbeschaffung in diese Stunden hinein.

Wir haben die Stundenzahl auf 20 Stunden reduziert und müssen den Einkommensbetrag demnach verdoppeln. Also rechnen wir diese 28.04 CHF mal zwei. Dies ergibt uns einen Stundensatz von 56.08 CHF. Dann sind wir dem Richtwert des tPunkt, welcher 60.53 CHF ergeben hatte, erstaunlich nahe und verstehen besser, warum eine Schauspielerin oder ein Schauspieler mindestens 60 CHF auf die Stunde verdienen sollte.

Wenn wir nun den Wert der Arbeit, das eigentliche Handwerk, das Training für Authentizität, die vielen Stunden an körperlichem Training, die erarbeitete Sprechtechnik mit einberechnen würden, müssten wir mindestens 20 CHF Wertschöpfung auf die 60 CHF drauf tun. Dann wären wir bei einem Stundenansatz von 80 CHF die Stunde.

Berechnung des Stundenansatzes nach Lebenshaltungskosten

9. Fazit

Irgendwo gibt es Schauspielerinnen und Schauspieler, welche wesentlich mehr verdienen als ich. Ich gehe mal davon aus, dass diese Agenturen haben und sehr viel mehr arbeiten, als ich das zurzeit kann. Weiter haben sie sich zu Beginn ihrer Karriere möglicherweise besser über diesen Beruf informiert und möglicherweise die besseren Entscheidungen getroffen, als ich dies in meinen jungen Jahren tat. Dazu kannst du gerne den Artikel Deine Karriereplanung zur Schauspieler_in lesen.

Weil mich dieses Thema wegen der Covid19-Pandemie und das Berufsverbot für darstellende Künstler brennend interessiert, habe ich eine Umfrage gestartet, welche die Einkünfte vor der Pandemie und die Einkünfte während der Pandemie untersucht. Weiter möchte ich berechnen, wieviel Schauspielende im deutschen Sprachraum verdienen.

Wenn du jetzt denkst, dass eine Grenzübergreifende Untersuchung sinnlos ist, lass mich dich aufklären. Freischaffende Schweizer Schauspielende arbeiten auch in Deutschland und Österreich und deutsche sowie österreichische Schauspielende in der Schweiz. Diese Grenzen sind aus meiner Erfahrung fliessend und deshalb kann man auch einfach den ganzen deutschen Sprachraum untersuchen.

Dieser Artikel behandelt ein schwieriges Thema, über welches viele Menschen ungern reden. Gerade deswegen freue ich mich über eine Diskussion und deinen Mut in die Kommentare zu schreiben. Was war das Minimum an Lohn, für welches du jemals einen Schauspieljob angenommen hast und für was für einen Job hast du einen echt fairen Preis erhalten? Wie findest du, dass sich der Markt in Bezug auf Bezahlung verändern sollte?

Ich freue mich über deine Gedanken und Anregungen.

Von Herzen,
Isabel

Wieviel Schweizer Schauspielende schätzungsweise verdienen Read More »

Nebenjob für Schauspielende

15 Nebenjobs für Schauspielende

Nebenjob für Schauspielende

Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 18. Februar 2021

Im deutschen Sprachraum können zwar mehr Schauspielende von ihrem Beruf Leben als anderswo, da der Partikularismus im deutschen Sprachraum in fast jedem Fürstentum zu einem Stadt- oder Staatstheater geführt hat. Aber für all jene Schauspielenden, welche in der freien Szene arbeiten und zwischen Projekten Geld verdienen müssen, sind Nebenjobs ein Thema. Deshalb habe ich hier zehn Ideen aufgeschrieben, mit denen du dich finanziell über Wasser halten kannst.

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1. Webseiten Design

Einige bekannte Berufskollegen wie zum Beispiel Gregor Altenburger oder Melanie Kurmann verdienen sich ihr Geld neben der Kunst damit, dass sie für Berufskollegen oder Produktionen, aber auch andere Kunden Webseiten bauen. Dabei können Sie die Arbeit für Ihre Kunden relativ frei einteilen. Was genügend Freiheit für das Einplanen von Schauspieltraining und Vorsprechen lässt.

2. YouTuber

Es gibt anscheinend ganz viele Schauspieler, die YouTuben. Ich kenne keinen persönlich und nur Joyce, welche einen wirklich coolen YouTube-Kanal aufgebaut hat. Das Schöne am YouTuben ist, dass deine Videos jederzeit angesehen werden können. Du also, sobald du monetisiert bist 24/7 geldverdienen kannst. Ausserdem sehen deine Zuschauer dein schauspielerisches Können und du kannst alle deine Fassetten ausleben. 

3. Kellnern / Barkeeper

Der Klassiker unter den Nebenjobs für Kunst- und Kulturschaffende ist das Kellnern. Mein Berufskollege Uwe Peter macht dies oft, um Geld zu verdienen. Er hat allerdings eine Lehre im Service und eine Hotelfachschule abgeschlossen. Ich habe selbst schon gekellnert und festgestellt, dass ich überhaupt nicht geeignet bin, aber wenn es dir liegt, wirst du darin auch erfolgreich sein. Der etwas coolere Nebenjob in dieser Branche ist der Barkeeper. Es könnte eine Alternative sein.

4. Nanny

Wenn du gerne mit Kindern arbeitest, dann könnte eine Anstellung als Nanny ein guter Nebenjob sein. Eine Berufskollegin und gute Freundin, Melanie Schütz, hat dies lange neben ihren schauspielerischen Engagements gemacht. Dabei kannst du an geregelten Tagen arbeiten, zum Beispiel Montag und Dienstag oder du kannst dies mehr als Babysitter ab und an machen. Für die Schweiz ist die Plattform Babysitting24 beliebt und in Deutschland hallobabysitter. Wenn du einfach so mit Kindern arbeiten möchtest, kannst du vielleicht bei der Firma BimBamBino arbeiten. Das hatte ich während der Schauspielschule gemacht.

5. Fotograf*in

Unsere Youtuberin Joyce hat etwas mit Fotografie studiert und deshalb ihr Geld neben der Schauspielerei als Fotografin verdient. Dabei konnte Sie auch gleich die Schauspielerfotos für ihre Berufskollegen machen. Sie hat dies als einen Katalysator gesehen, durch welche sich beide Berufe gegenseitig förderten. Wenn du dich für Fotografie interessierst, könntest du dich damit Selbständig machen.

6. Temporäragenturen

Einige meiner Berufskollegen wie zum Beispiel Nils Habermacher haben sich die Schauspielschule und auch ihren Lebensunterhalt mit Temporärstellen verdient. Dabei arbeitest du unterschiedliche Jobs, wie Regale auffüllen, Umzugshilfe, oder Promotionen. Plattformen in der Schweiz sind Coople, Adia und Adecco für Deutschland GVO.

7. Nachhilfe Unterricht

Wenn du ein Gymnasium abgeschlossen hast oder sonst dir das Vermitteln von Schulstoff liegt, könntest du auch Nachhilfe in verschiedenen Fächern geben. Für Deutschland ist Easy Tutor eine gute Adresse in der Schweiz habe ich care gefunden. 

8. Kurierdienst

Manche meiner Schauspielkollegen, wie zum Beispiel Rafael Haldenwang, arbeiteten auch im Kurierdienst. Zum Beispiel bei Veloblitz oder Farmy. Wenn du Autofahren kannst, kannst du auch mit Uber arbeiten. Mit Uber bist du sehr frei, wie und wann du arbeiten willst.  

9. Sprechcoach, Gesangscoach

Vielleicht kannst du bei einer privaten Schauspielschule Sprechunterricht geben oder dich als Sprechcoach im Internet bewerben. Dasselbe gilt für Personen mit einer Gesangsausbildung. Als Gesangslehrer oder Gesangslehrerin kannst du deine Stunden frei einteilen und flexibel Geld verdienen.

10. Bloggen

Wenn dir das Schreiben liegt und du über irgendetwas besonders gut Bescheid weisst, könntest du einen Blog aufbauen. Das ist besonders cool, weil es dein Ding ist und du auf keine Kunden warten musst. Dabei kannst du über verschiedene Plattformen Affiliate Marketing betreiben und beim Verkauf eines Produktes eine Kommission erhalten. Du brauchst einfach viel schreiben und kreativ sein. Dafür kannst du das von überall her machen.

11. Video Bearbeitung

Mischa Löwenberg, ebenfalls ein Schauspielkollege von mir hat bei einer Produktionsfirma gedrehtes Videorohmaterial gesichert und vom schweizerdeutschen ins Hochdeutsche übersetzt. Vielleicht weisst du auch wie man Videos schneidet. Dann kannst du dein Wissen auf Fiverr anbieten.

12. Promotionen

Ich weiss, dass ich Promotionen schon bei den Temporär Jobs erwähnt habe. Aber es gibt für Promotionen eigene Agenturen, bei denen du dich melden kannst. Eine Firma, bei der ich auch schon selbst gearbeitet habe, heisst USP Partner AG. Ich fand deren Schulungen und ihre Organisation sehr gut. Das wäre also auch eine Möglichkeit.

13. Stadt- und Online-Krimi

Wenn du ein sehr selbständiger Schauspieler bist und dir Rollen nach einer Beschreibung selbst erarbeiten kannst, ohne dass du geschult wirst, könnte dies ein Job für dich sein. Bei The Same Adventures GmbH bist du in einem Pool von Schauspielenden und kannst dich für Einsätze melden, an denen du spielen kannst. Dabei musst du aber sehr eigenverantwortlich arbeiten und deine Rollen selbst erarbeiten. 

Für uns Mischa Löwenberg, Melanie Schütz, Uwe Peter und mich selbst ist dieser Job ein Lückenfüller neben unseren üblichen Engagements und in Pandemie-Zeiten eine der wenigen Einnahmequellen auf unserem Beruf. Ich liebe diese Krimis.

14. Hundesitter

Annina Sonnenwald hat sich während unserer Schauspielschulzeit einen Teil ihres Lebensunterhalts mit der Betreuung von Hunden verdient. Dabei kannst du ebenfalls flexibel Geld verdienen und ein Tier geniessen. Eine Webseite zur Hundbetreuung ist petsitting24 und wieder care.

15. Regieassistenz

Einen Job, den sowohl ich noch während der Schauspielschule und meine Freundin und Berufskollegin Melanie Schütz gemacht haben, ist Regieassistenz bei Produktionen. Das coole daran ist, du verdienst Geld, lernst aber gleichzeitig viel über Methoden von Regisseuren und Schauspielenden und, wie in meinem Fall, kann dies später zu einer Anstellung als Regisseurin führen. Dann hast du quasi zwei Berufe, auf denen du arbeiten kannst, Schauspiel und Regie. Dies hat Stefan Huber lange Zeit gemacht, bis er sich definitiv für Regie entschied.

Hast du Erfahrungen mit einem der Nebenjobs, welche ich oben genannt habe oder habe ich einen Nebenjob vergessen? Welches war der beste Nebenjob, den du bis anhin hattest? Hast du einen Nebenjob, der viel mit den darstellenden Künsten zu tun hat und deine darstellende Tätigkeit befruchtet?

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel

 

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Schauspielmethoden für deine Rollenarbeit

10 Schauspielmethoden für deine Rollenarbeit

Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 10. Februar 2021

Für die erarbeitung deiner Schauspielrolle habe ich hier 10 der Methoden aufgelistet, welche ich am meisten gebrauche und mir am geläufigsten sind. Du findest kurze Beschreibungen zu «Method Acting», «Meisner Technik», Biomechanik, Tier-Übungen, Rollenbiografie, Rolleninterview, Inspiration durch Adjektive, eigene Erfahrungen sammeln, Sprechtraining und Improvisation. Viel Spass und Erfolg bei der erarbeitung deiner nächsten Schauspielrolle.

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1. «Method Acting»

«Method Acting» ist wohl die bekannteste Schauspieltechnik unserer Zeit. Sie wurde von Konstantin S. Stanislawskis als Theorie niedergeschrieben. Den Durchbruch fand diese Theorie in der Schule von Lee Strasberg, welcher diese zu einer Methode für Filmschauspiel gewandelt hatte. Das Ziel dieser Methode ist es die Rolle möglichst glaubwürdig (Theaterjargon: authentisch) zu verkörpern. Dabei werden oft Erinnerungen und Erfahrungen aus dem eigenen Leben verwendet.

Die Schauspielerin oder der Schauspieler nimmt für eine bestimmte Szene eine passende Erinnerung aus ihrem oder seinem Leben und lässt diese Erinnerung während ihrem oder seinem Spiel als inneren Film ablaufen. Dabei löst die Erinnerung im besten Fall dieselben Emotionen aus, welche der Schauspieler oder die Schauspielerin im echten Leben erfahren hatte. Der Schauspieler oder die Schauspielerin reagiert dabei auf eine gemachte Erfahrung erneut und gibt dadurch seine oder ihre damals erlebten Gefühle wieder.

Schauspiel hat auf Basis dieser Methode viel mit der natürlichen Reaktion auf eine innere Vorstellung zu tun. Die Kunst ist es, sich das richtige für die Szene auszusuchen und die Durchlässigkeit, für die Reaktion darauf, zu trainieren.

2. «Meisner Technik»

Die «Meisner Technik» ist eine Weiterentwicklung des «Method Acting» von Standford Meisner. Standford Meisner war ein Schüler von Lee Strasberg. Vertreter der Meisner Technik sehen das Verwenden von echten Erinnerungen und Erfahrungen als zu gefährlich für die Schauspielenden an.

Die Gefahr für die Schauspielenden unverarbeitete Erfahrungen zu verwenden und sich dabei selbst zu verlieren ist ihrer Meinung nach zu hoch. Sie glauben, dass die reine Fantasie, die reine Vorstellung der Situation ausreicht, um eine Rolle glaubwürdig zu verkörpern. Dabei verwenden die Schauspielerinnen oder die Schauspieler möglicherweise Personen aus ihrem echten Leben, um eine fiktive, aber passende Geschichte zur Situation zu finden. Manchmal ist auch eine rein fiktive Person am besten geeignet, wie zum Beispiel den absoluten Traummann. 

Ein Beispiel aus dem Sommerkurs 2014 am Bill Esper Studio, welchen ich im Sommer besuchte, um «Meisner Technik» zu erlernen. Wir hatten die Aufgabe eine Geschichte zu einer Tätigkeit vorzubereiten, welche uns emotional berühren würde. Nach einigen gescheiterten Versuchen stellte ich mir folgendes Szenario vor. 

Da ich in New York war, stellte ich mir vor, dass meinem Vater seine Frau angerufen hätte und mir gesagt hätte, dass mein Vater einen Herzinfakt gehabt hätte und man noch nicht wisse, wie es ausgehen würde. Er werde im Spital behandelt und wir müssten warten. Diese Unsicherheit, ob er überleben oder sterben würde und die tiefe liebe zu ihm, machen mich sehr emotional (gerade sind die Tränen bei der Vorstellung davon bis zu den Augenrändern gekommen). 

Da wir zu jener Zeit einmal im Jahr eine kleine Reise machten, wollte ich ihm eine Karte mit jener Stadt basteln, zu der wir als nächstes fahren würden und ihm damit gute Besserung wünschen. Während man jetzt diese Aufgabe macht und sich diese Geschichte vorstellt, kommt der Spielpartner und fragt einen irgendwelche Fragen, welche man, soweit ich mich erinnern kann wiederholen muss. Die Übung heisst auch «Repetition».

Mich hat diese ganze Situation so sehr geärgert und aufgewühlt, dass ich zu weinen anfing. In einem schauspielerischen Sinne eine Topleistung, Susanne Esper war begeistert. Als Lektüre zur Meisner Technik kann ich das Buch «The Actor’s Art and Craft», von William Esper und Damon DiMarco sehr empfehlen.

3. Biomechanik

Die Biomechanik wurde von Konstantin S. Stanislawskis Schüler Wsewolod E. Meyerhold um 1922 entwickelt und geht in seiner Theorie und Methode vom Körper der Schauspielerinnen und Schauspieler aus. Bei dieser konstruktivistischen Schauspieltechnik erarbeiten die Schauspielenden ihre Rolle von aussen nach innen, also vom Körper zu den Emotionen. Dies ist die umgekehrte Vorgehensweise zum «Method Acting».

Da der Körper im Fokus steht, ist das Kennenlernen und das Bewusstsein für das Arbeitsinstrument für die Schauspielerinnen und Schauspieler grundlegend. «Ein solches Schauspielkonzept der Biomechanik setzt auf Sport, Akrobatik, Tanz, Rhythmik, Boxen, Fechten» [1]. Der Körper bildet die schauspielerische Grundlage und Ausgangslage.

Im Improvisationstheater arbeite ich oft vom Körper zur Szene. Es ist für mich einfacher eine Bewegung zu machen und daraus die Szene zu entwickeln. Meistens ist es eine Tätigkeit, welche durch die Eingabe des Publikums inspiriert wurde.

[1] Kotte, Andreas: Theaterwissenschaft. Eine Einführung. Köln, Weimar, Wien 2012. S. 179.

4. Tier-Übungen

Diese Übung hat Lee Strasberg von seiner Schauspiellehrerin Maria Ouspenskaya [2] erlernt und in seine Methode einfliessen lassen. Es bedeutet, dass die Schauspielerin oder der Schauspieler sich ein Tier, welches zu ihrer Rolle passt, aussucht und dessen Verhalten danach genau analysiert.

Wenn die Analyse abgeschlossen ist, spielt die Schauspielerin oder der Schauspieler das Tier nach und versetzt sich so gut er kann in sein Wesen und seine Energie. Wenn die Schauspielerin oder der Schauspieler genügend in der Energie des Tieres ist, kann er diese Stufenweise mit menschlichem Verhalten vermengen, bis nur noch ganz spezifische Verhaltensmuster des Tiers im Spiel der Schauspielenden durchscheinen.

Diese Übung gibt den Schauspielenden die Erfahrung, dass sie sich auch in Lebewesen und Energien versetzen können, welche sie selbst nicht sind. Gibt ihnen also die Erkenntnis, dass auch das Fremde spielbar ist.

[2] Wulf, Julia: Is Method Acting still the basis of successful acting in the USA? Hamburg 2014. S. 26

5. Rollenbiografie

In einer Rollenbiografie beschreibt man verschiedene Aspekte, einer zu erarbeitenden Rolle. Am einfachsten ist es mit den Fakten zu beginnen, was Merkmale wie Namen, Alter, Geschlecht, Herkunft, sozialer Status und Beruf beinhalten. Als zweites kommen dann die äusseren Eigenschaften der Figur zum Tragen, also Kleidung und aussehen. 

Als drittes die inneren Werte und Moralvorstellungen. Dann solltest du unbedingt eine Biografie deiner Figur schreiben. Diese beinhaltet zum Beispiel wo sie geboren wurde, was für eine Kindheit sie hatte, wie sie gross geworden ist, und so weiter. Weiter kann eine Rollenbiografie in der Ich-Form, also aus der Sicht der Rolle über sich selbst, hilfreich für dein besseres Verständnis sein. Zusätzlich dazu kann die Sichtweise von aussen ebenfalls hilfreich sein. Frage dich dabei wie der Lesende die Figur sieht?

Für einen detaillierten Leitfaden zur Rollenbeschreibung empfehle ich diesen von Wortwuchs.

6. Rolleninterview

Manchmal ist es einfacher ein Rolleninterview zu machen. Dabei steht der zu interviewende auf die Bühne oder in die Mitte eines Kreises und die anderen Schauspielenden fragen die zu interviewende Person zu ihrer Rolle aus. 

Dabei kann man als befragte Person in der Rolle sein oder auch nicht. Wenn man dies als Schauspielerin oder Schauspieler macht, lernt man rational etwas über seine Rolle. Wenn du dich auf das Wesen deiner Rolle einlässt und die Fragen aus deiner Rolle heraus beantwortest, entdeckst du vielleicht auch noch Gefühle oder Bewegungen, welche zuvor verborgen waren. Ich bevorzuge die zweite Variante.

Für einen detaillierten Leitfaden zu Rolleninterviews empfehle ich diesen von Sprachfoerderung.

7. Inspiration durch Adjektive

Manchmal hilft es mir auch, wenn ich bei der Rollenarbeit bestimmte Adjektive für meine Rolle heraussuche und diese in meiner Rolle ausprobiere. Diese Methode gibt mir neue Eindrücke von der Rolle und hilft mir neue Fassetten zu entdecken. Dabei kann ich auch gleich herausfinden, ob diese Fassetten passen könnten. Durch diese Methode erhalte ich mehr Klarheit über die wichtigsten Charaktereigenschaften meiner Rolle und kann diese im Spiel besser hevorheben.
 

Eine Liste von Adjektiven findest du hier bei Wortwuchs.

8. Erfahrungen sammeln

In Hollywood gehen Schauspielende manchmal soweit, dass sie sich den Erfahrungsschatz für eine Rolle, welche sie durch «Method Acting» spielen wollen, erarbeiten. Angeblich lebte Daniel Day-Lewis in der Vorbereitung auf den Film «Der letzte Mohikaner» mehrere Monate in der freien Wildnis und ass nur das Fleisch von Tieren, welche er selbst erlegt hatte. 

Für eine Rolle, in welcher ich sehr aggressiv sein musste, hatte ich den Text mehrere Male beim Boxen geübt, damit ich diese agressivität erfahren hatte und somit spielen konnte. Man kann seine Erfahrungen sehr kreativ sammlen, wichtig ist, dass es für dich stimmt.

9. Sprechtraining und Akzente

Je nach Rolle kann es passend sein, einen besonderen Akzent zu erlernen. Manchmal ist das auch eine Bedingung für eine Rolle. Da mir das erlernen eines Akzents sehr leicht fällt, findest du hier meine Strategie dazu: 

Ich suche mir eine Person, welche diesen Akzent spricht. Meistens finde ich diese auf Youtube. Dann höre ich mir den Akzent solange an, bis ich ihn nachsprechen kann. Sobald dies geht, spreche ich das was ich höre nach. Mit der Zeit kriege ich ein Gefühl für die Laute des Akzents und kann diesen auch bei anderen Worten, als den gehörten nachsprechen.

Für ein sauberes Hochdeutsch, kannst du auch bei Google das Wort, welches du lernen willst eingeben und dazu «aussprache» schreiben. Meistens kommt gleich ein Beispiel dazu, welches du dir anhören und mit dem du trainieren kannst.

Aussprache und Akzent

10. Improvisation

Die letzte Technik um eine Schauspielrolle zu erarbeiten ist die Improvisation. Dies ist ein induktive Erarbeitung einer Rolle, welche von innen nach aussen geht. In der Improvisation verwendet man die Eckdaten seiner Rolle und geht dann vom inneren Gefühl, einer inneren Inspiration oder einer Idee zur Rolle aus. 

Wenn du eine Inspiration aus dir heraus gefunden hast probierst du diese aus und schaust, wie sich diese weiterentwickelt. Deine Inspiration ist also dein Startpunkt und dann schaust du wo es dich hinzieht. Wichtig ist, dass du offen bleibst für was immer aus dir herauskommt und einfach machst, was sich richtig anfühlt, ohne dies zu überdenken.

Die Reflexion zum Geschehenen kommt nach dem du verschiedene Inspirationen ausprobiert hast und dabei herausgefunden hast, welche Ergebnisse, die du erforscht hast, sich am besten anfühlen. Wenn du dich bei den Improvisationen gefilmt hast, kannst du auch deine Aufzeichnungen ansehen und die Ergebnisse auswerten.

 
 
 

Das sind die 10 Schauspielmethoden für deine Rollenarbeit. Meine liebste Methode ist die «Meisner Technik», aber ich gebrauche auch andere Methoden von dieser Liste. Oft sind meine Rollen bei der Aufführung aus eine Mischung von mehreren dieser Methoden. Fallen dir noch mehr Schauspieltechniken ein oder hast du mit einer der Methoden besonders gute Erfahrungen gemacht? Schreibe es mir in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu hören.

Vielleicht magst du mir deine liebste Schauspielmethode vorstellen? Dass würde mich sehr freuen. Habe ich eine vergessen, die du besonders wichtig findest? Hast du schon Erfahrungen mit gewissen Methoden gemacht, welche du mit mir teilen magst?

Ich freue mich sehr über deinen Bericht.

Von Herzen,
Isabel

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Schauspielerfotos Titelbild

Was du für die besten Schauspielerfotos beachten musst

Schauspielerfotos Headerbild
Von März bis Mai 2020 habe ich mich intensiv mit dem Thema Schauspielerfotos auseinandergesetzt und soviel Informationen dazu gesammelt, wie ich nur finden konnte. Das wichtigste ist, dass der Fotograf oder die Fotografin dein Wesen und Aussehen auf dem Foto einfangen kann. Dann musst du aber noch beachten, dass du direkt in die Kamera schaust, dass Augenlicht in deinen Augen ist und dass du bunte Kleidung in blau, grün, violett oder rosa trägst. Weiter muss der Hintergrund unscharf sein, damit du im Fokus stehst und zur Geltung kommst.

Für erwachsene Schauspieler*innen lohnt es sich alle 12 bis 24 Monate neue Fotos zu machen. Bei Kinderschauspieler*innen sind alle 7 bis 12 Monate geeignet. Wenn du etwas äusserlich an dir veränderst, solltest du ebenfalls neue Fotos machen. Du brauchst Schauspielerfotos in erster Linie, damit Casting-Agenturen dich finden. Deine Fotos sind deine Visitenkarte und führen in erster Linie zu Filmrollen. 

Logischerweise benutze ich meine Fotos auch um mich auf Theaterrollen zu bewerben, aber da muss man früher oder später ohnehin vorsprechen gehen. Bei Filmrollen oder Werbung wird man manchmal auch ab Showreel oder Foto besetzt. Deshalb wäre es gut, wenn dein Foto dich so repräsentiert, dass man dich beim Vorsprechen wiedererkennt. Mit meinen ersten Schauspielerfotos ging ich mal an ein Vorsprechen und als ich über die Schwelle trat, sagte die Regisseurin: «Die sieht in echt ja ganz anders aus als auf dem Foto.» Wie du so eine Reaktion verhindern kannst, liest du unten.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 21. Januar 2021.

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1. Farbiges Foto

1 Schauspielerfotos von Isabel Sulger Büel
Einer meiner ersten Schauspielerfotos 2008. Auf diesem Foto war ich leider schlecht zu erkennen und die Regisseurin fand ich sah ganz anders aus als im echten Leben. © Raphael Zubler 2008
1 Schauspielerfotos von Isabel Sulger Büel
Du siehst bestimmt den Unterschied zwischen der Aussage des farbigen Fotos und des schwarz-weissen Fotos. © Raphael Zubler 2008

Ein Schauspielerfoto muss farbig sein, damit man deine Hautfarbe, deine Haarfarbe und deine Augenfarbe durch das Foto erfassen kann. Schauspielerfotos werden meistens im Hochformat geschossen und beinhalten drei Typen von Ausschnitten: Der erste Ausschnitt ist das Portrait, welches bis zur Brust geht. Der zweite Ausschnitt ist die Halbtotale (Filmsprache), welche bis zur Hüfte geht und zuletzt brauchst du ein Ganzkörperfoto. Bei der Agentur Hoestermann, haben aber sowohl Alexander Fehling als auch Elisa Plüss Querformat-Fotos im Profil.

2. Unscharfer Hintergrund

4 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel unscharf
Bei diesem Foto ist der Hintergrund unscharf, was mich in den Fokus rücken lässt. Zusätzlich seht ihr bestimmt den Glanz in meinen Augen. Mein Make-up besteht aus Maskara, Puder, Rouge und Lippenstift. © Evelyne Wey 2020
4 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel scharf
Bei diesem Foto ist der Hintergrund scharf und die Sonne hat mich zu sehr geblendet, weshalb ich meine Augen zukneife. Dass ich etwas "Krank" aussehe, liegt daran, dass mein Make-up nur aus Foundation und Maskara besteht. Etwas Rouge und Highlighter hätten dem Look gutgetan. Das war mein Fehler. © Janette Gloor 2020

Es ist total wichtig, dass der Hintergrund deiner Fotos unscharf ist, damit du im Fokus stehst. Wenn der Hintergrund scharf ist, wirkt das Foto wie ein Kunstfoto oder Ferienfoto und ist leider für dich als Schauspieler*in unbrauchbar, weil der Hintergrund zu sehr von dir als Person ablenkt. Du kommst zu wenig bis gar nicht zur Geltung. 

Deshalb ist es ein Muss, dass der Hintergrund unscharf ist. Ich persönlich mag ruhige Hintergründe lieber. Hintergründe mit zu viel Eigenleben lenken aus meiner Sicht schon wieder zu sehr von der Person ab. Auch mag ich Hintergründe weniger, bei denen man Objekte erkennt, weil sie ebenfalls zu sehr von der Person, welche im Fokus stehen sollte, ablenken. Ein bisschen Spiel im Hintergrund belebt aus meiner Sicht die Fotos.

3. Augenlicht

4 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Augenlicht
Ein Foto mit viel Lichtreflexion in den Augen. © Evelyne Wey 2020
4 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Augenlicht
Ein Foto mit wenig Lichtreflexion in den Augen. © Janette Gloor 2020

Bei einem Schauspielerfoto musst du in die Kamera schauen und es sollte sich Licht in deinen Augen reflektieren. Dieses Licht nennt man Augenlicht. Wenn dein Fotograf ausserhalb eines Studios arbeitet, müsst ihr die Fotos morgens oder abends schiessen, damit die Sonne in einem tiefen Winkel zur Erde steht. Die Sonne soll dir zwar in die Augen scheinen, aber dich nicht blenden. 

Ein Fotograf, der auf die benötigten Lichtumstände nicht hinweist, hat aus meiner Sicht nicht verstanden, worum es bei Schauspielerfotos geht. Achte darauf, dass deine Fotos Augenlicht enthalten. Du kannst dies auch bei anderen Schauspielerfotos überprüfen. 

4. Licht

3 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Helligkeit
Ein Schauspielerfoto muss genügend Hell sein. © Clariofilm 2015
Kein Schauspielerfoto
Dies ist kein Schauspielerfoto von mir, aber es zeigt gut, wie wichtig Licht für Fotos ist. Als Variante kannst du ein Foto mit Hut machen, aber nur eines. © René Lieberherr

Neben dem Augenlicht muss das Foto genügend hell sein. Du sollst schliesslich so gut wie es nur geht zur Geltung kommen. Soweit ich von Fotografen gehört habe, sind bewölkte Tage für Foto-Sessions im freien am besten, weil dann die Sonne keine Schatten wirft. Wie gut dann Augenlicht eingefangen werden kann, weiss ich nicht. Am besten fragst du deinen Fotografen, was er dazu meint.

5. Perspektive

5 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Perspektive 1
5 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Perspektive 2

Für Schauspielerfotos gibt es zwei Perspektiven, welche gut geeignet sind. Einmal die frontale Perspektive, in der du gerade in die Kamera schaust und einmal ein Foto, wo man dein Gesicht ein wenig von der Seite sieht.

6. Ganzkörperfoto bedeutet von Kopf bis Fuss

5 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Ganzkörper
Mein Ganzkörperfoto auf dem ich von Kopf bis Fuss zu sehen bin. © Evelyn Wey 2020
5 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Ganzkörper
Ein Ganzkörperfoto, welches leider angeschnitten ist. © Clariofilm 2015

Ein Ganzkörperfoto muss den Haaransatz und die Füsse draufhaben, nur bis zu den Unterschenkeln gilt nicht. Dies wusste ich nicht und habe ich bei einer Beratung durch Stagepool erfahren. Aus meiner Sicht macht dieser Umstand total Sinn, weil ein Casting-Agent nur dadurch sehen kann, wie dein Körper wirklich gebaut ist und wie dieser vor der Kamera wirkt. 

7. Make-up vom Profi machen lassen

Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Make-up.
5 Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Perspektive 1

Meine Erfahrung ist, dass ich mit Make-up viel besser aussehe als ohne. Da ich leider immer noch sehr wenig Erfahrung mit Make-up habe, werde ich mir das nächste Mal einen Profi besorgen, auch weil mir die Fotos, welche ich bei Clario Film schiessen liess von allen meiner Schauspielerfotos am besten gefallen. Leider macht diese Firma keine Fotos mehr. 

Das Make-up muss natürlich wirken und es muss mit Puder abgedeckt werden, damit du auf dem Foto nicht glänzt. Du darfst auf keinen Fall überschminkt wirken. Wenn also ein Fotograf diese Zeilen hier liest und ein gutes Angebot mit Make-up Person machen kann, bitte melde dich bei mir.

8. Kleidung

Foto von Isabel Sulger Büel
Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Schwarz-Weiss

Das wichtigste an der Kleidung ist, dass sie farbig ist. Die Farben Grün, Blau, Violett und Rosa sind nach diesem Video am besten für die Kamera geeignet. Wenn du es schaust, siehst du gleich, dass Dina Moeller recht behält. Ich habe mich bei meinem letzten Fotoshooting nicht darangehalten und dummerweise weiss, rot und gelb mitgebracht. Wenn du kannst, verhindere das.

Weiter ist unifarbene Kleidung besser als solche mit Muster, weil Kleidung mit Muster ein Moiré-Effekt auslösen kann und dabei das Muster auf dem Bild zu flimmern beginnt. Die Farben Weiss und Schwarz sind Kontraste und lassen dich grösser, müde oder fahl aussehen. Deshalb sind auch diese zu vermeiden.

Suche dir deine Kleider auch nach den Rollen aus, welche du spielen willst. Ich habe bei meinen Freunden eine Umfrage gemacht, in welchen Rollen sie mich sehen und habe vor ein paar Jahren mit Urme Neumann Rollenprofile erarbeitet. Urme Neumann ist eine sehr gute Beraterin, was Schauspielfragen betrifft. Sie ist auf die Chekhov-Methode spezialisiert, berät aber auch in anderen Gebieten.

Wenn du eine Agentur hast, besprich doch auch mit deinem Agenten, was du anziehen sollst und in welchen Rollen er/sie dich sehen. Die Informationen meiner Freunde und Urme’s Beratung haben folgende Rollenprofile ergeben: die taffe Frau, die Prinzessin, die verführerische Frau und das Mädchen von nebenan.

Zusätzlich habe ich mich auch noch vom englischen Sprachraum inspirieren lassen und fand folgende drei Aspekte für Schauspielerfotos gut:

  • clean slate: so wie du ans Set kommen würdest
  • commercial headshot: lächeln, so dass die Zähne zu sehen sind
  • character headshot: Rollen, welche du gerne spielen möchtest

Aus all diesen Aspekten habe ich dann meine Kleidung ausgesucht. Wenn du dich für Kleider entschieden hast, fotografiere dich selbst in den Kleidern und schau, wie diese auf dich wirken. Möglicherweise hilft dir hier ebenfalls die Meinung deiner Freunde und deiner Agentur. Vielleicht inspirieren dich auch Fotos von anderen Schauspieler*innen, schau doch mal auf ein paar Agenturseiten nach.

9. Studio Ja oder Nein

Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Studio
Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Studio

Ob du Fotos in einem Studio schiessen willst oder nicht, ist eine Frage der Kosten. Fotografen, welche ein Studio besitzen sind aus meiner Erfahrung teurer, aber die Fotos sind klarer. Du als Person bist wirklich im Fokus, ohne dass irgendetwas von dir ablenkt. Allerdings würde ich blau oder grau für den Hintergrund verwenden, weil schwarz sehr Hart und weiss zu hell wirkt. Vielleicht hat dein Fotograf einen etwas belebten Hintergrund in seinem Studio, welchen ihr verwenden könnt. Weiter denke ich, dass es einfacher ist Augenlicht in einem Studio einzufangen, weil dort die Beleuchtung eingerichtet werden kann.

Bei Aussenaufnahmen finde ich es schwierig, wenn Hintergründe zu unterschiedliche Farben und Schattierungen aufzeigen. Ich finde, sie lenken zu sehr von der Person auf dem Foto ab. Es gibt aber auch die Möglichkeit Locations zu finden, bei denen der Hintergrund ein schönes Spiel von ähnlichen Farben bekommt. Am besten suchst du bei verschiedenen Agenturen Fotos, welche dir entsprechen, zusammen und entscheidest dich danach, ob du lieber im Freien oder in einem Studio Schauspielerfotos machen willst.

10. Dein Wesen muss eingefangen werden

Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Wesen
Schauspielerfoto Isabel Sulger Büel Wesen.

Die schwierigste Herausforderung für mich, war und ist es einen Fotografen zu finden, der mein Wesen einfangen kann. Dabei spielen zwei Komponenten eine Rolle, zum einen muss ich mir selbst, während der Fotosession, treu sein und zum anderen muss der Fotograf mein Wesen herauskitzeln können. 

Ich finde es deshalb wichtig, mit einem Fotografen zusammenzuarbeiten, bei dem ich mich wohl fühle und von dem ich das Gefühl habe, dass er weiss, was er macht. Sei, während einem Shooting, einfach dich selbst, fühle was gerade in dir passiert und entspanne dich. Zeige der Kamera die Bandbreite deiner Gefühle. 


Schauspielerfotos sind immer eine individuelle Angelegenheit und es gibt nur ein paar Dinge, wie der unscharfe Hintergrund und das Augenlicht, die du wirklich beachten musst. Besprich mit deinem Fotografen den Stil deiner Bilder und was du dir wünschst. Dann merkst du gleich ob ihr euch versteht und gut zusammenarbeiten könnt. Wenn dir noch etwas einfällt, dass hier gefehlt hat, schreib es mir doch bitte in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu hören.

Kennst du einen richtig guten Fotografen für Schauspielerfotos, den du mir gerne empfehlen würdest? Das würde mir nämlich sehr helfen. Gibt es besonders angenehme oder unangenehme Shootings, welche du schon gemacht hast und du etwas gelernt hast, was du mit mir teilen willst? Ich bin froh um Tipps dazu.

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel

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Wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest

Wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest

Wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest

Um eine Schauspielrolle glaubwürdig zu verkörpern, brauchst du ein grundlegendes Verständnis für das Stück und seinen historischen Kontext. Dass bedeutet, du musst die Lebensumstände der damaligen Zeit und die gesellschaftlichen Umstände verstehen. Aufbauend auf diesem Hintergrundwissen, untersuchst du die Umstände deiner Rolle. Dann lernst du den Text auswendig und probierst danach mit dem Text, deiner Stimme und deinem Körper aus, was am besten zu deiner Rolle passt. Hier findest du eine Anleitung, wie du in 10 Schritten eine Schauspielrolle erarbeitest.

Keine Lust zu lesen? Schau dir das Video an.

Das Vorgehen, welches ich beschreibe, wird als deduktiver Rollenaufbau[1] bezeichnet. Wir arbeiten uns von aussen nach innen vor, oder anders formuliert, von der zur Verfügung stehenden Information zur Rolle. Das Gegenteil ist ein induktiver Rollenaufbau, was bedeutet, dass nur die Eckdaten als Information verwendet werden und durch Improvisation zur Rolle gefunden wird.

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 5. Januar 2021.

1. Das Stück lesen

Dieser Schritt bildet die Grundlage für die gesamte Rollenarbeit. Schreibe dir eine Zusammenfassung der Handlung auf. Damit stellst du sicher, dass du diese verstanden hast. Weiter kannst du Handlungen deiner Figur heraussuchen, welche für diese bezeichnend sind. Damit meine ich Handlungen, welche die Gefühle und dadurch das Verhalten deiner Rolle grundlegend verändern. Im Theaterjargon wird von einem Drehpunkt gesprochen. Wenn ein Drehpunkt die ganze Handlung des Stücks verändert, sprechen wir von einem Fabeldrehpunkt. 

Fragen, die du dir dazu stellen kannst, sind: Welche Persönlichkeit hat deine Rolle? Wo findest du Drehpunkte für deine Rolle? Von welchem Gefühl zu welchem neuen Gefühl wechselt sie?

2. Die Situation deiner Rolle analysieren

Um die Situation der Rolle zu erfassen benutze ich die Methode, welche «Die Situation»[2] genannt wird. Dabei werden 6 W-Fragen an die Situation beantwortet, welche dir ein vertieftes Verständnis für die Situation deiner Rolle geben.

«Woher komme ich?»

Die erste dieser Fragen, erörtert die Vorgeschichte der Situation, also auch die emotionale Haltung, mit der die Figur in die Situation eintritt. Überlege dir, was vor der Szene passiert ist und wo deine Figur war.

«Wo befinde ich mich?»

Die zweite dieser Fragen, fragt nach dem Ort, an dem sich die Figur befindet und was dieser Ort mit ihr macht. Überlege dir wie deine Figur zu dem Ort steht, in welchem sie sich befindet und was er ihr bedeutet.

«Wozu komme ich?»

Die dritte dieser Fragen, erörtert die Absicht, mit welcher die Figur in die Situation eintritt. Überlege dir, was das Ziel deiner Figur ist. Mit welcher Absicht sie in die Szene eintritt und ob diese Absicht sich während der Szene verändert.

«Wer ist da?»

Die vierte dieser Fragen, untersucht die Beziehungen zwischen den anwesenden Figuren. Überlege dir wie deine Figur zu den anderen Figuren steht, welchen sie vertraut und welchen sie misstraut. Möglicherweise gibt es eine Vorgeschichte, welche durch das Verhalten der Figuren zum Vorschein kommt.

«Wohin gehe ich?»

Die fünfte dieser Fragen, beschäftigt sich mit der Nachgeschichte. Dabei ist wichtig, ob die Nachgeschichte durch die Situation hervorgerufen wird oder ob diese schon vor dem Eintreten in die Situation geplant war. Überlege dir, wie und warum deine Figur den Ort bzw. Raum wieder verlässt und was ihr dazu Anlass gibt.

«Was ist wichtig?»

Die sechste dieser Fragen, untersucht das besondere und einzigartige an der Situation. Überlege dir, was dir besonders aufgefallen ist. Möglicherweise hat dich etwas beim Lesen überrascht.

Wenn du alle diese Fragen eindeutig beantworten konntest, stellt sich noch die grundlegende Frage, wie du das erarbeitete Zeigen willst und wieviel von deinen erarbeiteten Haltungen zu sehen sein soll. Besonders wichtig sind die Diskrepanzen einer Figur. Wo sind das Gesprochene und das Verhalten der Figur gegenläufig? Ist die Figur irgendwo zerrissen? Die Konflikte einer Figur sind spannende Ansätze, um eine Rolle zu erarbeiten.

3. Hintergrundinformationen sammeln

Gerade bei klassischen Texten, versuche ich den historischen Kontext zu erfassen. Dabei hilft mir in erster Linie Erläuterungs-Literatur. Dabei stelle ich mir weitere Fragen. «Wie haben diese Menschen gelebt?», «Was waren ihre gesellschaftlichen Normen?», «Was war das Besondere an dieser Geschichte für die damalige Zeit?».

Weiter schaue ich mir Interviews von Schauspielern an, welche diese Rolle schon einmal gespielt hatten und über diese reden. Manchmal schaue ich mir auch Aufnahmen von Theateraufführungen an oder frage Berufskollegen, wie sie die Rolle und das Stück sehen.

4. Bedeutung des Textes erfassen

Um die Bedeutung des Textes zu erfassen gibt es in der Schauspielerei eine Übung, in welcher der Subtext einer Figur untersucht wird. Dabei ist es wichtig, dass du erfasst, was die Figur mit dem was sie sagt meint. Es geht darum, das was zwischen den Zeilen steht herauszulesen und aufzuschreiben.

Ich schreibe mir jeweils den effektiven Text auf ein Blatt Papier und schreibe die Gedanken der Figur (Subtext) darunter. Je besser du den Subtext erarbeitest, umso mehr können dir auch Konflikte deiner Figur auffallen und umso vielschichtiger kannst du deine Figur begreifen.

5. Den Text Auswendiglernen

Wenn du die Vorarbeit zu diesem Punkt seriös gemacht hast, sollte dir das Text Auswendiglernen etwas leichter fallen. Wichtig ist, dass der Text wirklich gut verinnerlicht und jeder Zeit abrufbar ist, egal was um dich herum passiert. Ich beginne immer damit, den Text abzudecken und den genauen Wortlaut mehrmals hintereinander zu repetieren. Bis ich den Satz verinnerlicht habe.

6. Die passende Stimme finden

Mit all deinem Vorwissen und dem gelernten Text, kannst du jetzt anfangen die passende Stimme für deine Figur zu suchen. Wie spricht deine Figur? Hat sie einen Akzent? Ist ein Vokal langgezogen oder betont sie eine Konsonante in gewisser Weise auffällig? Gerade bei klassischen Texten ist es manchmal schwierig diese natürlich zu sprechen. Solltest du Mühe haben, probiere ihn mal in deinem Dialekt zu sprechen. Das kann helfen einen natürlicheren Zugang zu finden. Probiere herum, bis du eine Art des Sprechens gefunden hast, welche für dich stimmig ist.

7. Den passenden Körper finden

Jetzt wo du den Text und die Stimme kannst, versuche herauszufinden, wie deine Figur sich bewegt. Ist sie Stolz und läuft mit hervorgehobener Brust herum oder ist sie eine graue Maus und lässt deshalb das Brustbein einsinken? Wie geht sie dribbelnd oder in langgezogenem Schreiten? Was macht sie mit den Armen? Hat deine Figur einen Tick, den sie ausmacht? Alle diese Fragen und noch viele mehr kannst du erforschen. Fühl dich frei, probiere herum und behalte was sich stimmig anfühlt.

8. Die passenden Emotionen finden

Auch hier kannst du mit der Stimme und dem Körper verschiedene Emotionen ausprobieren. Frage dich, wie sich deine Figur fühlt. Was sie bewegt und wie sich das ausdrückt. Auf Youtube gibt es verschiedene Schauspielcoachs, welche Filmszenen untersuchen. Schaue dir ein paar passende davon an, um dir ein Bild von den Möglichkeiten zu machen und dann auszuprobieren, was für dich stimmt.

9. Das angeeignete Verinnerlichen

Wenn du bei all diesen Punkten eine stimmige Ausdrucksart gefunden hast und dich mit dem erarbeiteten Wohl fühlst. Dann geht es daran, dies zu üben. Da Schauspieler ohnehin 4–8 Stunden am Tag proben, üben sie dann. Manchmal üben sie auch noch vor, nach und zwischen den Proben. Dir empfehle ich eine Stunde am Tag zu investieren.

Wenn du mit einem Regisseur zusammenarbeitest, würde ich erst noch mit ihm Absprechen ob eure Vorstellungen zur Figur ähnlich sind. Du kannst ihm aber auf jeden Fall mehrere Angebote zeigen, sollte dein erstes Angebot nicht bei ihm ankommen. Wenn du einfach für dich übst Zeige deine Arbeit einem Vertrauten, oder einem Schauspielcoach. Damit kannst du überprüfen, ob das was du beabsichtigst auch bei den Zuschauenden ankommt. Mehrere Meinungen geben möglicherweise eine tiefere Einsicht, darüber wie deine Rolle beim Publikum ankommt.

10. Auf die Bühne stehen und spielen

Wenn es dann zur Aufführung oder dem Vorsprechen kommt, steh auf die Bühne und mach. Suzanne Esper vom Bill Esper Studio NYC hat mal in einer Probe gesagt, dass man all diese Arbeit in eine Rolle steckt, um am Ende auf der Bühne, alles wieder zu vergessen. Damit meint sie nicht, dass du vergessen sollst, was du geübt hast, sondern dass du auf das, was du geübt hast vertrauen sollst. Lasse das geübte in gewisser Weise los und steige zu 100% in den Moment ein. Wenn du dich selbst während dem Vorspiel überraschst, ist das super. Mach einfach weiter.

Zum Abschluss

Ich wünsche mir, dass dir diese Anleitung geholfen hat und dass du dich nun bereit fühlst mit deiner Rolle auf die Bühne zu gehen und Theater zu spielen. Toi, toi, toi, und viel Spass wünsche ich dir dabei. Lass mich doch wissen, ob dir das beschriebene Vorgehen geholfen hat und wie es dir in deinem Rollenprozess erging.

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel


Quellenverzeichnis

[1] Deduktiver bzw. induktiver Rollenaufbau: (Vom Suchen und Finden der eigenen Rolle(n), Anja Grimbichler, September 2006, S. 16;
in Simhandl zitiert in Weintz 2003, S 193).

[2] «Die Situation» Schauspiel Schule Zürich (SSZ), 2011, Christian Seiler

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10 der berührendsten Theaterstücke

10 der berührendsten Theaterstücke

10 der berührendsten Theaterstücke
In diesem Artikel bekommst du eine kurze Beschreibung von jenen Theaterstücken, welche mein Leben auf die eine oder andere Art und Weise bereichert haben. Sei es durch ihre Tragik, mit welcher sie mich und hoffentlich auch dich, das Leben reflektieren lassen oder sei es, weil ihre Leichtigkeit mich zum Lachen bringt. Darum habe ich hier für dich, die 10 der berührendsten Theaterstücke zusammengetragen. 

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Autorin: Isabel Sulger Büel, veröffentlicht: 30. Dezember 2020.

Keine Lust zu lesen? Schau dir das Video an.

1. «Bunbury» von Oscar Wilde

Auf Englisch wird dieses Stück auch «The Importance of Being Earnest» genannt. Dies bezieht sich sowohl auf den Charakterzug, der Ernsthaftigkeit, als auch auf den Alter Ego der Hauptfigur, welche Earnest heisst. Oscar Wilde versteht es mit viel zynischem Humor die Gesellschaft seiner Zeit zu porträtieren und hält dem Publikum auf witzige Weise den Spiegel vor.

Dieses Stück habe ich etwa dreimal im Schauspielhaus Zürich unter der Leitung von Matthias Hartmann gesehen, weil es einfach so gut inszeniert war. Dann habe ich es etwa zweimal gelesen und 2011 die Rolle der Cecily Cardew gespielt. Durch seinen Humor ist es zu meinem liebsten Theaterstück geworden. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer eins.

2. «Was ihr Wollt» von Willam Shakespeare

Diese Komödie von William Shakespeare ist, wie die meisten Stücke von ihm, gegenwärtig aktuell. Viola überlebt ein Schiffunglück. Aus der Not und weil sie Schlau ist, verkleidet sie sich als Mann um arbeiten zu können. Sie verliebt sich in ihren Arbeitgeber, Orsino, welcher aber für eine andere Frau schwärmt. Die Verwechslungen lösen sich am Ende in ungewohnter Weise auf. 

In der Figur Viola wird eine moderne Frau verkörpert, welche sich zu behaupten weiss. Eine fortschrittliche und weitdenkende Frauenfigur, in einem Stück des frühen 17. Jahrhunderts, überraschte mich. Deshalb mein Dank an William Shakespeare für diesen frühen Boten der Frauenbewegung. In «Was ihr wollt» findest du also ein witziges Stück, welches modern interpretiert werden kann. Es ist mein liebstes Shakespeare Stück. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer zwei.

3. «Kabale und Liebe» von Friedrich Schiller

Im Gegensatz zu den Märchen unserer Zeit, in welchen bürgerliche Frauen in den Adel heiraten, behandelt Kabale und Liebe diese Möglichkeit, welche aber noch unrealistisch ist. Der Adelssohn Ferdinand von Walter hat sich unsterblich in die Musikertochter Luise Miller verliebt. Dem Papa Walter, Präsident von Walter genannt, passt dies überhaupt nicht, denn er will, dass sein Sohn eine Adelige heiratet, um seine Macht zu stärken. Deshalb spinnt er eine Intrige. Daraus ist auch der Titel des Stücks abzuleiten, denn Kabale bedeutet Intrige (Duden.de, 30.12.20). 

Dieses Stück lehrte mich den Missbrauch von Macht in der Politik und wieviel ein Individuum zur damaligen Zeit wert war. Das Stück wird dem «Sturm und Drang» zugeordnet, eine Gegenbewegung zur «Aufklärung». Die «Aufklärung» stand für Rationalität und der «Sturm und Drang» für Emotionalität. Diese Tragödie ist emotional, hinterhältig und lehrreich. Mich hat dieses Stück tief beeindruckt. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer drei.

4. «Woyzeck» von Georg Büchner

Das Drama Woyzeck gibt Einblick in das harte Militärleben zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Woyzeck ist von Beruf Wehrmann und er ist Vater von Christian, seinem unehelichen Kind, welches er mit der attraktiven Marie bekommen hat. Sein Sold reicht zum Leben leider nicht aus, weshalb er auch noch für den Hauptmann als persönlicher Assistent und beim Arzt als Proband dient. Woyzeck leidet an Schizophrenie. Diese könnte aber gerade durch die Versuche, welche vom Arzt an ihm verübt wurden, entstanden sein. Marie hat eine Affäre und Woyzeck ist eifersüchtig, weshalb er am Ende Marie mit einem Messer ersticht. 

Dieses Stück von Georg Büchner basiert auf der wahren Begebenheit des Johann Christian Woyzeck, welcher am 21. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost aus Eifersucht erstach (Wikipedia: Woyzeck 30.12.20). Georg Büchner beschreibt darin detailliert über die Gesellschaft, in der er lebte, deren medizinische Praxis und die Möglichkeiten, welche den unteren Schichten gegeben oder eben verwehrt waren. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer vier.

5. «Leonce und Lena» von Georg Büchner

Dieses Lustspiel wird von einer witzigen Leichtigkeit durchzogen. Weshalb es zu meinen Lieblingsstücken zählt. Prinz Leonce soll Prinzessin Lena heiraten. Dies will er aber nicht, weshalb er abhaut. Auf seiner Reise begegnet er der ebenfalls vor der Hochzeit davon gelaufenen Lena. Als sich die beiden begegnen verlieben sie sich sofort ineinander. Die beiden Figuren verbindet eine gewisse Sinnlosigkeit des Seins. Verständlich, wenn man bedenkt, dass beide einfach alles kriegen was sie wollen, sobald sie mit dem Finger schnippen. Aber am Ende wird alles gut. 

Georg Büchner kritisiert auch in diesem Stück seine Gesellschaft, aber auf eine angenehm humorvolle Weise. Fun Fact: Dieses Lustspiel von Georg Büchner verdreht die Ständeklausel und lässt gegenteilig zu deren Regel Adelige Hauptfiguren in einer Komödie, anstelle einer Tragödie, auftreten (Vorlesung: Oliver Lubrich, Universität Bern, 2020). Nach Erich Kästner zählte Leonce und Lena zu den sechs wichtigsten klassischen Komödien deutscher Sprache (Wikipedia: Leonce und Lena, 30.12.20).

Eine Aufführung aus dem Schauspielhaus Zürich unter der Regie von Barbara Frey hat mich so sehr gefesselt, dass ich zwei Stunden, ohne bewegungslos im Theater sass. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer fünf.

6. «Lysistrate» von Aristophanes

Im letzten Semester besuchte ich an der Universität Bern das Seminar Weiberstreik, in welchem wir 12 unterschiedliche Versionen von Lysistrate lasen. Mir hat die Übersetzung von Niklas Holzberg am meisten gefallen, weil sie mit viel Sorgfalt umgesetzt wurde. So hat er Lampito einen altbayrischen Akzent gegeben, damit der Unterschied der griechischen Akzente nachvollziehbar wird.

Weiter hat er versucht den expliziten sexuellen Humor und die sexuelle Sprache von Aristophanes zu übernehmen. Dieser Umstand gibt dem Stück seinen Charme, ist aber auch etwas gewöhnungsbedürftig. Mir persönlich hat die Freiheit, mit der die Frauen über Sexualität sprechen, sehr entsprochen. Dazu kommt natürlich, dass man diese Version des Frauenstreiks gut in die heutige Zeit einbetten kann und damit am Puls der Zeit ist. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer sechs.

7. «Draussen vor der Tür» von Wolfgang Borchert

Wolfgang Borchert erzählt in diesem Drama die Geschichte eines deutschen Soldaten, welcher nach drei Jahren Kriegsgefangenschaft zurückkehrt. Der Soldat hat Mühe sich in der Gesellschaft, welche den zweiten Weltkrieg verdrängt hat, zurechtzufinden. Mich hat dieses Stück tief beeindruckt und berührt. Es hat mir die Schwierigkeiten vom Umgang mit dem Krieg und dessen Traumatisierungen daraus aufgezeigt. Ein Theaterstück, welches bewegt und die Abgründe der Menschheit auf eindrucksvolle Weise veranschaulicht. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer sieben.

8. «Drei Groschenoper» von Bertolt Brecht

Ein fulminantes Stück Episches Theater. Mit viel Abwechslung gestaltet, wird man als Leser*in immer wieder überrascht. Dem Stück wohnt absurder Witz inne, was neben den hervorragenden Liedern von Kurt Weill für angenehme Unterhaltung sorgt. Bertolt Brecht wollte zwar ein Lehrstück zur Gesellschaftsveränderung schreiben, hat dies aber in hervorragende Unterhaltung verpackt. Gangster und Ganoven geben sich gegenseitig zum Besten und verkehren die Welt. Zum Schluss wird alles gut. Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses Stück zu lesen oder zu sehen. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer acht.

9. «Die Vagina Monologe» von Eve Ensler

Ein feministisches Theaterstück über die unterschiedlichen Beziehungen von Frauen zu ihrer Vagina. In den meisten Fällen tragische Erlebnisse, manchmal auch lustvolle Texte. Das Stück besteht aus mehreren Monologen und wird üblicherweise zum Weltfrauentag von verschiedenen Organisationen aufgeführt. Ein wichtiges Stück zur Emanzipation der Frau und wichtig für unsere Gesellschaft. Mich haben die Monologe von älteren Frauen, welche sich zum ersten Mal sexuell entdecken tief beeindruckt. Darüber hinaus weist das Stück aber auch auf die möglichen Formen der Beziehung zwischen den Geschlechtern hin. Dies in einem negativen und positiven Sinn. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer neun.

10. «Alice im Wunderland» von Roland Schimmelpfennig

Dies ist eine Gesamtausgabe mehrerer Werke von Roland Schimmelpfenning und jene, welche ich zu Hause habe.

Diese Adaption von «Alice im Wunderland» durch Roland Schimmelpfennig ist wahnsinnig lustig und fröhlich. Insbesondere das Kaninchen, welches immer zu spät ist, hat es mir angetan. Bis heute kenne ich die Zeilen «die läuft, die Zeit, die läuft davon, und ich lauf hinterher» auswendig. Dabei spricht der arme Hase seinen Text auch noch in drei Sprachen nämlich, Deutsch, Englisch und Französisch, auf.

Eine moderne globalisierte Adaption von Lewis Carols Meisterwerk. Während meiner Schauspielausbildung, probten und spielten wir eine Szene daraus. Ich durfte die Rolle der Alice mimen. Es lohnt sich ohnehin Roland Schimmelpfennig zu lesen, aber diese Adaption von «Alice im Wunderland» ist einfach wunderbar. Von den 10 der berührendsten Theaterstücke, ist dies meine Nummer zehn.

Hast du das eine oder das andere Theaterstück gelesen oder gesehen? Oder müsste deiner Meinung nach noch ein weiteres Stück auf diese Liste? Lass mich doch deine Ideen, Wünsche und Anregungen in den Kommentaren lesen. Wenn du eines der Stücke, gelesen hast, lass es mich doch ebenfalls wissen. Es freut mich von dir zu hören.

Ich freue mich sehr auf deine Erzählungen.

Von Herzen,
Isabel


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